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E-Auto | Ladesäulen: Tesla, Audi, Mercedes, Porsche bauen eigene Ladenetzwerke


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Lademöglichkeiten für E-Autos
Mercedes und Co. gehen künftig eigene Wege


Aktualisiert am 31.08.2023Lesedauer: 4 Min.
Exklusiv: Porsche hat seine erste Charging-Lounge in Bingen eröffnet – nur für Fahrer der Marke.Vergrößern des Bildes
Exklusiv: Porsche hat seine erste Charging-Lounge in Bingen eröffnet – nur für Fahrer der Marke. (Quelle: Porsche/EYECATCHME. Photography)
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Ladesäule mit Porsche-, Tesla- oder Mercedes-Logo: Immer mehr Autohersteller bauen eigene Ladenetzwerke auf. Dahinter stecken mehrere Interessen.

Vor fast genau zehn Jahren hat Tesla seine ersten Supercharger eröffnet – und baute daraufhin ein weltweites Netz aus Schnellladesäulen an wichtigen Fernstraßen auf. Wer seinerzeit ein Model S kaufte, konnte an jedem dieser Supercharger kostenlos Strom zapfen. Für die Käufer der teuren E-Autos damals ein zusätzliches Argument, den Schritt zur Elektromobilität zu wagen. Schließlich sollten sie ihre Angst vor der damals recht neuen Technik und dem Liegenbleiben aufgrund leerer Akkus verlieren.

Für Tesla wurden die Supercharger zum Erfolgsmodell und sorgten dafür, dass die Marke nicht nur als besonders innovativ gilt: Sie wirkten als Anstoß für die E-Mobilität und als ein geschickter PR-Coup zugleich.

Zu viele oder zu wenige öffentliche Ladesäulen?

Zehn Jahre später sind rund zwei Prozent der Autos in Deutschland elektrisch. Geht es nach dem Willen der Bundesregierung, sollen es bis 2030 rund 15 Millionen E-Fahrzeuge sein. Doch immer noch gibt es Streit um die Ladeinfrastruktur in Deutschland.

Ziel der Bundesregierung sind eine Million Ladepunkte. Anfang Juni waren es laut Bundesnetzagentur jedoch nur 75.643 Normalladepunkte und 17.029 Schnellladepunkte – und vor allem an den schnellen Möglichkeiten mangelt es. Doch diese werden von vielen als Grundvoraussetzung für eine breite Akzeptanz von E-Autos gesehen.

Während der Verband der deutschen Automobilhersteller (VDA) angesichts steigender Zulassungszahlen immer noch starken Nachholbedarf beim Ausbau von öffentlichen Ladesäulen sieht, gibt es auch Gegenstimmen:

Laut Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) gibt es in Deutschland ein Überangebot an Ladesäulen. Zum 1. Juli standen den Zahlen zufolge 100.838 öffentliche Ladepunkte zur Verfügung. Das sei deutlich über den EU-Vorgaben. Je nach Landkreis liege die Belegung zwischen drei und maximal 25 Prozent pro Tag, heißt es vom BDEW. Im Schnitt waren die öffentlichen Ladepunkte demnach zu 11,6 Prozent der Zeit belegt, selbst tagsüber zwischen 9 und 20 Uhr lag die durchschnittliche Belegung nie über 20 Prozent.

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Eine Ladesäule mit zwei Ladepunkten. (Quelle: IMAGO/Arnulf Hettrich)

Ladesäule und Ladepunkt – das ist der Unterschied

Eine Ladestation umfasst in der Regel zwei oder mehr Anschlüsse. Diese werden Ladepunkte genannt und bestehen entweder aus einer Steckdose oder einem fest angebrachten Kabel. An einer Ladesäule können also mehrere Autos (je nach Zahl der Ladepunkte) aufgeladen werden, ein Ladepunkt ist immer nur für ein Auto.

Der Energiekonzern EnBW wiederum behauptet, es brauche bis 2030 bundesweit etwa 130.000 bis 150.000 Schnellladepunkte und nicht eine Million überwiegend langsamer, normaler Ladepunkte, um die angepeilten 15 Millionen Elektroautos zu versorgen.

Experten sind sich einig: Lademöglichkeiten für E-Autos müssen leicht und in ausreichender Zahl verfügbar sein – sowohl im öffentlichen Raum an Straßen, auf Autobahnrastplätzen oder an Tankstellen als auch an Häusern oder in Tiefgaragen von Bürogebäuden. Deshalb soll ab Herbst auch der Ausbau von privaten Lademöglichkeiten staatlich gefördert werden.

Autohersteller greifen an – aus guten Gründen

Die Autohersteller warten nicht mehr auf große Anbieter, sondern bauen eigene Ladenetze auf. Denn um die Kunden für ihre elektrischen Fahrzeuge zu begeistern, müssen sie diese auch von ausreichend Lademöglichkeiten überzeugen. Und dass es diese gibt, daran bestehen bei den Unternehmen offenbar Zweifel: Man habe zunächst gedacht, dass andere Player wie Energieunternehmen den Bedarf decken würden, sagte Mercedes-Technikchef Markus Schäfer zu "tagesschau.de". "Aber das ist nicht passiert."

Der Stuttgarter Autohersteller startet im Herbst mit dem Aufbau eines eigenen Schnellladenetzes. Die ersten Stationen sollen in Mannheim, im chinesischen Chengdu sowie im US-amerikanischen Atlanta eröffnen. Bis Ende 2024 sollen weltweit 2.000 Ladepunkte mit Ladeleistungen bis 400 kW am Netz sein, langfristig sind 10.000 Punkte an 2.000 Standorten geplant. Laden können sowohl Mercedes-Fahrer als auch Nutzer von Fremdfabrikaten. Die müssen allerdings auf gewisse Features wie die Vorab-Reservierung verzichten.

Audi hat bereits eigene Stationen eröffnet, zuletzt in Berlin. An den sogenannten "Charging Hubs" wird speziell die städtische Kundschaft angesprochen, die keine eigene Lademöglichkeit am Haus oder in der Nähe hat. Die Stationen bieten neben den Schnellladesäulen auch zusätzliche Leistungen wie eine Lounge oder einen Edelsupermarkt in der Nähe (lesen Sie hier mehr zum Thema).

Einen anderen Weg geht Porsche: Die seit Juli aktive erste Charging-Lounge in Bingen, nahe dem Autobahnkreuz A61/A60, ist ausschließlich Porsche-Fahrern zugänglich. Demnächst sollen weitere Lounges mit jeweils vier bis sechs überdachten Schnellladesäulen und einem kleinen Aufenthaltsbereich entstehen, in dem sich Porsche-Fahrer frisch machen und Getränke und kleinere Snacks aus dem Automaten kaufen können. Unter anderem Ingolstadt, Hamburg und Würzburg sowie je eine Station in Österreich und der Schweiz stehen auf der Planungsliste.

Warum so exklusiv? Porsche will sicherstellen, dass die Fahrer der teuren Sportwagen auch bei kompletter Auslastung mit voller Leistung laden können.

Ob für alle zugänglich oder nur für Besitzer der teuren Autos: Die Premiumhersteller erhoffen sich neben dem zusätzlichen Kaufanreiz auch einen Prestigegewinn. Die Kunden bekommen einen Extraservice, wie beispielsweise eine Reservierungsmöglichkeit. Und zumindest im Fall der Audi- und Mercedes-Ladesäulen kommen Fahrer anderer Hersteller möglicherweise das erste Mal in Kontakt mit der Marke – und kehren entweder immer wieder zum Laden zurück oder steigen sogar irgendwann auf einen Mercedes oder Audi um.

Auch der Mehrmarkenkonzern Stellantis (u.a. Fiat, Opel, Peugeot, Citroen) hat 2021 in Italien mit dem Aufbau seines Schnellladenetzes begonnen. Bis 2025 sollen 15.000 Standorte und zwei Millionen Stellplätze entstehen.

Kooperationen für bessere Zugänglichkeit

Nicht nur in eigene Premium-Stationen investieren die Hersteller, sondern kooperieren auch mit anderen Marken: Mercedes betreibt unter anderem gemeinsam mit BMW, VW, Ford und Hyundai das Konsortium Ionity, das in Deutschland bislang 574 Schnellladesäulen an 118 Standorten mit bis zu 350 Kilowatt Ladeleistung errichtet hat. Weitere 19 Ladeparks sind im Aufbau.

Für Mercedes-Fahrer stünden etwa eine Million Ladepunkte weltweit zur Verfügung, sagte Mercedes-Chef Ola Källenius zu "tagesschau.de". Auf Initiative von BMW wurde das Digital Charging Solutions-Netz (DCS) gegründet, das in 31 Ländern aktiv ist. Laut Angaben aus dem Januar umfasst es mehr als 400.000 Ladepunkte in Europa und Japan.

Verwendete Quellen
  • vda.de: "VDA-E-Ladenetz-Ranking: Delta zwischen Ladeinfrastruktur und Bedarf erneut gewachsen"
  • tagesschau.de: "Autobauer setzen auf eigenes E-Ladenetz"
  • Mit Material der Nachrichtenagenturen dpa und SP-X
  • bundesnetzagentur.de: "Elektromobilität: Öffentliche Ladeinfrastruktur"
  • Eigene Recherche/Vor-Ort-Termin
  • digitalchargingsolutions.com: "Innovative digitale Lösungen für das Laden von Elektrofahrzeugen"
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