Reise-Hotlines Betrugsmasche im Urlaub: Experten warnen vor dieser Abzocke
Der Urlaub ist gebucht – und dann kommt es zu einem Problem. Viele Reisende melden sich dann bei einer telefonischen Hotline. Aber die sind nicht immer seriös.
Der Flug findet nicht statt oder man muss ihn stornieren: Dann tun sich Reisende im Chatbot-Zeitalter oft schwer, einen passenden Ansprechpartner bei ihrer Fluggesellschaft oder dem Reisebüro zu finden.
Denn so allüberall die Reiseverkäufer beim Anpreisen ihrer Flüge sind: Sobald es um Serviceleistungen geht, die statt Gewinn nur noch Aufwand versprechen, sind die Kontakte plötzlich sehr zurückhaltend. Das nutzen Betrüger aus und zocken Reisende mit falschen Hotlines und täuschend echt aussehenden Fake-Webseiten ab.
Falsche Kofferreservierung bei Opodo – fast 1.000 Euro abgebucht
Eine Urlauberin hatte aus Versehen einen Koffer zu viel für ihre Flugreise gebucht und wollte das Gepäckstück stornieren. Sie hatte über das Online-Reisebüro Opodo gebucht. Im Internet suchte sie nach einer Telefonnummer, gelangte aber zu einer Fake-Hotline. Die Dame am anderen Ende der Leitung gab sich als Mitarbeiterin von Opodo aus und versprach, das zu viel gebuchte Gepäck zurückzuerstatten.
Dazu sei nur mal eben eine App herunterzuladen, um den Rest würde sie sich kümmern. Die Kundin installierte das Tool noch während des Gesprächs und wurde kurz darauf aufgefordert, eine Meldung ihrer Bank-App zu bestätigen. Das tat sie ebenfalls – und schon waren 976 Euro von ihrem Konto abgebucht.
- Lesen Sie auch: Von diesen deutschen Städten fliegt Delta jetzt nach New York
Niemals Bankdaten am Telefon weitergeben
Immer wieder laufen beim Europäischen Verbraucherzentrum in Kehl solche Berichte von üblen Erfahrungen ein. Doch ist das Geld mal weg, kann nur noch selten geholfen werden. Denn die Täter sitzen in der Regel außerhalb Europas. Hat der Reisende im guten Glauben, mit der richtigen Person zu sprechen, die Zahlung einmal autorisiert, ist sie nicht mehr rückgängig zu machen.
Damit der Schaden erst gar nicht entsteht, sollten einige Grundregeln beachtet werden, so Karolina Wojtal, Co-Leiterin des Europäischen Verbraucherzentrums Deutschland: Nicht blind den von Suchmaschinen vorgeschlagenen Kontakten vertrauen. Keine Apps herunterladen. Niemals Bank- und Kreditkartendaten am Telefon preisgeben. Seriöse Airline-Mitarbeitende fragen nicht am Telefon danach. Und recherchieren Sie am besten schon vor der Buchung eine offizielle Telefonnummer für Notfälle.
Ryanair-Umbuchung: Statt Serviceportal meldet sich ein Betrüger
Wie dreist die Hotline-Mafia vorgeht, zeigt ein anderes Beispiel. Dabei haben Betrüger eine gefälschte Ryanair-Webseite ins Netz gestellt und bei Google offenbar so teuer beworben, dass sie bei der Suche tatsächlich noch vor der echten Seite stand.
Unter der dort angegebenen Telefonnummer meldeten sich dann Kriminelle. Sie gaben sich als Mitarbeiter der Fluggesellschaft aus und verwickelten den Anrufer in ein Gespräch. Dabei fragten sie etwa nach der Buchungsnummer, E-Mail-Adresse sowie nach Kontodaten. Und natürlich versuchten sie, den Anrufer zu einer schnellen Überweisung zu überreden.
Auf die Website-Domain achten
Selbst für den, der nicht überweist, sondern nur seine Kreditkarten-Daten am Telefon weitergibt, kann es schon zu spät sein. Denn dann ziehen die Betrüger blitzschnell Geld vom Konto ab. Man kann dann zwar bei der Bank eine Rückzahlung, ein sogenanntes "Chargeback", beantragen.
Ob das aber funktioniert, sei unsicher, sagt Verbraucherschützerin Wojtal. "Chargeback ist von Banken ursprünglich erdacht worden, wenn die Karte geklaut wird. Hat der Betroffene die Zahlung wirklich autorisiert und möchte sie dennoch rückgängig machen, müssen bestimmte Bedingungen für eine Rückerstattung erfüllt sein." Die Reisenden sollten sich vorher die im Web gefundene Internet-Adresse genau ansehen: Eine Domäne wie "dolphin-app-9qqkm.ondigitalocean.app" führt nun mal nicht zur echten Ryanair.
Air Canada-Rückflug gecancelt – 1.500 Euro weg
In einem anderen Fall, den die Fachzeitschrift fvw publik machte, wurde eine deutsche Urlauberin in Kanada um 1.500 Euro geprellt. Erst in der Warteschlange am Flughafen in Montreal hatte sie erfahren, dass ihr gebuchter Rückflug nicht stattfinden würde. Ein Air-Canada-Mitarbeiter empfahl ihr, mit dem Helpdesk zu telefonieren. Dafür standen extra mehrere Telefone bereit, auf denen man per Knopfdruck die benötigte Fluggesellschaft auswählen konnte.
Die Frau ging davon aus, dass sie mit einer Person von der Airline spricht. Doch in Wirklichkeit war es eine Betrügerfirma aus Indien namens PCM Travels, die vermutlich durch einen mit den Betrügern unter einer Decke steckenden Flughafen-Mitarbeiter eingeschleust worden war. Stutzig wurde die Frau erst, als widersprüchliche Mails auf ihrem Handy landeten. Da war die Anzahlung aber bereits von ihrem Konto abgebucht.
- Lesen Sie hier: So schützen Sie sich vor Betrügern auf Reiseportalen
Auch dieser Fall hat einige typische Abläufe, weiß die Verbraucherschützerin Karolina Wojtal. Die Betrüger sitzen außerhalb der EU, in diesem Fall in Indien. Auch die Drittfirma namens PCM Travels ist nicht unbekannt. Das EVZ warnt explizit davor, weitere geläufige Namen sind The Travelmakers und Fly Cheapest Online.
Via Facebook falsche Lufthansa gefunden
Eine weitere Betrugsmasche wurde vor einigen Monaten von Lufthansa öffentlich gemacht: In den Sozialen Medien tauchen immer wieder ziemlich echt aussehende, aber falsche Lufthansa-Konten auf. Nachdem sich die Beschwerden gehäuft hatten, warnte Lufthansa auf der Plattform X: "Bitte seien Sie zu Ihrer eigenen Sicherheit besonders vorsichtig, wenn Sie eine Nachricht von Lufthansa in den sozialen Medien erhalten, und vergewissern Sie sich immer, dass sie von unseren offiziellen Plattformen stammt."
Auch Reisebüros waren in jüngster Vergangenheit betroffen. So berichtete kürzlich ein Agent gegenüber fvw|TravelTalk, dass er Lufthansa vor einigen Wochen via Facebook kontaktiert hatte, in der Hoffnung, dass ihm dort schneller geholfen werde als bei der heillos überlasteten Telefonhotline.
Nach mehreren Tagen habe er dann eine persönliche Nachricht vom Absender "Lufthansa Airline Response" bekommen, ob sein Anliegen schon bearbeitet sei oder ob er noch Hilfe benötige. Zum Datenabgleich wollte "Lufthansa Airline Response" dann die Kreditkartennummer des Agenten. Das machte ihn stutzig und er wandte sich auf einem anderen Weg an Lufthansa, die ihn auf den Fake-Account aufmerksam machte.
Was tun, wenn man Opfer von Betrügern geworden ist?
Wer bereits betrogen worden ist, der sollte unverzüglich Kontakt mit seiner Bank aufnehmen und versuchen, eine Rückerstattung zu veranlassen. Das sogenannte Chargeback-Verfahren bei Kreditkartenzahlungen ermöglicht das noch mehrere Wochen nach der Zahlung. Natürlich ist auch unbedingt Anzeige bei der Polizei zu erstatten und der Vorfall dem echten Kundenservice der Fluggesellschaft zu melden; denn nur so können andere Verbraucher gewarnt und die Fake-Seiten aus dem Netz entfernt werden. Formulare, auf denen solche Betrügereien gemeldet werden können, halten auch das Europäische Verbraucherzentrum, die Bundesnetzagentur und Watchlist Internet bereit.
- Reiseredaktion SRT