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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Supernova in der Nähe Megaexplosion im All – und wir werden sie verpassen

In unmittelbarer Nähe der Erde stoßen zwei Sterne aufeinander. Die darauffolgende Explosion wird den Himmel hell erleuchten. Mitbekommen wird das allerdings niemand.
In nur 150 Lichtjahren (und damit in astronomischen Dimensionen äußerst geringer) Entfernung näheren sich zwei Sterne eines Doppelsternsystems unaufhaltsam einander an. Ein Zusammenstoß ist unvermeidlich. Die dabei entstehende Explosion wird von der Erde aus zehnmal heller zu sehen sein als der Mond. Allerdings erst in 23 Milliarden Jahren, wenn unsere Sonne längst verglüht ist.
Entdeckt wurde das Doppelsternsystem von Forschern der University of Warwick in Großbritannien, des Max-Planck-Instituts und anderer Einrichtungen. Ihre Erkenntnisse haben die Wissenschaftler in der Zeitschrift "Nature Astronomy" veröffentlicht.
Laut den Autoren der Studie handelt es sich um das bislang erste massereichste Doppelsternsystem dieser Art, das in unmittelbarer kosmischer Nachbarschaft zur Erde entdeckt wurde. Es trägt die Bezeichnung WDJ181058.67+311940.94; bei den beiden Sternen handelt es sich um sogenannte Weiße Zwerge.
Milliarden Weiße Zwerge in der Milchstraße vermutet
"Seit Jahren wurde ein lokales und massereiches Doppelsternsystem aus zwei Weißen Zwergen erwartet", sagt James Munday, der die Untersuchung leitete. "Als ich dieses System mit einer sehr hohen Gesamtmasse zum ersten Mal vor unserer galaktischen Haustür entdeckte, war ich sofort begeistert."
Weiße Zwerge sind in der Astronomie extrem dichte und alte Sterne, die sich am Ende ihres Lebenszyklus befinden. Die Himmelskörper sind sehr heiß, obwohl sie keine Kernfusion mehr betreiben können. Forscher schätzen, dass es allein in der Milchstraße Milliarden solcher Sternüberreste gibt.
Das Besondere an den jetzt entdeckten Weißen Zwergen: Zusammen haben die Himmelskörper eine Masse von rund 1,56 Sonnenmassen – was höchst selten ist. Damit überschreiten die beiden Sterne die sogenannte Chandrasekhar-Grenze, die einen Bereich markiert, in dem ein Weißer Zwerg instabil wird und schließlich explodiert.
Gibt es noch mehr solche Sternenpaare?
Wie die Wissenschaftler schreiben, liefert die Entdeckung neue Erkenntnisse hinsichtlich einer bislang kaum erforschten Klasse von Supernova-Vorläufern. Lange war es Forschern ein Rätsel, warum deutlich weniger solcher Systeme beobachtet wurden als vorhergesagt.
Zudem deutet der Fund darauf hin, "dass sie relativ häufig vorkommen müssen", wie Ingrid Pelisoli, Mitautorin der Studie, sagt. Dafür spreche, dass "wir ein solches System direkt vor unserer galaktischen Haustür gefunden haben". Andernfalls hätten die Forscher viel weiter weg suchen und einen größeren Bereich der Galaxie erkunden müssen, so Pelisoli.