Unfallforscher warnt Die Stimmung auf den Straßen wird immer aggressiver
Lichthupe, Drängeln, Ausbremsen: Immer mehr Deutsche geben an, dass sie zu aggressivem Verhalten im Straßenverkehr neigen.
Die Stimmung im deutschen Straßenverkehr ist aggressiver geworden. Rund die Hälfte der Teilnehmer einer Umfrage im Auftrag der Unfallforschung der Versicherer (UDV) gaben an, sich gelegentlich am Steuer abzureagieren, wenn sie sich geärgert haben. In der Befragung des Instituts O.trend gaben 56 Prozent der Befragten an, dass sie schneller fahren als sonst, wenn sie sich ärgern.
Werte haben sich teilweise verdoppelt
"Bei dieser Frage müsste man doch eigentlich klar sagen: "Nein, das trifft nicht zu." Das Auto ist kein angemessener Ort, um Aggressionen loszuwerden", sagte Siegfried Brockmann, Leiter der Unfallforschung der Versicherer. 2016 lag dieser Wert nur halb so hoch. Das Drängeln per Lichthupe haben rund 20 Prozent der Autofahrer im Repertoire, vor sieben Jahren versuchten nur rund 10 Prozent, sich auf diesem Weg Platz zu schaffen. Überholen lassen wollen sich viele jedoch nicht: Rund 31 Prozent der Befragten geben schon mal Gas, wenn jemand anders sie passieren möchte.
Auf die Aussage "Drängelt mich die Person hinter mir, trete ich kurz auf die Bremse, um diese zu ärgern" sagten 44 Prozent, dass dies bei ihnen zutrifft – auch hier wurden alle Nennungen außer einem klaren Nein zusammengefasst. 34 Prozent sagten, dass sie auf "notorische Linksfahrer" auch mal dicht auffahren, damit diese die Überholspur frei machen – ein Plus von acht Prozentpunkten zu 2016.
Geringe Selbsterkenntnis, gutes Sicherheitsgefühl
Auch wenn viele der Befragten Fehlverhalten zugaben: Generell ist die Selbsterkenntnis schwach ausgeprägt. So geben etwa 96 Prozent der Autofahrer an, Radfahrer mit einem ausreichenden Abstand zu überholen. Gleichzeitig nehmen 93 Prozent aber bei anderen Autofahrern wahr, dass diese die Regel missachten.
Insgesamt fühlt sich eine Mehrheit der Autofahrer auf deutschen Straßen jedoch sicher. Der Wert hat sich gegenüber 2019 um einen Punkt auf 56 Prozent erhöht. Grundsätzlich fühlen sich Männer (64 Prozent) deutlich sicherer als Frauen (49 Prozent). Für mehr Sicherheit würden 68 Prozent eine Null-Promille-Regelung befürworten, ein Tempolimit von 130 auf der Autobahn hätte mit 53 Prozent ebenfalls eine Mehrheit.
- Mit Material der Nachrichtenagenturen SP-X und dpa