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Fleisch: Vorsicht vor abgepacktem Fleisch


Hygienisch und frisch?
Sauerstoff lässt abgepacktes Fleisch saftig aussehen

Weil es genauso frisch und saftig aussieht wie in der Fleischerei, kaufen viele Verbraucher Fleisch abgepackt im Supermarkt. Dort lagert die Ware hygienisch verschlossen in Plastikschalen und niemand würde auf die Idee kommen, dass sich Bakterien im Fleisch tummeln. Doch der Schein trügt.

Aktualisiert am 03.05.2017|Lesedauer: 3 Min.
t-online, stw
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Dass Steak und Hackfleisch schlachtfrisch erscheinen, liegt nicht an der Frische des Fleisches, sondern an einem speziellen Sauerstoff-Gas-Gemisch. Das Fernsehmagazin Stern TV hat eine Stichprobe gemacht - mit einem sehr unappetitlichem Ergebnis.

Frisches HackfleischVergrößern des Bildes
Frisches Hackfleisch ist am besten direkt vom Metzger (Quelle: Ruslan Kudrin/Thinkstock by Getty-Images-bilder)

Sauerstoff macht verpacktes Fleisch länger frisch

Abgepacktes Fleisch aus dem Supermarkt trägt oft den Hinweis "Unter Schutzatmosphäre verpackt". Das heißt, dass den Packungen ein Gasgemisch mit hohem Sauerstoffanteil zugesetzt wurde. Der Sauerstoff in der Schutzatmosphäre lässt den Muskelfarbstoff Myoglobin oxidieren. Dadurch bleibt das Fleisch rot und erscheint frisch.

Fleischermeister Norbert Baumeister bemängelt in Stern TV diese Vorgehensweise und nennt es Augenwischerei. Seiner Meinung nach dient es einzig allein dazu, das Fleisch besonders attraktiv, also frisch wirken zu lassen, damit es länger und leichter verkauft werden kann.

Schutzatmosphäre gaukelt Frische vor

Stern TV hat eine Stichprobe gemacht und unter Schutzatmosphäre verpacktes Fleisch und Frischfleisch vom Metzger gekauft. Darunter Hackfleisch, Hühnerbrust und Schweinenacken. Alle Waren wurden ordnungsgemäß im Kühlschrank gelagert und gekühlt. Vier Tage nach dem angegeben Mindesthaltbarkeitsdatum begutachteten die Tester die Ware mit dem Ergebnis, dass sich das eingeschweißte Fleisch äußerlich kaum bis gar nicht verändert hatte, im Gegensatz zum Fleisch aus der Metzgerei.

Labortest bringt Darmbakterien zum Vorschein

Der anschließende Labortest brachte jedoch sehr Unappetitliches zum Vorschein. Im rosa und frisch aussehendem Fleisch aus der Kühltheke vom Supermarkt tummelten sich jede Menge Darmbakterien. Wird das Fleisch nicht richtig durchgegart, können die Erreger beim Verzehr in den Körper gelangen. Die Folge sind Durchfallerkrankungen und Magenbeschwerden.

Hersteller haben nichts geändert

Die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch hatte bereits 2010 einen ähnlichen Test gemacht. Damals wurde bei einem Labortest von 154 Fleischpackungen festgestellt, dass alle Proben unter der Plastikverpackung eine Sauerstoffkonzentration von 60 bis 85 Prozent enthielten. Solch hochgradige Sauerstoffmengen verschlechtern aber die Qualität des Fleisches, so Foodwatch. Das sei mehrfach wissenschaftlich belegt. Das Fleisch werde dadurch ranzig, tranig und zäh. Überdies könnten sich in der Sauerstoff-Atmosphäre gesundheitlich bedenkliche Cholesteroloxide bilden. Foodwatch fordert daher ein Verbot der Sauerstoff-Behandlung. Zudem soll die Zulassung von Gas-Behandlungen strenger gehandhabt werden.

Kein Gesundheitsrisiko durch Gasgemisch

Nach Angaben des Verbraucherministeriums ist das kosmetische Aufpeppen von frischem Fleisch mit Sauerstoff nicht gefährlich. Es bestehe keine Gesundheitsgefahr, wenn das frisch verpackte Fleisch mit einem bestimmten Gasgemisch angereichert wird.

Tierwohl-Label soll spürbar höhere Standards garantieren

Das geplante staatliche Tierwohl-Label für Fleisch im Supermarkt soll spürbar höhere Anforderungen in der Schweinehaltung garantieren. Das Siegel soll zudem eine "Premiumstufe" mit höheren Anforderungen bekommen. Dadurch sei mit einem Preisaufschlag von etwa 20 Prozent zu rechnen – allerdings erhielten Verbraucher hierdurch auch eine wesentlich bessere Fleischqualität. Erste landwirtschaftliche Betriebe könnten voraussichtlich ab 2018 für das Label zertifiziert werden.

Der Deutsche Tierschutzbund lehnt das staatliche Label für mehr Tierwohl auch mit den erhöhten Anforderungen für die Schweinehaltung ab. Als Grund nannte Verbandschef Thomas Schröder in der "Neuen Osnabrücker Zeitung", die so zu kennzeichnenden Standards gingen aus seiner Sicht kaum über das gesetzlich ohnehin festgelegte Maß hinaus. "So schafft man keinen nachhaltigen Tierschutz im Stall."

Die Verbraucherorganisation Foodwatch mahnte gesetzliche Vorgaben an, "damit alle und nicht nur einige wenige Nutztiere tiergerecht gehalten werden". Grünen-Agrarexperte Friedrich Ostendorff forderte: "Wir brauchen eine verpflichtende Haltungskennzeichnung wie bei den Eiern."

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