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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Eine Reichen-Therapeutin packt aus So leben Millionäre wirklich
Die Welt des Geldes ist eine Parallelgesellschaft mit fein justierten Grenzen. Wer dazu gehört, gewährt nur selten und nicht jedem Zutritt. wanted.de bekam interessante und Milliardäre durch eine Therapeutin der Superreichen, die aus dem Nähkästchen plaudert.
Deutschland ist Milliardärsland: 2014 lebten hier 123 Milliardäre mit einem Gesamtvermögen von etwa 413 Milliarden US-Dollar, hat eine Studie der Beratungsfirma Wealth-X und der UBS-Bank herausgefunden. In deren Europa-Liste sind es nur in Großbritannien noch ein paar mehr: Dort sind 130 zu Hause. Doch es sind nicht Staaten, die die Superreichen interessieren. Sie haben die freie Wahl - und so wählen sie unter den attraktivsten Großstädten der Welt. In Moskau leben 85 von ihnen, in London haben 72 ihren ersten Wohnsitz, in Paris sind es 33, in Genf leben 23 und in Hamburg immerhin 18.
Nur Neureiche legen Wert auf teure Marken
Und wie lebt es sich hier so als Milliardär, Industrieller, Banker oder Privatier? Die Therapeutin und Coachin Bettina von Schorlemer vom Frankfurter Therapiezentrum kennt die Antworten. >>
Sie begleitet seit Jahren viele Menschen aus diesem Milieu in Krisen, Trennungen oder bei wichtigen Entscheidungen. Sie erzählt: Teure Marken werden in diesem Kreis kaum gezeigt. "Die klassischen, teuren Codes und Labels müssen nur die sichtbar machen, die mit dem Status des Reichtums noch nicht eins geworden sind oder aus anderen Gründen ein Selbstwertproblem haben. Ein 1000 Euro teures Hermestuch zeigt lediglich, dass man sich das kaufen kann. Sonst nichts."
Die sehr Reichen brächen dagegen gerne die Regeln und kämen in rutschender Jeans und knittrigem Polohemd zur Gartenparty. "Menschen mit viel Geld bewegen sich mit großer, lässiger Selbstverständlichkeit - weil sie wissen, dass sie dazu gehören", erklärt von Schorlemer. Für sie verläuft aber eine feine Grenze zwischen denen, deren Familien seit Generationen wohlhabend seien und denen, die sehr schnell sehr reich geworden sind: "Menschen mit 'altem Geld' finden die neuen Reichen manchmal lästig, weil sie das Geldhaben so stark in den Vordergrund stellen - durch protzige Kleidung, protziges Gehabe >>
und wen man alles kennt. In meinen Gesprächen erzählt mir der neue Reiche in kurzer Zeit alle Details seiner Uhren-, Auto-, Schuh- und Whiskysammlung, der Villa auf Mallorca, von der Jacht und dem Vertu-Luxushandy." Der gelassene Millionär kleide sich lässig, scheine Economy zu fliegen und telefoniere mit dem iPhone. Er unterschreibe seine Verträge aber vielleicht mit einem 10.000 Euro teuren Füller - aber nicht wegen des Neidfaktors. Er sei vielmehr sicher: "Ein anderer Stift bringt Unglück."
Der neue Reiche sei zuweilen von den Altreichen irritiert, "weil es denen schnurzegal ist, wen er alles trifft oder ob der Kaschmirpullover am Leib ein Loch hat". Doch ein paar Klischees stimmen: Die Villa, edler Schmuck oder ein gut bestückter Weinkeller gehören auch hier meist dazu. "Bei diesem Personenkreis geht es nur ums eigene Vergnügen - aber nie, um es der Außenwelt zu zeigen." Selbst der seltene Oldtimer werde nicht vorgeführt.
Das sind die Probleme der Reichen
Laut Bettina von Schorlemer sind viele Probleme der Reichen kaum anders als die der Mieter am Stadtrand: persönliche Konflikte, Beziehungs- und Familienprobleme, Ängste und die Vergangenheit. Eines der beliebten Klischees lautet: Reiche haben viele Freunde, aber die wollen nur ans Geld.
Bettina von Schorlemer erlebt das anders: "Klar haben Wohlhabende auch Menschen um sich, die auf Geld aus sind. Promis haben Bekannte, die Ruhm genießen wollen. Ärzte haben Freunde, die vom Fachwissen profitieren wollen. Automechaniker haben Freunde, die jemand zum Autoschrauben brauchen. Das gibt es in jedem Milieu. Sie entscheiden, ob es Gründe gibt, sie im engeren oder weiteren Kreis zu behalten. Ansonsten trennt man sich oder sieht sie nur auf Veranstaltungen, wenn es sich nicht vermeiden lässt."
Dennoch hätten Millionäre meist einen großen Bekanntenkreis. Das resultiere "aus den Veranstaltungen, die man regelmäßig besucht und bei denen man stets dieselben trifft - Golf, Charity, Bälle, Einladungen." Gehört man zudem einer ähnlichen Berufsgruppe an - was liegt näher, als sich auch im Urlaub zu treffen? >>
"Skifahren in Lech, Frühling in der Villa auf Mallorca mit Freunden, Golfen in Dubai und nach Thailand ins Wellnessresort", zählt Bettina von Schorlemer die aktuellen Favoriten auf. Laut der X-Wealth-Studie gibt es knapp 40 Veranstaltungen, die für die Milliardäre der Welt relevant sind: Dazu gehören das World Economic Forum in Davos, der Snow World Polo Cup in der Schweiz, die Berlinale, die Antigua Sailing Week, das Pferderennen in Ascot, die Art Basel oder der Grand Prix in Monaco.
Auch Veranstaltungen in Deutschland locken Milliardäre
Auch in Deutschland gibt es Events, die Reiche besuchen - und unter sich bleiben: "Interessant ist alles, wofür man keine Karten bekommt, wenn man nicht zu einem bestimmten Kreis gehört", erklärt von Schorlemer. Dazu gehören Premieren, Eröffnungen, Vernissagen, Golf- und Reitturniere oder VIP-Lounges bei besonderen Fußballspielen. Manche Paare machen sich einen Sport daraus: "Da geht man nur zur Theaterpremiere - die zweite Vorstellung ist definitiv uninteressant."
So lernt Mann eine reiche Frau kennen
Und wie lernt Mann eine Frau aus diesen Kreisen kennen? "Eine wohlhabende Frau kann man als wohlhabender Mann einfach kennenlernen: Er ist eben da, wo sie auch hingeht", erzählt Bettina von Schorlemer, "aber Männer mit Durchschnittseinkommen haben es nicht so leicht." Ihr Tipp: "Man schafft es dort zu sein, wo Frauen mit Geld so hingehen. Nun muss man es schaffen, sich vorstellen zu lassen oder sich irgendwie selbst vorzustellen. Der Rest ergibt sich."
Und wenn es funkt, die Konten aber sehr unterschiedlich gefüllt sind? Ihre Erfahrung: In der Liebe spielt Reichtum fast keine Rolle: "Hat er kein Geld und sie viel davon, kann das, muss aber nicht zu Konflikten führen. Hauptprobleme bei Partnerschaften sind die emotionale und die intellektuelle Ebene der Beziehung." Millionäre sind halt auch Menschen. Nur mit Geld.
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