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Deutschland will zum Mond – das bedeuten die Pläne von Union und SPD


Zeitenwende in der Raumfahrt
Deutschland will zum Mond – das bedeuten die Pläne


10.04.2025Lesedauer: 4 Min.
Die Trägerrakete Spectrum des bayerischen Start-ups Isar Aerospace könnte die erste deutsche Rakete sein, die ins All fliegt.Vergrößern des Bildes
Die Trägerrakete Spectrum des bayerischen Start-ups Isar Aerospace könnte die erste deutsche Rakete sein, die ins All fliegt. (Quelle: Isar Aerospace)
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Deutschland bekommt ein Raumfahrtministerium – zum ersten Mal in der Geschichte der Bundesrepublik. Aber warum?

Die voraussichtliche neue Regierung nimmt das Weltall in den Blick. Nicht nur soll das bisherige Bundesministerium für Bildung und Forschung laut Koalitionsvertrag zu einem Ministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt umgebaut werden. Auch eine Mondlandung unter deutscher Beteiligung streben die Koalitionspartner an.

Warum braucht Deutschland ein Raumfahrtministerium und was ist die Aufgabe einer solchen Behörde? Dazu schreiben Union und SPD in ihrem Koalitionsvertrag nur wenig, aber zwischen den Zeilen viel. t-online ordnet für Sie ein.

Im ersten Satz unter dem Stichpunkt Raumfahrt heißt es: "Raumfahrt ist eine Zukunfts- und Schlüsseltechnologie und auch für unsere Sicherheit und unsere militärischen Fähigkeiten zentral", steht da. Was bedeutet das?

Geopolitisches und militärstrategisches Instrument

Die voraussichtlich künftige Regierung sieht Raumfahrt nicht mehr nur als wissenschaftliches oder ziviles Prestigeprojekt wie in den vergangenen Jahren. Ein Ministerium für Raumfahrt soll die Raumfahrt als geopolitisches und militärstrategisches Instrument aufbauen.

Militärische Fähigkeiten hängen heute stark von Satelliten ab, die mit bildgebenden Verfahren zur Aufklärung, aber auch zur sicheren Kommunikation zwischen Bodentruppen und zur Navigation von Waffen wie Drohnen genutzt werden. Die Satelliten des US-Unternehmens Starlink etwa ermöglichen es ukrainischen Truppen, miteinander zu kommunizieren.

Hier will Deutschland nicht den Anschluss verlieren, sondern könnte eigene Kompetenzen ausbauen und unabhängiger von anderen Staaten wie den USA oder China werden. Vor allem die USA haben in den vergangenen Jahren immer wieder deutsche Satelliten ins All gebracht – darunter auch Aufklärungssatelliten der Bundeswehr.

Mondmissionen koordinieren und planen

Im Koalitionsvertrag heißt es weiter: "Astronautische Weltraummissionen inspirieren die nächste Generation zu Höchstleistungen. Wir streben an, dass eine deutsche Astronautin oder ein deutscher Astronaut im Rahmen einer internationalen Mission zum Mond fliegt."

Was heißt das? Die Passage zeigt, dass ein künftiges Ministerium für Raumfahrt ambitionierte Ziele wie eine deutsche Beteiligung an Mondmissionen koordinieren und politisch möglich machen soll.

Dabei geht es vor allem um die Mitwirkung an internationalen Missionen, etwa an solchen der US-Raumfahrtbehörde Nasa, die in den kommenden Jahren mit ihrem Artemis-Programm wieder Astronauten zum Mond schicken will.

Schon jetzt ist klar, dass beim ersten Flug kein deutscher Raumfahrer mitfliegen wird. Aber in Folgemissionen könnte ein deutscher Astronaut an Bord eines der Raumschiffe sein, was einen Symbolcharakter hätte, der zeigt, dass Deutschland im Bereich der bemannten Raumfahrt mit anderen großen Nationen mithalten kann. Der Astronaut Matthias Maurer ist einer der möglichen Kandidaten für eine solche Mission. Im t-online-Gespräch erzählt er, warum er zum Mond fliegen will.

Deutschland strebt eine dauerhafte Präsenz im All an

Auch die im Koalitionsvertrag folgende kurze Passage "An einer ISS-Nachfolgelösung werden wir uns beteiligen" steckt voller Hinweise auf die Aufgaben eines künftigen Ministeriums für Raumfahrt.

Zum Hintergrund: Die Internationale Raumstation (ISS) soll in den kommenden Jahren aufgegeben werden. Voraussichtlich 2030 soll das fliegende Forschungslabor den Orbit kontrolliert verlassen und über dem Südpazifik zum Absturz gebracht werden.

Laut Koalitionsvertrag will Deutschland sich also aktiv an einer neuen Raumstation beteiligen. Das könnte die geplante Lunar Gateway – eine Station am Mond – oder eine kommerzielle Nachfolgestation der ISS sein.

Die Passage im Koalitionsvertrag zeigt, dass Deutschland eine dauerhafte Präsenz im All anstrebt. Und das nicht nur als Wissenschaftspartner anderer Raumfahrtnationen, sondern als aktiver und gestalterischer Teil. Auch die Organisation dieser Tätigkeiten kann ein Ministerium koordinieren.

Start-ups und Raketenstarts fördern

Im nächsten Satz schreiben die Koalitionspartner: "Wir unterstützen den Trägerraketensektor und Initiativen wie eine Startplattform in der Nordsee."

Ein Ministerium für Raumfahrt soll einen unabhängigen Zugang zum All fördern. Die in dem Papier erwähnte Startplattform in der Nordsee ist eine Idee, die seit Jahren diskutiert wird.

Von ihr könnten kleine Trägerraketen von deutschen Start-ups wie Isar Aerospace deutsche Satelliten ins All bringen. Auch das könnte die Bundesrepublik unabhängiger von ausländischen Startanbietern wie SpaceX machen.

Unabhängiger von Satellitensystemen aus dem Ausland

Unabhängigkeit ist im Koalitionsvertrag auch das Stichwort in den folgenden Passagen zur Raumfahrt: "Unverzichtbar sind auch eigene Fähigkeiten zur Erdbeobachtung und Kommunikation."

Hier spielt Schwarz-Rot auf weitere Satelliten zur Erdbeobachtung für die Klimaforschung, den Katastrophenschutz und die Landwirtschaft an. Neben dem bisherigen Galileo-Netzwerk zur GPS-Navigation könnten weitere Alternativen zu den Systemen ausländischer Betreiber geschaffen werden.

Auch diese Passage zeigt, dass ein künftiges Ministerium für Raumfahrt sicherstellen soll, dass Deutschland bei Infrastrukturprojekten im All nicht nur Nutzer, sondern auch Mitgestalter wird.

Investitionen in New-Space-Themen

Apropos Mitgestaltung: "Wir wollen, dass kleine und mittlere Unternehmen sowie Start-ups besser am Markt für Raumfahrtlösungen teilnehmen können."

Dieser Satz im Koalitionsvertrag macht deutlich, dass Deutschland künftig verstärkt in den Bereich New Space investieren will. Agile, innovative Firmen mit Fokus auf Satellitenbau, Software und Trägersysteme könnten stärker als bisher gefördert werden. Ein Ministerium für Raumfahrt könnte auch Genehmigungen für den Bau und den Start solcher Systeme schneller erteilen.

Auch wenn die Passage zum Thema Raumfahrt im Koalitionsvertrag im Gegensatz zu anderen Themen nur klein ist, ist die geplante Einrichtung eines Ministeriums für Forschung, Technologie und Raumfahrt ein deutliches Zeichen: Deutschland will künftig in der Raumfahrt eine aktivere, strategischere Rolle einnehmen, sowohl wissenschaftlich als auch wirtschaftlich und sicherheitspolitisch. Eine Trendwende in der Raumfahrt.

Verwendete Quellen
  • cdu.de: "Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und SPD" (PDF)
  • Eigene Meinung
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