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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Stiftung Warentest Viele rezeptfreie Magen-Darm-Mittel "wenig geeignet"
Blähungen, Verstopfung, Durchfall oder Sodbrennen - viele rezeptfreie Medikamente aus der Apotheke versprechen schnelle Abhilfe gegen unangenehme Beschwerden. Doch bei vielen ist Vorsicht geboten, denn sie können den Darm träge machen und unerwünschte Nebenwirkungen hervorrufen, warnt die Stiftung Warentest.
Ein Expertenteam überprüft regelmäßig Medikamente, die häufig verkauft werden. Darunter fanden sich auch rund 2000 rezeptfreie Produkte. Insgesamt schnitten rund 600 schlecht ab. In der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift "test" stellen die Verbraucherschützer einzelne ungeeignete und empfehlenswerte Produkte vor.
Stiftung Warentest: Viele Medikamente ungeeignet
Die überprüften Medikamente werden laut Stiftung Wartest besonders häufig verkauft. Das Ergebnis ist jedoch ernüchternd: Viele Mittel gegen Magen-Darm-Beschwerden sehen die Arzneimittelexperten als "wenig geeignet" an. Ihre therapeutische Wirksamkeit sei oft nicht ausreichend belegt. Einige Medikamente führten sogar zu ausgeprägten Nebenwirkungen.
Abführmittel können Krämpfe hervorrufen
Die Abführkapseln von Abtei und Doppelherz gegen Verstopfung enthalten den Wirkstoff Rizinusöl, andere enthalten Aloe. Beide Arzneistoffe könnten Nebenwirkungen wie krampfartige Magen-Darm-Beschwerden auslösen. Langfristig eingenommen, können sie sogar einen Kaliummangel hervorrufen, heißt es. Besser verträglich sind schonende Abführmittel. "Metamucil kalorienarm Orange" beispielsweise enthält indische Flohsamenschalen, die das Stuhlvolumen vergrößern und so die Darmentleerung sanft vereinfachen, schreibt die Stiftung Warentest.
Wer häufig unter Verstopfung leidet, muss nicht immer auf ein Medikament zurückgreifen, raten die Verbraucherschützer. Auch ein Glas warmer Orangensaft am Morgen kann helfen. Wirksam bei Verstopfung sind auch Joghurt mit Obst oder Sauerkraut. Diese Hausmittel regen die Verdauung an und sind eine schonende Alternative zu Medikamenten.
Medikamente gegen Durchfall oft wenig hilfreich
Bei Durchfall greifen Betroffene schnell in den Medikamentenschrank. Schließlich möchte man die unerwünschten Beschwerden rasch loswerden. Die beiden Wirkstoffe Tanninalbuminat und Ethacridinlaktat in den "Tannacomp Filmtabletten" sollen bewirken, dass der Darm weniger Flüssigkeit ausscheidet. Ihre therapeutische Wirkung bei akutem Durchfall sei jedoch nicht ausreichend nachgewiesen, schreibt die Stiftung Warentest. Zudem könnten die Inhaltsstoffe Allergien auslösen.
Als Hausmittel empfiehlt die Stiftung Warentest Elektrolytlösungen. Diese sind entweder in der Apotheke erhältlich oder selbst herstellbar. Dazu wird ein halber Liter stilles Wasser und ein halber Liter Fruchtsaft, Früchte- oder Kräutertee mit einem Teelöffel Salz und sieben bis acht Teelöffeln Traubenzucker gemischt. Von Cola und Salzstangen raten die Verbraucherschützer hingegen ab. Gerade der Zucker im Softdrink führt nämlich erst recht zu einem verstärkten Wasserverlust.
Mittel gegen Sodbrennen kann Nebenwirkungen auslösen
Auch gegen Sodbrennen gibt es viele rezeptfreie Mittel. Die "Gaviscon Advance Pfefferminz Suspension" soll mit Kaliumhydrogencarbonat und Natriumalginat überschüssige Magensäure neutralisieren und ein Aufsteigen der Säure verhindern. Ob die Kombination der beiden Mittel hilfreich ist, sei bislang nicht ausreichend nachgewiesen, so die Stiftung Warentest. Zudem könne das Mittel selbst Völlegefühl oder Blähungen auslösen und den Kaliumspiegel im Blut erhöhen, heißt es in der Zeitschrift "test".
Medikament gegen Blähungen wirkungslos
Gegen Blähungen sollen die "Meteozym Tabletten" helfen. Den Wirkstoff Pankreatin, ein Extrakt aus der Bauchspeicheldrüse des Schweins, bewerten die Experten als nicht sinnvoll. Auch die therapeutische Wirksamkeit des zweiten Wirkstoffes Simeticon sei noch nicht ausreichend nachgewiesen. Die enthaltenen Enzyme seien demnach wirkungslos. Generell seien bei Blähungen Medikamente meist nicht die beste Wahl. Hilfreicher ist es, auf blähende Lebensmittel zu verzichten, und sich ausreichend zu bewegen, schreiben die Verbraucherschützer.