Automarkt bricht ein "März, April, Mai war der Wahnsinn"
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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Erst fehlten die Autos, jetzt fehlen die Kunden: Die Autobauer sehen mit Sorgen auf das kommende Halbjahr. Käufer hingegen haben Grund zur Freude.
Die steigenden Neuwagenpreise der vergangenen Jahre in Deutschland könnten sich nun in gleichem Tempo umkehren. Die Hersteller sind alarmiert, weil die Auftragsbestände rapide schrumpfen. Das berichtet die Zeitschrift "Automobilwoche".
Mehr Autos als Kunden
Thomas Peckruhn, Vizepräsident des Zentralverbandes Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK), warnt vor fehlender Nachfrage ab dem dritten Quartal. Um einen Absatzeinbruch zu verhindern, würden nun dringend neue Aufträge benötigt. Aber ausgerechnet in den verkaufsstarken Frühjahrsmonaten blieben die Kunden aus. Vor allem der Mai enttäuschte viele Erwartungen. Ein Hersteller erhielt weniger als ein Viertel der geplanten Aufträge, heißt es aus Branchenkreisen.
Angesichts des rapiden Rückgangs der Auftragseingänge sehen sich die Automobilhersteller zum Handeln gezwungen. Mercedes hat zuletzt den Markt mit günstigeren Vorführwagen angeheizt, um seine Verkaufszahlen hoch zu halten. Das hat es in der Geschichte des Unternehmens noch nie gegeben. Auch bei Audi scheint die Zahl der Neuwagen mittlerweile die Nachfrage zu übersteigen. "Sie beliefern uns sehr stark", sagte ein Händler dem Fachblatt. "März, April, Mai war der Wahnsinn."
Bald wieder spürbare Rabatte
Um die Lagerbestände abzubauen, bietet Audi seinen Partnern wieder eine Geschäftsprämie von fünf Prozent an. Andere Hersteller ziehen nach und kommen mit Anreizen zurück.
Gut für die Kunden: Spürbare Anreize dürfte es in der zweiten Jahreshälfte auch für Autokäufer geben. Branchenkenner Ferdinand Dudenhöffer etwa erwartet einen zunehmenden Preisdruck insbesondere bei Elektroautos – befeuert durch chinesische Hersteller, die energisch auf den Markt drängen. Auch für Modelle mit Verbrennungsmotor werden steigende Rabatte erwartet.
- "Automobilwoche": "Neuwagenmarkt: Zu viele Neuwagen für zu wenig Kunden"
- Nachrichtenagentur dpa