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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Extreme Wanderung Warum bleiben Zugvögel nicht im Süden?
Im Herbst fliegen viele Zugvögel nach Südeuropa oder Afrika. Die Reisen sind strapaziös und teilweise sehr gefährlich. Doch warum kommen die Tiere immer wieder zurück und bleiben nicht im Warmen?
Während Standvögel das ganze Jahr in einem Gebiet bleiben, pendeln Zugvögel zwischen ihren Brutgebieten in Mitteleuropa und Südeuropa beziehungsweise Afrika. Viele Zugvögel starten zwischen September und November gen Süden, einige Arten beginnen ihre Wanderung auch schon früher. Zwischen März und Mai kommen die Zugvögel zurück.
Warum fliegen Zugvögel in den Süden?
Der Grund für den Vogelzug ist das schwankende Nahrungsangebot in den Brutgebieten in den verschiedenen Jahreszeiten. Denn im Sommer und Frühling gibt es in Nord- und Mitteleuropa für Zugvögel viel zu fressen, sie können sich von Insekten und Samen ernähren. Wenn es kälter ist und die Tage kürzer werden, ist das Nahrungsangebot knapper und die Zugvögel starten ihre Wanderungen in Richtung Süden.
Wann die Zugunruhe bei einem Vogel einsetzt, ist genetisch festgelegt. Das bedeutet, dass es angeboren ist, ob wann und wohin ein Vogel zieht.
Warum bleiben Zugvögel nicht im Süden?
Dass Zugvogelarten nicht das ganze Jahr im Süden bleiben, liegt an der Konkurrenz in den Winterquartieren. Denn Vogelarten, die dort ganzjährig leben sind Rivalen bei der Futtersuche. Zugvögel machen sich daher erneut auf den Weg nach Norden, wenn dort das Nahrungsangebot wieder reichhaltiger ist.
Wie orientieren sich Zugvögel?
Zugvögel nutzen auf ihren Wanderungen verschiedene Informationen, um ihr Ziel zu erreichen. Zur Orientierung dienen:
- Das Magnetfeld der Erde
- Der Sternenhimmel
- Der Sonnenstand
Das Sehzentrum des Vogelhirnes ist so aufgebaut, dass es das Magnetfeld der Erde wahrnehmen kann – die Tiere haben eine Art "inneren Kompass". Manchen Arten helfen die Sterne, um in der Nacht den richtigen Weg zu finden. Vögeln, die am Tag ziehen, bietet das Sonnenlicht Hilfe bei der Ortung. Oft nutzen Zugvögel für die Routenberechnung verschiedenen Informationen gleichzeitig.
Zugvögel und auch Brieftauben erreichen durch ihren guten Orientierungssinn weit entfernte Ziele, können aber auch mal von ihrer Route abkommen oder zu weit fliegen.
Welche Vögel sind Zugvögel?
Nicht jeder Vogel fliegt im Spätherbst in den Süden. Einige Arten bleiben hier, bei anderen Arten wiederum fliegt nur ein Teil der Population gen Süden. Es wird daher zwischen Standvögeln, Teilziehern und Zugvögeln.
- Standvögel bleiben das ganze Jahr über am gleichen Ort – auch im Winter. Zu ihnen gehören beispielsweise Amseln, Kohlmeisen, Spatzen oder der Zaunkönig. Sie haben ein dickes Gefieder und fressen sich den Winter über eine wärmende Fettschicht an. Es ist daher wichtig, dass diese Vogelarten während der kalten Jahreszeit ausreichend Futter finden.
- Bei Teilziehern bleiben einige Tiere einer Vogelart den Winter über im Brutgebiet, der andere Teil zieht gen Süden. Dadurch kann leicht der Eindruck entstehen, dass sich die Population dieser Art stark verringert hat. Zu den Teilziehern zählen beispielsweise der Star, der Steglitz, der Buchfink, die Mönchsgrasmücke oder die Goldammer. Insgesamt gehören etwa 80 Prozent der einheimischen Vogelarten zu den Teilziehern.
Sind die Temperaturen besonders mild, überleben vor allem mehr Standvögel den Winter. Die Reise gen Süden kostet die Tiere viel Energie und ist zudem wegen der Landwirtschaft und Jagd gefährlich. Ist der Winter allerdings besonders streng, profitiert der Teil der Vogelart, der gen Süden geflogen ist.
Info
Durch die vergangenen, relativ warmen Winter, bleibt oft ein immer größerer Teil der Teilzieher im Brutgebiet.
- Zugvögel fliegen zwischen September und November zum südlichen Teil der Erdkugel. Zu ihnen zählen beispielsweise Kraniche, Weißstörche, Mehlschwalbe und die Nachtigall.
Kurz-, Mittel- und Langstreckenzieher
Je nach Entfernung der jeweiligen Winterquartiere unterscheiden Ornithologen (Vogelkundler) in:
- Kurzstreckenzieher
- Mittelstreckenzieher
- Langstreckenzieher
Kurz- bis Mittelstreckenzieher sind beispielsweise Rotkehlchen und Buchfinken, die aus den nordöstlichen Regionen Europas bis nach Mittel- oder Südeuropa ziehen. Ein Drittel der Zugvögel sind Kurzstreckenzieher.
Typische Mittelstreckenzieher sind Kraniche, die auf ihrem Weg nach Frankreich, Spanien oder Nordafrika häufig in der für sie typischen Keilformation über Deutschland hinwegziehen. Der Zug der stimmgewaltigen Singdrossel erreicht im Oktober seinen Höhepunkt. Der Vogel überwintert in West- und Südeuropa.
Zu den Langstreckenziehern gehören der Kuckuck und die Nachtigall. Sie legen bei ihren Wanderungen in die warmen Winterquartiere zum Teil über 10.000 Kilometer zurück. So auch Rauchschwalbe, Uferschwalbe und Fitis, die es in Herbst und Winter bis ins tropische Afrika zieht.
Voraussetzungen für einen erfolgreichen Flug bis in die weit entfernten Wintergebiete sind Fettreserven, von denen die Tiere während der anstrengenden Reise zehren. Einige schwache oder kranke Zugvögel verenden auf der strapaziösen Reise.
Flugformationen während des Vogelfluges
Verschiedene Zugvögel haben verschiedene Flugformationen. Gänse und Kraniche fliegen in der berühmten Keilformation, Enten reisen in einer geraden Linie hintereinander durch die Lüfte.
Einige Zugvogelarten wie der Kuckuck fliegen alleine, andere in großen Schwärmen. Die jeweilige Formation ist wichtig für die Krafteinteilung der Gruppe. Experimente im Windkanal haben ergeben, dass die Tiere mit den speziellen Flugmethoden bis zu einem Fünftel ihrer Energie einsparen können.
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Die Formationen sind vor allem für die Langstreckenzieher wichtig, deren Reisen sehr anstrengend sind. Die Positionen in der Formation werden von den Tieren immer wieder gewechselt, damit sich jeder Vogel unterwegs erholen kann. Konkurrenzverhalten und Hierarchien innerhalb der Fluggruppe spielen dabei ebenfalls eine Rolle.
- NABU – Naturschutzbund Deutschland e.V.
- Deutsche Wildtier Stiftung
- Der Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V. (LBV)
- BR.de