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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Hohe Dunkelziffer Wie Spediteure mit Abgaswerten tricksen
Eine kleine technische Vorrichtung beeinflusst die Abgaswerte von Lkw. Die Technologie ist zwar verboten – für Kontrolleure wird es aber immer schwieriger, sie aufzudecken.
Mit speziellen Emulatoren verändern Spediteure und Lkw-Fahrer die Abgaswerte ihrer Fahrzeuge. Wie die "Süddeutsche Zeitung" berichtet, beeinflussen die Geräte, wie viel Adblue Abgasen zugemischt wird. Der wässrige Harnstoff verringert den Stickstoffausstoß in der Abgasnachbehandlung.
Warum Speditionsunternehmen manipulieren
Der Emulator simuliert der Lkw-Elektronik, dass die Zufuhr mit AdBlue eingeschaltet ist. In Wirklichkeit wird aber kein AdBlue zugeführt. Der Vorteil für die Transportunternehmen: Sie sparen Geld für die Wartung der Anlagen und auch die AdBlue-Nachfüllungen.
Die Manipulation von Lkw-Abgasen findet nicht vereinzelt statt. Eine Kleine Anfrage der Grünen im Bundestag zeigt: Von rund 13.300 in 2018 AdBlue-kontrollierten Fahrzeugen wurden 311 von den Beamten beanstandet. Ein Großteil davon sind gebietsfremde, also nicht deutsche Fahrzeuge.
Manipulationen geschehen nicht nur in Deutschland
Untersuchungen und Erfahrungsberichte ausländischer Einsatzkräfte verstärken den Eindruck eines internationalen Problems. Eine Studie der österreichischen Regierung zeigt zu hohe Abgaswerte bei osteuropäischen Fahrzeugen.
Laut der "Süddeutschen Zeitung" berichten auch spanische Behörden von manipulierten Abgaswerten bei Lkw. Hinweise würden nach Großbritannien und Frankreich führen.
Warum die Kontrollen schwierig sind
Für Kontrolleure wird es immer schwieriger, die verbotenen Systeme zu entdecken. Zum einen stehen sie bei Kontrollen unter Zeitdruck. Es werden aber auch Emulatoren-Modelle angeboten, die im Falle einer Kontrolle schnell abgesteckt werden können.
Außerdem gibt es die Möglichkeit einer Manipulation ohne Hardware: Dabei wird direkt auf die Software des Lkw zugegriffen, um die Abgaswerte zu manipulieren.
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Diesel-Pkw sind laut Umweltbundesamt (UBA) immer noch die Hauptquelle für Stickoxid in Städten. Doch Lkw- und Lieferverkehr tragen mit rund 19 Prozent zur Belastung bei.
- Süddeutsche Zeitung
- Umweltbundesamt
- Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage - Drucksache 19/8083
- Eigene Recherche