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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Krawatten-Knigge Knigge sagt: Die Krawatte zeigt, wer du bist
Krawatten sind Männersache. Sie verraten dem Buchautor, Redner und Berater Moritz Freiherr Knigge sehr viel über den Träger. Knigge erklärt, worauf es beim Auswählen und wirklich ankommt und welche Modelle sich am Rand der Geschmacklosigkeit tümmeln. Eine Anleitung zum richtigen Binden einer Krawatte finden Sie hier.
Wenn es eine Konstante in der Herrenmode gibt, ist es die Krawatte: Männer tragen sie seit immerhin 200 Jahren. Heute gehört die Krawatte zum Männerhals wie der Bart zu den Wangen. "Sie ist ein Teil der Männerkleidung, von der Mode unbelastet und kein Thema eines Trends", sagt Moritz Freiherr Knigge. Sein Vorfahre ist der Naturforscher, Schriftsteller und Aufklärer Adolph Freiherr Knigge, dessen bis heute berühmtes Werk "Über den Umgang mit Menschen" nach seinem Tod vom Verlag zur Benimmbibel erweitert wurde.
Krawatte als Zeichen der Angemessenheit
Für Moritz Freiherr Knigge gehört das Tragen der Krawatte selbstverständlich zum Alltag. Für ihn kommt es nicht darauf an, die Etikette in jeder Nuance zu erfüllen, sondern die Krawatte als sichtbaren Teil des Ich zu verstehen. "Höfliche Menschen sind fähig zur Angemessenheit", betont er. Und wenn es angemessen sei, sie beim Treffen >>
mit Kunden, vor Publikum oder zum eleganten Abendessen zu tragen, dann werde sie gebunden.
Wer Krawatten als lästiges Übel ansieht, dem empfiehlt er etwas sehr Einfaches: "Wer sich nicht sicher ist, ob sie notwendig ist, fragt bei den Einladenden oder Verantwortlichen vorab nach." Doch in vielen Gesprächen über den richtigen Stil in seinen Seminaren habe er erfahren, dass vielen Männern genau das peinlich sei - man würde preisgeben, nichts von Etiketten zu verstehen. Für ihn ist das Gegenteil richtig: "Sich über die angemessene Kleidung zu informieren ist nie peinlich", betont er. Dabei lässt sich das für Moritz Freiherr Knigge völlig unkompliziert lösen: "Krawatte tragen!", sagt er. Sei man unter hundert Gästen der einzige Schlipsträger, "dauert es keine zehn Sekunden, und sie steckt in der Sakkotasche."
Hemd zu oder offen?
Ist sie notwendig, geht’s ans Eingemachte: Knoten, Kombination mit Hemd und Anzug, Farbauswahl. Viele Männer sind davon überfordert. >>
Eine Krawatte erzählt Moritz Freiherr Knigge viel mehr vom Träger, als den genervten Etikette-Verurteilten mit dem Strick um den Hals lieb ist. "Ich kann Männern ansehen, wenn sie die Krawatte nicht freiwillig tragen", erzählt er. Manchmal bleibe der oberste Hemdknopf offen, die Krawatte sitzt locker. Das ist für Knigge die falsche Entscheidung. "Wenn ich Krawatte trage, dann richtig. Das Hemd ist geschlossen, der Knoten sitzt gut. Oder ich entscheide, sie nicht zu tragen. So ist das konsequent und klar."
Bei der Kombination von Hemd und Krawatte, zu der sich in Büchern und im Netz tausende Regeln finden, winkt er gelassen ab. "Das ist nicht so wichtig. Nur die Farben müssen passen." Mit einer Ausnahme: "Mit einem Button-Down-Hemd trägt man keine Krawatte. Niemals." Das sei ein legeres Sporthemd - und daher nicht für die Kombination geeignet. Zudem müsse das Hemd am Hals gut passen. "Wer die Krawatte nur aus Zwang umbindet, dem sitzt oft der oberste Knopf zu eng. Der Träger ist davon genervt. Da sieht man sofort, dass der nur eine für ihn sinnlose Regel befolgt."
Die Knotenform ist unwichtig - auf die Länge kommt es an
Ansonsten ist die Zuordnung logisch und einfach: Wer große Krawattenknoten bevorzugt, trägt keine Hemden, deren Kragen eng geschnitten sind. Und umgekehrt. Zur Hai- und London-Kragenform passen breite Knoten gut, wer schmale Tabkragen bevorzugt, sollte beispielsweise auf den voluminösen Windsorkragen verzichten. Insgesamt sind etwa 180 verschiedene Krawattenknoten und -Varianten bekannt. Für Knigge haben aber die Vorschriften für den perfekten Knoten zum Anlass keine Bedeutung: "Ich binde seit vielen Jahren nur den 'doppelten einfachen Knoten', auch beim eleganten Dinner." Für ihn ist nur das Ende wichtig: "Die Spitze der Krawatte berührt die Oberkante der Hose."
Ein paar Aspekte zur Knotenwahl sind dennoch einen Blick wert: Wer breitere Krawatten aus dickem Stoff mag, für den kann der doppelt geknotete Windsor ziemlich wuchtig am Hals ausfallen. Wer aber mit zwei Metern Körperlänge in die Welt schaut, für den kann dieser Windsor die Krawatte zu kurz machen. >>
Breite Knoten sind für Männer mit breiter Brust und Muskeldesign aus dem Fitnessstudio besser geeignet als für Schreibtischtäter. Da passt ein gut sitzender, einfacher Knoten im leichten Stoff am besten. Bei ihnen machen der schlichte "Four-in-Hand"-Knoten oder ein halber Windsor eine gute Figur. Es kommt dazu auf sauberes Handwerk an: "Egal, welchen Knoten man wählt - er muss sitzen", resümiert Knigge. Die dünne Seite sei auch bei kürzeren Körpermaßen niemals länger als die breite. Und wenn's mal passiere, lasse man sie unter dem zweiten Hemdknopf hinterm Stoff verschwinden.
Bloß keine bemalten Krawatten!
Bleibt die Frage des Designs. Auch das sieht der Stilexperte entspannt. "Es kommt drauf an, was man gerne trägt." Er selbst bevorzugt seit vielen Jahren siebenfach gefaltete Bulgari-Krawatten aus Seide und Baumwolle, trägt aber auch sehr gerne Strickkrawatten - am liebsten aus Kaschmir. "Ich habe es gern farbenfroh, dunkle Anzüge sind nicht meine Sache", betont er. Die Krawatte sei Teil der Kombination, die das Individuum repräsentiere, erklärt er. Da gebe es trotz aller Stilvorgaben in den Milieus viel Spielraum fürs Ich. Sei man bei sehr gediegenen Anlässen unsicher über die Farbwahl: "Dann auf intensive Muster und leuchtende Farben verzichten." Nur eins geht für ihn nicht: Bemalte Krawatten: "Techies binden sich Modelle mit Prozessoren um, andere gehen mit Comicfiguren, mit Kakteen oder halbnackten Frauen in die Besprechung. Das hat mit Stil nichts zu tun. Das ist der Rand der Geschmacklosigkeit."
Alle wichtigen Dresscodes und Knigge-Regeln in punkto Krawattenbinden finden Sie auch in unserer Fotoshow.