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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Großer Ärger um EU-Plan Alte sollen zum Senioren-TÜV
Die EU-Kommission will, dass betagte Autofahrer ihre Tauglichkeit fürs Auto beweisen. Viele Deutsche sind wütend, wie eine exklusive Studie von t-online zeigt
Autofahrer über 70 sollen regelmäßig ihre Fahrtauglichkeit beweisen – oder den Schlüssel abgeben. So sieht es die EU-Kommission in einer neuen Führerschein-Richtlinie vor. Neu ist der Gedanke nicht – und einige Länder haben ihn bereits umgesetzt. In Deutschland diskutierte zuletzt im Januar der Verkehrsgerichtstag in Goslar über den Senioren-TÜV. Ergebnis: Die Experten sind mehrheitlich dagegen – obwohl solche Tests einen Nutzen haben können.
Eignungstests helfen – und sind trotzdem problematisch
Dass obligatorische Fahreignungstests bei Älteren zu weniger Autounfällen führen, ist bewiesen. Allerdings gibt es derzeit in Deutschland nicht übermäßig viele Unfälle durch Senioren am Steuer.
Hinzu kommt: So ein ausführlicher Test erinnert stark an die medizinisch-psychologische Untersuchung (MPU, rund 700 Euro). Der "Idiotentest" wird Pflicht nach einem konkreten Grund (etwa nach Drogenfahrten). Aber ein solcher Test komplett ohne jeden Anlass und Verdacht – einzig wegen eines Geburtsjahrgangs? Das sehen Experten kritisch.
Was aber sagen diejenigen, um die es geht? Was halten die Älteren selbst von solchen Tests? Im Auftrag von t-online befragte das Erhebungs-Institut Civey in einer repräsentativen Umfrage 5.000 Bundesbürger ab 18 Jahren. Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick:
Mehr dagegen als dafür
46 Prozent der Deutschen sind für den Fahrtauglichkeits-Check ab 70. Und 42 Prozent sind dagegen. 12 Prozent sind unentschieden.
Grünen-Wähler sagen ja – AfD-Wähler sagen nein
Vor allem die Wähler der Grünen stimmen der Absicht der EU-Kommission mit großer Mehrheit von 76 Prozent zu. Die geringste Zustimmung (32 Prozent) und auch die größte Ablehnung (57 Prozent) gibt es unter Wählern der AfD.
Die Alten sind dagegen
Vor allem die älteste Gruppe ist gegen Eignungstests: 55 Prozent der Befragten ab 65 lehnen den Plan ab. Auch sehr hoch ist die Ablehnung bei Befragten von 50 bis 64. Aufgeschlossener hingegen sind die jüngeren Altersgruppen.
- Civey-Umfrage im Auftrag von t-online
- Nachrichtenagentur dpa