Studie zu Tiermumien Ägypter quälten Paviane – aus diesem Grund
Die alten Ägypter mumifizierten nicht nur ihre eigenen Toten, sondern auch Abertausende Tiere. Das Leid einer Art wurde jetzt untersucht.
In ägyptischen Grabstätten wurden nicht nur die Mumien von Menschen gefunden, sondern auch Tausender mumifizierter Tiere – darunter Katzen, Ibisse, Reptilien und sogar Stiere. Besonders anrührend sind, auch aufgrund ihrer Ähnlichkeit zum Menschen, die vielen mumifizierten Paviane.
Forscher wissen heute, dass einige der alten Ägypter ihre Haustiere mit ins nächste Leben nehmen wollten, weshalb sie einbalsamiert und als Grabbeilage mit bestattet wurden. Bei der Mehrheit der gefundenen Tiermumien handelt es sich aber nicht um private Haustiere, sondern religiöse Opfergaben.
Die Herstellung von Tiermumien zu religiösen oder zeremoniellen Zwecken war im Alten Ägypten geradezu ein Industriezweig, berichtet eine belgische Forschergruppe. Sie hat jetzt das Schicksal der Paviane beleuchtet und ihre Ergebnisse in der Zeitschrift "Public Library Of Science" veröffentlicht.
Die Wissenschaftler um den Biologen Wim van Neer von der Katholischen Universität Leuven untersuchten dazu 36 Pavianmumien aus Theben (Oberägypten), die in der Zeit zwischen 800 und 500 v. Chr. hergestellt wurden. Dabei fanden sie Läsionen und deformierte Knochen, außerdem Hinweise auf Mangelernährung und Vitaminmangel. Für die Forscher klare Zeichen dafür, dass die Affen unter miserablen Bedingungen gehalten worden waren.
Nur hartes Brot als Nahrung
Eigentlich stammten die Paviane aus dem sudanesischen Niltal, vom Horn von Afrika oder aus dem südlichen Teil der Arabischen Halbinsel, heißt es. Sie wurden gefangen und dienten in Ägypten dann als Grundlage für eine Zucht. Dazu wurden die Paviane den Angaben zufolge in geschlossenen Anlagen mit hohen Wänden gehalten und nur unzureichend gefüttert.
Die Wissenschaftler glauben, dass die Korridore von Tempelanlagen für die Haltung der Paviane genutzt wurden. Hier wurden die guten Kletterer geradezu zusammengepfercht und hatten keine Chance zu entkommen. Die Tiere hätten fast kein Sonnenlicht bekommen, ihre Ernährung sei außerdem "chronisch unausgewogen" gewesen, heißt es. Während Paviane in der freien Wildbahn eine äußerst reichhaltige Nahrung gewöhnt sind, wurden sie von den Ägyptern wahrscheinlich nur mit Resten aus der Küche gefüttert. Hauptbestandteil war vermutlich altes, hartes Brot.
Neben Verletzungen durch die Enge könnten die Deformationen und Läsionen auch von Menschenhand stammen. Die Forscher glauben, dass die recht aggressiven Paviane geschlagen wurden, um sie zu kontrollieren. Die Autoren schließen: "Das Leben der heiligen Paviane Ägyptens war nicht einfach."
- journals.plos.org: "Palaeopathological and demographic data reveal conditions of keeping of the ancient baboons at Gabbanat el-Qurud (Thebes, Egypt)" (englisch)