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Piloten aus der Übung: Ist Fliegen nach der Corona-Pause unsicherer?


Piloten aus der Übung
Ist Fliegen nach der Corona-Pause unsicherer?

Die Lockdowns der Corona-Pandemie hinterlassen Spuren: Lange blieben Flugzeuge und mit ihnen die Piloten am Boden. Das wird nun zur potentiellen Gefahr – die Behörden verzeichnen immer mehr Fehler.

Aktualisiert am 27.07.2021|Lesedauer: 3 Min.
Tinga Horny, SRT
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Der Sommerreiseverkehr bringt endlich Schwung in die Branche. Fluggesellschaften wie Emirates und Turkish Airlines holen ihre Piloten reihenweise wieder zurück ins Cockpit.

Piloten mit Maske: Die Maskenpflicht an Bord sorgt für neue Herausforderungen – immer öfter randalieren Passagiere (Symbolbild).Vergrößern des Bildes
Piloten mit Maske: Die Maskenpflicht an Bord sorgt für neue Herausforderungen – immer öfter randalieren Passagiere (Symbolbild). (Quelle: Max Stein/imago-images-bilder)

Doch wer hätte das gedacht: Die lange Pandemiepause ist nicht spurlos an Piloten, Crew, Passagieren und Flugzeugen vorübergegangen. Eine Analyse der Versicherung Allianz Global Corporate & Specialty (AGCS) zählt bei der Wiederaufnahme des Luftverkehrs ein paar Tücken auf.

So haben Dutzende von Piloten dem Aviation Safety Reporting System der US-Luftfahrtbehörde FAA anonym von ihren Fehlern nach den langen Lockdowns berichtet. Dazu gehörten zum Beispiel mehrere Landeversuche bei Wind, Landungen auf der falschen Rollbahn, das Vergessen, die Bremsen beim Start zu lösen oder den Enteisungsmechanismus anzuschalten, damit Sensoren für Messgeräte nicht einfrieren.

Als Grund für diese Irrtümer gaben viele Piloten "rustiness" an, also dass sie während der langen Coronapause "eingerostet" seien. "Das ist nicht besorgniserregend, aber man sollte das im Auge behalten", sagt Till Kürschner von AGCS.

Hunderttausende Piloten zu wenig

Corona hat viele Piloten arbeitslos gemacht bzw. sie in Kurzarbeit geschickt. Da klingt es schwer nachvollziehbar, dass die Allianz Global ein Sicherheitsrisiko im Mangel von Flugzeugführern sieht. Aber die Rechnung geht auf mittlere Sicht auf. In den nächsten zehn Jahren werden aufgrund der Wachstumsprognosen sowie der Altersstruktur 264.000 Piloten fehlen.

Allein bei American Airlines, Delta Air Lines und United Airlines gehen mehr als 10.000 Flugzeugführer in den nächsten fünf Jahren in den Ruhestand. Bereits jetzt – bis Ende 2021 – benötigt die Flugbranche 27.000 neue Piloten. Zu wenig Flugzeugführer bedeuten immer eine potenzielle Fehlerquelle wegen Stress und Übermüdung.

Randalierende Passagiere werden häufiger

Aber nicht nur Piloten haben ihre Probleme in der Luft. Auch die Crew bekommt immer öfter Schwierigkeiten mit randalierenden Passagieren. In einem Normaljahr kommt es in den USA zu rund 150 Fällen außer Rand und Band geratener Fluggäste. Doch in diesem Jahr wurde bereits bis Juni über 3.000 Mal an Bord getobt. In 2.300 Fällen davon war der Maskenzwang der Grund. Schon 2020 haben Delta, United Airlines und Alaska Airlines deswegen 900 Passagieren Flugverbot erteilt.

Positiv für Reisende, gewöhnungsbedürftig für Airlines und Crew und damit fehleranfällig sind die über 1.400 neuen Flugrouten in diesem Jahr. Das sind zweimal so viele wie 2016. Besonders die Regionalflughäfen profitieren von diesem Trend. Europa mit rund 600 und die Asien-Pazifik-Region mit circa 500 neuen Verbindungen haben ihr Streckennetz erheblich erweitert.

Nur 35 Prozent dieser neuen Strecken werden von alteingesessenen Airlines geflogen. Den Rest teilen sich vorzugsweise Billigflieger wie Ryanair mit 80 und Wizzair mit 57 neuen Flugrouten auf. Die wachsende Vielfalt neuer Wege entlastet den Luftraum und große Airports. Das potenzielle Risiko besteht aber darin, dass viele Abläufe noch nicht eingespielt sind.

Auch die Maschinen litten unter den Lockdowns

Als es losging mit Corona und den Lockdowns, haben die meisten Airlines ihre Flugzeuge quasi im Standby-Modus in der Nähe ihrer Heimatflughäfen geparkt. Jeder hoffte ja, dass es gleich wieder weitergeht. Mit hohem Aufwand mussten die Flieger fit gehalten werden. Doch als die Flugzeuge wieder in Betrieb gingen, meldeten ungewöhnlich viele Airlines der Europäischen Agentur für Flugsicherheit (EASA) unzuverlässige Geschwindigkeits- und Höhenangaben der gerade entstaubten Maschinen.

In den meisten Fällen waren Insektennester in den Pitot-Rohren und an druckempfindlichen Sensoren die Ursache für die Fehleranfälligkeit der Messgeräte. Startabbrüche und Umkehr waren das Resultat.

Im Juni dieses Jahres forderten die britischen Luftsicherheitsbehörden Piloten ausdrücklich auf, noch kurz vor dem Abheben ihre Messgeräte zu checken, weil zuvor drei Ereignisse mit durch Insekten blockierten Leitungen gemeldet worden waren.

Verwendete Quellen
  • Reiseredaktion SRT
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