Gefährliche Herbststraßen Wie bei Wildwechsel zu reagieren ist
Berlin/München (dpa/tmn) - Fuß vom Gas - das gilt im Herbst ganz besonders. Denn die Gefahr von Wildunfällen steigt jetzt wieder stark an. Besonders in der Dämmerung sind viele Wildtiere aktiv, informiert der Naturschutzbund Deutschland (Nabu). Nach der Zeitumstellung in der Nacht zum 31. Oktober fallen die Dämmerungszeiten in die Hauptverkehrszeiten. Also heißt es speziell in den frühen Morgen- und den Abendstunden: Tempo rausnehmen, Straßenränder im Blick halten und stets bremsbereit sein.
Besonders auf Routen durch den Wald oder im Verlauf von unübersichtlichen Wald- und Feldrändern ist die Wahrscheinlichkeit von Wildwechseln hoch, so der ADAC. Entsprechende Schilder kennzeichnen solche Bereiche oft.
Je langsamer desto besser
Jedes km/h weniger kann sich auszahlen. Wer etwa statt mit Tempo 100 nur 80 km/h fährt, reduziert den Bremsweg um fast 25 Meter. So kommt man vielleicht rechtzeitig zum Stehen oder verringert die Aufprallgeschwindigkeit. Denn nicht nur den Tieren droht Gefahr - auch die Insassen könnten schwere bis tödliche Verletzungen erleiden.
Wer Tiere am Rand ausmacht, sollte laut ADAC und Nabu kontrolliert abbremsen und abblenden. Grelle Scheinwerfer können sie erstarren und orientierungslos werden lassen. Hupen kann die Tiere verscheuchen. Aber Achtung, immer mit Nachzüglern rechnen, die auch panisch die Fahrbahn queren können. Immer langsam und vorsichtig wieder anfahren.
Ausweichmanöver können gefährlich enden
Unkontrollierte Ausweichmanöver sollte man nie starten. Das könnte den Gegenverkehr gefährden oder schnell am nächsten Baum enden, so der ADAC. Lässt sich ein Aufprall nicht vermeiden, hält man das Lenkrad fest, bleibt in der Spur und macht eine Notbremsung.
Nach einer Kollision heißt es: Ruhe bewahren Warnblinker an, Warnweste überstreifen und die Unfallstelle absichern. Das gilt auch, wenn das verletzte Tier noch flüchten konnte. Sind Menschen verletzt, die 112 wählen und Erste Hilfe leisten. Aber auch wenn Menschen unverletzt sind, ist die Polizei unter 110 oder ein Jäger zu verständigen. So kommen Sie auch an die wichtige Wildunfallbescheinigung für die Versicherung. Für Schäden mit Haarwild wie etwa Rehe, Hirsche und Füchse kommt in der Regel eine Kaskoversicherung auf. Manche Policen decken sämtliche Tiere ab.
Zwischen gut gemeinter Hilfe und Wilderei
Solange man auf Polizei oder Jäger wartet, kann das tote Tiere an den Rand der Fahrbahn gezogen werden, um Folgeunfälle zu vermeiden. Dabei immer Handschuhe tragen, um sich vor möglichen Parasiten oder Krankheiten zu schützen.
Verletzte Tiere sollte man wiederum nie anfassen und sich fernhalten, da diese unkontrolliert reagieren können. Das angefahrene Wild auch nie vom Unfallort entfernen, es etwa in den Kofferraum legen, um einen Tierarzt aufzusuchen. Das kann eine Anzeige wegen Wilderei und eine Strafe nach sich ziehen.
Unfälle sollten Betroffene aber auch ohne Schaden am Fahrzeug melden, So können Jäger das verletzte Tier eventuell finden. Eine Markierung der Unfallstelle, etwa mit einem Taschentuch hilft dabei.
Warum steigt die Gefahr im Herbst?
Der Herbst markiert für viele wilden Tiere die Jahreszeit, in der die im Frühjahr zur Welt gekommenen Jungtiere selbst auf Wanderschaft gehen, erläutert der Nabu. Es sei auch die Zeit der Nahrungssuche vor dem Winter. Laut dem Deutschen Jagdverband (DJV) sind Rehe an jedem zweiten Wildunfall beteiligt, kleinere Tiere wie Feldhasen und Marder bei jedem fünften. Aber auch Wildschweine und Hirsche sind unterwegs.
Der Nabu weist darauf hin, dass im Osten Deutschlands auch Elche auftauchen können, die aus Polen bevorzugt entlang der Fließgewässer nach Brandenburg einwanderten. Solche großen Tiere mit hohen Beinen sind besonders gefährlich, da der Oberkörper auf Motorhaube oder Windschutzscheibe katapultiert werden könne.