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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Leben Die wichtigsten Wein-Ratings
Der Weg zum Genuss ist mitunter weit – vor allem, wenn das Angebot schier unüberschaubar ist und die Gesundheit beim dauerhaften Kosten nur leiden würde. Wie etwa beim . Zum Glück gibt es Wein-Päpste, die uns die Arbeit abnehmen. wanted.de hat für Sie die wichtigsten Ratings zusammengetragen.
Der Wein-Papst schlechthin ist Robert Parker – manche würden auch sagen: Der Wein-Diktator. Der Amerikaner führte Ende der Siebziger als Erster Blindverkostungen und eine von der Weinindustrie unabhängige Bewertung ein, weil er im Markt nicht mehr durchblickte. Sein Newsletter "The Wine Advocate" finanziert sich nur über Abonnenten und verzichtet auf Werbung. Ein voller Erfolg - darauf hatten die Wein-Fans in aller Welt gewartet!
Robert Parker - Genuss-Gott hinter dem Wine Advocate
Der Gourmet aus Baltimore vergibt bis zu 100 Punkte, wobei Weine unter 60 Punkten als ungenießbar gelten. Flaschen von 90 bis 95 sind bemerkenswert und von 96 bis 100 absolut außergewöhnlich. Im Weinhandel werden Sie solche Top-Weine mit dem Vermerk 96 PP sofort erkennen – 96 Parker-Punkte. >>
Inzwischen steht auch der Wein-Gott wegen seiner Präferenz voller Barrique-Weine in der Kritik – von Parker geschätzte Weine seien zu fett, zu fruchtig, übersättigt mit Tanninen. Durch das ewige "Parkerisieren" blieben feingliedrige Weine auf der Strecke. Für einen Skandal sorgte zudem die ehemalige Mitarbeiterin Hanna Agostini: Sie warf Parker vor, nicht unabhängige Experten oder Mitarbeiter würden Verkostungen vorbereiten, sondern Großhändler aus dem Freundeskreis.
Nun dürfte der Stern des Wine Advocate sinken: Ende 2012 kündigte Parker den Rückzug aus der Chefredaktion und den Verkauf seiner Anteile an. Die neuen Partner im Unternehmen sollen drei Hedge-Fonds-Manager aus Singapur sein. Einer davon ist der aus Malaysia stammende Geschäftsmann Soo Hoo Khoon Peng, wie Parkers Konkurrenz-Blatt "The Decanter" jüngst berichtete. Pikant: Der Manager sei Großaktionär bei dem auf Bordeaux spezialisierten Wein-Großhändler Hermitage Wine. Auch Soo Hoos Frau arbeite dort in gehobener Stellung. Wenn dies stimmt, dürfte es mit der Unabhängigkeit des Wine Advocate vorbei sein… >>
Wine Spectator– Die weltweite Nummer zwei
Von der unsicheren Entwicklung bei der Konkurrenz profitieren wird wohl der amerikanische The Wine Spectator – auch hier werden maximal 100 Punkte vergeben. Das Monatsblatt kürt seit 1988 die besten Weine des Jahres aus aller Welt. 2012 beispielsweise untersuchten die Tester mehr als 17.000 neue Angebote in Blind-Verkostungen. Mehr als 5500 Weine verdienten sich ein ausgezeichnetes Rating von 90 Punkten oder mehr. Wichtig zu wissen: Auch bei diesem US-Magazin ist ein Trend zu schweren Fruchtbomben festzustellen. Allerdings schätzt der Wine Spectator auch neue Ansätze und mutige Experimente.
Decanter Magazine– Kennerschaft aus Großbritannien
Ebenfalls viel beachtet ist das britische "The Decanter Magazine". Das Blatt vergibt in einer eher groben Klassifizierung bis zu fünf Sterne und drei Medaillen. Die Publikation wurde vor allem durch die Beiträge des gefürchteten englischen Degustators Michael Broadbent und des Autors Hugh Johnson bekannt. Auf besonderes Interesse bei Gourmets stößt jedes Jahr der Decanter World Wine Awards, das ist der größte Weinwettbewerb der Welt.
Wine Enthusiast– Life Style aus den USA
Auch der "Wine Enthusiast" setzt auf ein 100-Punkte-Rating. Das US-Magazin steht aber auf einer breiteren Lifestyle-Basis, gilt als experimentierfreudiger und schreibt auch über gutes Essen, Nachtleben und Reisen. Berühmt sind die walk-around-Events namens Toast of the Town mit leckeren Speisen und Wein in New York, Chicago, San Francisco, Washington D.C. und Atlanta. Viel Beachtung findet auch The Annual Wine Star Award. Der Preis des Weines spielt bei Auszeichnungen keine Rolle, nur Weine mit 80 Punkten und mehr werden veröffentlicht. >>
Auch die Schweizer Zeitschrift "Vinum" hat sich ein hohes Ansehen erarbeitet. Das Blatt hält sich an ein 20-Punkte-System, wobei nur Weine über 12 Punkte überhaupt erwähnt werden. Der Verlag legt den Fokus auf die immer besseren deutschen Weine – gelobt seien Riesling und Pinot Noir – und bietet damit ein begrüßenswertes Kontrastprogramm zu schweren internationalen Weinen. So schreibt Vinum über deutsche Spitzenwinzer und kürt den besten deutschen Wein aus einer Genossenschaft. 1987 wurde erstmals der Deutsche Rotweinpreis verliehen.
Kritiker liegen meist nahe beieinander
Ebenfalls auf ein 20-Punkte-System greift der Newsletter "Weinwisser" zurück – hier werden jährlich 4000 Weine verkostet. Die Publikation wird vor allem bei Einkäufern geschätzt. Weitere Auguren mit dem 100-Punkte-System sind "Mundus Vini", "The Rhone-Report" und Stephen Tanzer. Der "Gambero Rosso" aus Italien verwendet die recht grobe Einstufung von drei Gläsern – der "Rote Krebs" ist dennoch das Standardwerk für italienische Weine.
Und sind die Urteile der Auguren praxistauglich? Wir finden: Ja. Tatsächlich liegen die Kritiken meist nahe beieinander, wie Sie in unserer Foto-Show erkennen. Das ist kein Wunder: So unterschiedlich die Geschmäcker auch sind - ein gutes Rating ist ein Garant für einen handwerklich guten Wein. Der Ausstoß der geehrten Weingüter ist niedrig, nur die besten Beeren gelangen in die Flasche; diese hat einen hochwertigen Korken, der den gekelterten Rebensaft lange schützt; ein Barrique-Wein wird tatsächlich im Eichen-Fass ausgebaut, Holzspäne im Metalltank werden nicht verwendet. Gute Weinhändler werden also Ratings sammeln und mit eigenen Erfahrungen ergänzen – und so wertvolle Dienste beim Aufbau des eigenen Weinkellers leisten.