Für diesen Beitrag haben wir alle relevanten Fakten sorgfältig recherchiert. Eine Beeinflussung durch Dritte findet nicht statt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.Fett-weg-Spritze Doppelkinn oder Bauchfett einfach wegschmelzen?
Ganz ohne Operation zur Wunschfigur: Das verspricht die Fett-weg-Spritze. Wenn selbst Sport und ausgewogene Ernährung nicht helfen, gibt es eine Alternative zur OP. Ist das nur ein hohles Versprechen oder funktioniert es wirklich?
Hüftspeck, Doppelkinn oder Bauchfett einfach wegschmelzen?
Ich will genau wissen, wie das funktioniert und vor allem interessiert mich, wer sich eine solche Spritze verpassen lässt. Dr. Sema Seker vom Zentrum für ästhetische Medizin und Laserbehandlungen in Aschaffenburg hat mich eingeladen, ihr bei der Behandlung über die Schulter zu schauen.
Ich bin neugierig auf die Patientin. Als wir uns treffen, denke ich: „Wo möchte diese schlanke Frau denn noch abnehmen?“ Dr. Seker bittet die sportliche End-Vierzigerin ihre „Problemzonen“ freizumachen: Tatsächlich, da lauern kleine Fettpölsterchen über den Hüften. Die hatte sie gut kaschiert. Die Röllchen gefallen der Ärztin, denn: „Bei weichem, schwabbeligem Fett haben wir sehr gute Erfolge“ erklärt Dr. Seker. Die Injektionslipolsye, so der Fachausdruck, findet genau in den Fällen Anwendung, wo diszipliniertes Training und bewusste Ernährung nicht zum Erfolg führen.
Die Fett-weg-Spritze eignet sich nicht zur Gewichtsreduktion
Die Injektionslipolyse sei allerdings kein Wundermittel zur Gewichtsreduktion und ersetze auch keine Ernährungsumstellung. Dr. Seker klärt mich auf, dass es bei der Methode darum geht, die Anzahl der Fettzellen in den betroffenen Bereichen zu reduzieren. Das Verfahren wird seit den 1950er Jahren in Therapien, beispielsweise gegen Fettembolien, eingesetzt. Nach dem gleichen Prinzip funktioniert es auch in der ästhetischen Medizin. Den Wirkstoff Phosphatidylcholin in die Fettpolster gespritzt, beginnen die Zellen zu schmelzen. Der Körper baut das Fett über die Lymphe ab, der Köperumfang in dieser Region verringert sich.
Behandlung scheint rabiat – die Schmerzen aber erträglich
Nachdem die zu behandelnden Stellen der Patientin markiert und desinfiziert sind, geht es ans Eingemachte. Dr. Seker zieht eine furchteinflößende Spritze auf, die an einen Dreizack erinnert. Ich bin froh, dass ich nur am Fußende der Liege stehe. Die Patientin scheint aber entschlossen und beißt die Zähne zusammen. Dann sticht Dr. Seker zu. Zu meiner Verwunderung bleiben schmerzhaftes Aufschreien oder gequältes Stöhnen aus. Die Prozedur scheint halb so wild. Die erleichterte Patientin bestätigt, dass es viel schlimmer aussieht, als es sich anfühlt. Dr. Seker klärt auf: „Wir arbeiten mit sehr feinen Nadeln, so dass die Schmerzen gut auszuhalten sind“.
Rötung und heftige Schwellung sind gewünscht
Nachdem die Beauty-Spezialistin die gesamte Menge des Wirkstoffs injiziert hat, kann man praktisch zuschauen wie die Areale anschwellen. Dr. Seker bestätigt: „Das muss so sein, der Körper arbeitet nun auf Hochtouren. Eine Entzündung ist sogar erwünscht. So erreichen wir nicht nur das Wegschmelzen der Fettzellen, sondern auch die Straffung des Gewebes. Es bleibt keine überschüssige Haut zurück. Die Areale werden wieder schön straff und fest.“
Fett-weg-Spritze erfordert etwas Geduld
Im Vergleich zur operativen Fettabsaugung lässt das Ergebnis der Fett-weg-Spritze etwas auf sich warten. Die Wirkung des Abschmelzens beginnt nach zehn bis 14 Tagen. Deutliche Ergebnisse sind aber zwischen der vierten und sechsten Woche sichtbar.
Viele Körperstellen eignen sich
Dr. Seker berichtet von guten Erfahrungen mit der Injektionslipolyse zur Behandlung gegen Doppelkinn, Bauch- und Hüftspeck (Love-Handles) an den Oberarmen und am Rücken. Auch die sogenannte Gynäkomastie bei Männern (vergrößerte männliche Brustdrüse) lässt sich mit der Fett-weg-Spritze gut behandeln. Reiterhosen und Fettansammlungen an der Achselfalte oder an den Knien und Cellulite können ebenfalls zum Schmelzen gebracht werden.
Funktioniert die Methode bei Jedem?
Die Patientin, die ich begleiten durfte, gehört zu den 95 Prozent, bei denen die Behandlung gut anschlägt. Schon vier Wochen nach der ersten Sitzung hat sich ihr Hüftumfang um stattliche fünf Zentimeter reduziert. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Eine weitere Sitzung ist in ihrem Fall nicht nötig.
Wie teuer ist die Injektionslipolyse?
Die Kosten der Behandlung hängen von verschiedenen Faktoren ab. Je nach Größe des zu behandelnden Fettpölsterchens ist mehr oder weniger Wirkstoff nötig. In jedem Fall ist die Fett-weg-Spritze die günstige Alternative zu einer operativen Fettabsaugung. In einer seriösen Praxis geht der Behandlung immer eine eingehende Beratung voraus. Im dem Gespräch werden individuelle Fragen, Bedenken und mögliche Ängste besprochen. Danach sollte eine genaue Aufstellung aller Kosten erfolgen. Als grober Richtwert: Die Behandlung eines Doppelkinns liegt bei einer Anwendung so etwa bei 200 Euro.
Was sagen Kritiker zur Wunderwaffe Fett-weg-Spritze?
Keine Methode ohne kritische Stimmen: Derzeit gibt es nur wenige Studien über die Wirkung des Stoffes im Rahmen der Körperformung. Besonders aus den Reihen der chirurgischen Schönheitsmediziner weht der Wind gegen die Anwendung. Hier darf nicht vergessen werden, dass eine Fettabsaugung mit erheblich mehr Aufwand, Risiko und Kosten verbunden ist.
Nebenwirkungen wie Hautirritationen und Entzündungsreaktionen um die behandelte Stelle können zwar unangenehm sein, sind aber zur Straffung des Gewebes unverzichtbar. Für ein optimales Ergebnis ist der Nebeneffekt zwingend nötig.
Ist eine unförmige Gewichtszunahme zu befürchten?
Ein Gerücht schreckt mögliche Interessenten ab: Nach erfolgreicher Behandlung müsse immer strenge Diät gehalten werden. Nach einer Gewichtszunahme drohe ansonsten die Optik eines geplatzten Sofapolsters. Die Ärztin kann darüber nur lachen und erklärt. „Es sind immer noch genügend Fettzellen in den behandelten Bereichen vorhanden, aber eben nicht mehr so viele wie vorher. Sollte eine Gewichtszunahme erfolgen, wäre die Zunahme nach der Behandlung wenigstens proportional.“ Anlass zur Sorge bezüglich der Sofa-Optik bestünde nur bei wirklich extremen Schwankungen des Gewichtes, so Dr. Seker.