Spinnen Vegetarische Spinne: Die Bagheera kiplingi
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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Die Bagheera kiplingi ist unter den 40.000 bekannten Arten die einzige bislang bekannte vegetarische Spinne. Sie ernährt sich von proteinreichen Tröpfchen junger Akazienblätter und verfügt über erstaunliche Fähigkeiten.
Einzige vegetarische Spinnenart: Bagheera kiplingi
Normalerweise ernähren sich Spinnen räuberisch, indem sie mit oder ohne Netz Jagd auf Beutetiere machen. Erst vor wenigen Jahren wurde die bislang einzige vegetarische Spinne entdeckt. Dabei handelt es sich um eine Springspinne, die im Nordwesten Costa Ricas und im Südosten Mexikos auf Akazienbäumen lebt. Wie eine Gruppe von Natur-Forschern um Christopher Meehan von der Villanova-Universität im Journal „Current Biology" berichtet, ernährt sich die Bagheera kiplingi fast ausschließlich von proteinreichen Tröpfchen junger Blätter.
Es gibt zwar auch andere Spinnenarten, die Nektar oder Pollen fressen, dies aber nur gelegentlich tun – hauptsächlich ernähren sie sich von Beutetieren. Der Name der Spinne leitet sich von dem schwarzen Panther Bagheera aus dem „Dschungelbuch“ von Joseph Rudyard Kipling ab.
Spinne unter Akazienwächtern
Einige Akazienbäume der Region beheimaten ein ganzes Ameisenheer, mit dem sie in Symbiose leben. Die Ameisen wehren Feinde der Akazienbäume wie Raupen, Käfer, Wanzen oder Säugetiere ab, dafür belohnen die Akazien ihre Wächter mit Nektar und sogenannten Belt‘schen Körperchen – eben jene proteinreichen Tröpfchen. Wie die Forscher festgestellt haben, ernährt sich Bagheera kiplingi fast ausschließlich von den Energietropfen, nur in sehr seltenen Fällen frisst sie auch einmal Ameisenlarven, Nektarfliegen oder kleinere Artgenossen.
Um von den Wächtern der Bäume nicht vertrieben zu werden, imitiert die vegetarische Spinne die Bewegungen und vermutlich sogar den Geruch der Ameisen. Zudem nistet sie sich mit ihrem gewebten Unterschlupf an alten Blättern der Bäume an, die nur selten von Ameisen kontrolliert werden.
Weitere überraschende Verhaltensweisen
Erstaunlich an Bagheera kiplingi ist, dass sie nicht nur die einzige vegetarische Spinne zu sein scheint, sondern auch die einzige, die ihre Nahrung innerhalb ihres Körpers verdaut. Normalerweise überziehen Spinnen ihre Beutetiere mit einem Verdauungssaft und saugen die Überreste zur Verwertung der Nährstoffe in den Körper ein. Die Bagheera kiplingi hat jedoch anscheinend kein Problem damit, die Belt’schen Körperchen, die zu 80 Prozent aus Fasern bestehen, zu essen und im Innern ihres Körpers zu verdauen.
Damit nicht genug. Eine weitere Überraschung könnte die vegetarische Spinne endgültig zum Lieblingstier alternativer Bewegungen machen: Anders als bei allen anderen Spinnenarten, so vermuten die Forscher, helfen auch die männlichen Spinnen bei der Pflege der Eier und Jungtiere aus.