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Hyperhidrose: Was hilft gegen starkes übermäßiges Schwitzen?


Hyperhidrose
Wenn Männer zu viel schwitzen

Draußen ist es kalt, drinnen dröhnt die Heizung aus allen Rohren - da läuft vielen Männern der Schweiß. Doch was, wenn Mann stets und ständig transpiriert? wanted.de sprach mit einer Expertin.

Aktualisiert am 27.01.2017|Lesedauer: 4 Min.
Sabine Kelle
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Während es einige Männer nicht stört zu schwitzen, ist anderen schon der kleinste Schweißtropfen mehr als unangenehm. Dabei ist Schwitzen ein natürlicher Vorgang: "Ein Mensch muss schwitzen. Schwitzen ist die natürliche Klimaanlage des Körpers. Das Verdunsten des Schweißes kühlt den Körper ab, ist also überlebensnotwendig", erklärt uns Doktor Sema Seker. Sie betreibt in Aschaffenburg eine Praxis für ästhetische Medizin.

Übermäßiges Schwitzen

Wer jedoch bei alltäglichen Dingen ständig schweißgebadet ist, der leidet eventuell unter Hyperhidrose. Bei etwa drei Prozent der Bevölkerung sei das Schwitzen wirklich pathologisch, also krankhaft, erklärt Doktor Seker. "Genaue Zahlen liegen nicht vor, weil viele aus Scham nicht zum Arzt gehen oder darüber sprechen." >>

Dauerhaftes Schwitzen kann krankhaft sein.Vergrößern des Bildes
Dauerhaftes Schwitzen kann krankhaft sein. (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)

Essen heizt ein

Wenn sich beim Genuss von heißen Speisen "Schweißperlen auf Oberlippe, Wangen und Stirn bilden", handelt es sich um das gustatorische Schwitzen (auch Frey Syndrom genannt). "Auch beim gustatorischen Schwitzen ist die Grenze zwischen normal und krankhaft fließend."

Ein Männer-Problem

Dabei leiden eher Männer unter vermehrtem Schwitzen. Sie "haben evolutionsbedingt mehr Schweißdrüsen als Frauen." Zudem steuert das Hormon Testosteron die Schweißproduktion. "So konnte der Mann bei der körperlichen Anstrengung auf der Jagd sich besser kühlen und somit leistungsfähiger sein und besser für das Überleben sorgen", erklärt die Expertin.

"Jeder Mensch hat circa zwei Millionen Schweißdrüsen", so Seker. Beim Großteil handele es sich um "endokrine Drüsen, die für die Thermoregulation verantwortlich sind". Deren Schweiß riecht nicht. >>

Denn Schweiß und übler Geruch gehen nicht zwangsläufig Hand in Hand. Bei den meisten Vielschwitzern sind diese Drüsen aktiv. Im Laufe des Lebens reduzieren diese Drüsen ihre Funktion, weswegen ältere Menschen im Sommer schneller an Überhitzung leiden.

Wann der individuelle Duft zu viel ist

Der Geruch entsteht an einem anderen Ort: Die sogenannten "apokrinen Schweißdrüsen kommen insbesondere in der Achselhöhle und im Genitalbereich vor. Ab der Pubertät sezernieren sie unter hormoneller Steuerung ein visköses Sekret, das den individuellen Geruch eines Menschen prägt." Meist ist es dieses Sekret und der durch Bakterien entstehende Geruch, der als störend empfunden wird.

Doch wie kann man feststellen, ob man an Hyperhidrose leidet? "Übermäßiges Schwitzen meint nach wissenschaftlicher Definition die Schweißproduktion von 100 Milligramm innerhalb von fünf Minuten. Mit Hilfe eines völlig schmerzfreien Tests mit Löschpapier kann man schnell auf eine Hyperhidrosis getestet werden", erklärt die Expertin.

Wann ist schwitzen krankhaft?

Dabei wird in zwei Formen, die primäre und die sekundäre Hyperhidrosis, unterschieden. "Bei der primären Hyperhidrosis liegt keine externe Ursache vor, wahrscheinlich eine genetische Prädisposition." Diese Form begrenzt sich auf Achseln, Hände und Füße, ansonsten ist man gesund.

Bei der sekundären Hyperhidrosis schwitzt man am ganzen Körper. Dieses Schwitzen ist jedoch "eine Begleiterscheinung einer anderen Grunderkrankung, die meistens im neurologischen oder internistischen Bereich zu finden ist." Dr. Seker nennt eine Vielzahl gängiger Erkrankungen, wie "Überfunktion der Schilddrüse, hormonelle Umstellung (Pubertät, Wechseljahre), Diabetes mellitus, Bluthochdruck, psychische Erkrankungen, Adipositas, Tumorerkrankungen oder Gicht." Werden diese richtig behandelt, lässt auch meist das Schwitzen spürbar nach.

Aber "auch die Einnahme bestimmter Medikamente kann ein vermehrtes Schwitzen verursachen." Emotionen wie Nervosität, Angst und Stress können ebenfalls Schwitzen verstärken oder gar auslösen. Dann spricht man von emotional bedingtem Schwitzen. Wegen der Vielfalt der möglichen Ursachen vermag nur ein Facharzt die Form des Schwitzens einordnen und therapieren. >>

Therapie der Hyperhidrose

Nach Absprache mit einem Arzt gibt es verschiedene Therapieformen: Bei der sekundären Form können neben der Therapie der eigentlichen Krankheit "auch Medikamente, sogenannte Anticholinergika, verabreicht werden; hier muss die Indikation aufgrund möglicher starker Nebenwirkungen aber streng gestellt werden."

Deos und Antitranspirante

Bei einer leichten bis mäßigen primären Hyperhidrose wirken spezielle Deos mit Aluminiumsalzen. Vereinfacht dargestellt verschließen diese Antitranspirante die Schweißdrüsen. Allerdings stehen aluminiumhaltige Deos seit einer Weile im Verdacht, Krankheiten wie Krebs oder Alzheimer zu begünstigen. Laut "Öko Test" schnitten aber auch Antitranspirante ohne Aluminiumsalze sehr gut ab. Hier wirken meist Alkohol und Triethyl Citrate gegen den Schweiß.

Als wirksam hat sich ebenfalls die Iontophorese bewiesen. "Hierbei wird den betroffen Stellen Strom zugefügt, was die Reduktion der Schweißproduktion zur Folge hat. Dieses Verfahren ist aber sehr zeitaufwendig", erklärt Seker.

Ein sehr radikaler Schritt ist die Entfernung der Schweißdrüsen in der Achselhöhle. Oft werden jedoch nicht alle Drüsen erwischt. Die Expertin warnt zudem vor den "gängigen Risiken einer Operation, wie Infektionen, Hämatomen, Gefäßverletzungen, Wundheilungsstörungen".

Botox Behandlung

Doktor Seker empfiehlt ihren Patienten lieber eine sanftere Behandlungsmethode: Botox. Bis zu sieben Monate hält die schweißfreie Wirkung an. Danach tritt die Schweißproduktion langsam wieder auf, "häufig jedoch nicht mehr so intensiv wie zuvor. Die Therapie kann jederzeit widerholt werden".

Da die Behandlung gerade mal 20 Minuten in Anspruch nimmt, kommen manche Patienten quasi in der Mittagspause vorbei. Wegen dieser unkomplizierten und schnellen Behandlung, dem fehlenden Krankheitsausfall und der geringen Komplikationsrate favorisieren Doktor Sekers Patienten die Behandlung mit Botulinumtoxin. Je nach Achselgröße liegen die Kosten der Botoxbehandlung zwischen 500 und 700 Euro.

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