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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Tipps und Tricks Woran man eine gute Zigarre erkennt
Beim Abendessen mit dem Chef, zum Geburtstag des besten Kumpels oder beim Großvater steht plötzlich eine Auswahl Zigarren auf dem Tisch. Und jetzt? Was ist zu tun? Welche ist gut? Welche besser nicht? wanted.de hat einen Zigarrenprofi um Rat gefragt.
Für ahnungslose Nichtraucher und Zigarettendurchzieher ist eine Auswahl an Zigarren schwierig. Denn: Welche ist die richtige? Wie vermeide ich eine Blamage? "Zigarren sind wie guter Wein. Wer die Namen der guten Châteaux und Weingüter nicht kennt, macht seine Wahl ohne Beratung vom puren Glück abhängig. Doch wer Fragen stellt, zeigt Interesse. Das ist niemals peinlich", beruhigt Marc Benden, Teilhaber und Geschäftsführer vom Zigarrenfachgeschäft Cigar World in Düsseldorf. Er betont: "Eine gute Zigarre ist abhängig vom individuellen Geschmack. Da gibt es – wie beim Wein – kein richtig oder falsch."
Kuba oder Honduras?
Halbwissende prahlen in solchen Momenten gerne mit den angeblichen aromatischen Unterschieden zwischen einer Zigarre etwa aus Kuba, Honduras oder Nicaragua: "Ich rauche nur kubanische, ich liebe dieses Aroma." >>
Marc Benden kennt diese Vorträge und antwortet gelassen: "Die Landestypizität ist bei Zigarren kaum ausgeprägt. Typisch ist nur der Tabak, der drin ist. Doch da machen sich manche Genießer zu viele Gedanken. Die meisten Manufakturen verwenden unterschiedliche Tabaksorten oft aus verschiedenen Regionen, da gibt es selbst innerhalb einer Sorte unterschiedlich schmeckende Exemplare." Selbst die weltberühmte Montecristo werde an unterschiedlichen Orten mit verschiedenen Tabaksorten produziert.
Sein Tipp fürs Rauchen mit dem Chef: Eine gute Zigarre aus der Dominikanischen Republik sei meist hervorragend verarbeitet und biete einen unkomplizierten, feinen Genuss. Kubanische und nicaraguanische Zigarren seien meist erdiger, würziger und kraftvoller.
Auch der Preis gibt Auskunft
Ein weiterer Hinweis auf die Qualität sei sehr einfach: Der Preis: "Eine Zigarre, die 30 Euro kostet, besteht normalerweise nicht aus Bananenblättern", sagt Marc Benden und lacht. >>
Dabei seien heute auch viele günstige Zigarren sehr gut verarbeitet. Die mit der Maschine gefertigten "Shortfiller" werden meist aus geschnittenen oder gerissenen Blättern gefertigt und sind daher günstig zu haben. Die Einlage von Longfiller-Zigarren besteht dagegen aus vollständigen Blättern, sie werden komplett von Hand gefertigt und sind daher teurer. Ihr Vorteil: Der Abbrand beim Rauchen ist sehr gleichmäßig, daher kommen die aromatischen Facetten der Blätter in jedem Drittel fein hervor.
Wer viel Aroma zum kleinen Budget genießen will, für den sind Medium-Filler geeignet. Sie bestehen nicht aus vollständigen Blättern, sondern aus großen Blattstücken. Ihr Abbrand und die Aromaentfaltung ist im Regelfall ebenso gleichmäßig wie beim Longfiller – nur ihr Preis ist günstiger.
Diese Infos gibt der Zigarrenring
Der Zigarrenring, den Einsteiger oft falsch als "Banderole" bezeichnen, ist das Etikett - wie bei einer Weinflasche. Dort ist, oft in kunstvoll aufwendiger Gestaltung, der Name der Manufaktur und der Sorte zu lesen. Die Farben und Formen sind reine Gestaltung, sie sind kein Hinweis auf die Qualität. Doch Vorsicht: Mit dem Ring muss man umgehen können. "Vor dem Rauchen entfernen ihn die meisten Genießer", erklärt Marc Benden das richtige Vorgehen, "aber das macht man erst nach dem Anzünden." Denn durch die Wärme löse sich der Leim. "Ist die Zigarre kalt, reißt man dabei schnell die Zigarrenhaut ein. Das sollte keinesfalls passieren. Ein paar Züge abwarten, dann geht’s ganz leicht."
Rauchzeiten von bis zu drei Stunden
Zigarren gibt es nicht nur in unterschiedlichen Qualitäten, sondern auch diversen Längen. Daher sollten Sie sich fragen, wie viel Zeit Sie für die Zigarre haben. Je größer die Zigarre ist, desto länger dauert das Rauchen. "Der erfahrene Genießer zieht nur einmal pro Minute, oft wartet er sogar 1,5 Minuten," erklärt der Profi. "Lassen Sie sich vom Kellner am besten ein mittleres Format empfehlen", rät Benden und erklärt: "Je länger und dünner eine Zigarre ist, umso stärker und bitterer schmeckt sie im Rauchverlauf. Umso größer sie ist, umso milder und kühler ist das Aroma." Daher sei es für Einsteiger am besten, zu einer Zigarre mit einem Durchmesser von mindestens 1,2 Zentimetern zu greifen, fügt Benden hinzu. "Ab diesem Ringmaß durchdringt die Luft die Zigarre angenehm, die Gefahr eines zu festen Zugwiderstandes ist nun geringer." Er empfiehlt Einsteigern daher die Formate "Petit Corona", "Corona" oder "Robusto". Übrigens ist allein das Format ein beliebtes Diskussionsthema unter Fans: Es gibt über 70 von ihnen mit Rauchzeiten von etwa 20 Minuten bis zu drei Stunden bei XXL-Zigarren. >>
Beim Anschneiden werden am Kopfende etwa zwei bis drei Millimeter entfernt. Das geschieht mit einer speziellen "Guillotine", einer Schere oder einem Zigarrenbohrer. "Welche Technik die beste ist – darauf gibt es keine verbindliche Antwort. Das ist eine Frage der persönlichen Präferenz", erläutert Zigarrenexperte Benden.
Auch Anzünden will gelernt sein
Nun endlich anzünden. Doch Benden warnt: "Hände weg von Benzinfeuerzeugen oder schwefelhaltigen Streichhölzern! Sie entwickeln einen Eigengeruch, der sich auf die Zigarre überträgt und ihr Aroma verfälscht. Auch Kerzen sind ein No-Go." Er entzündet seine Zigarren ausschließlich mit einem Gasfeuerzeug oder langen, schwefelfreien Streichhölzern. Weitere Zigarren-Tipps für Einsteiger finden Sie hier.