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So vermitteln Eltern die richtigen Werte


Zehn wichtige Werte
Wie wird mein Kind ein guter Mensch?

Manche Eltern fürchten, dass sie bei der Erziehung versagen. Wie funktioniert es, die richtigen Werte zu vermitteln und welche sind besonders wichtig?

Aktualisiert am 02.10.2022|Lesedauer: 4 Min.
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In unserer Gesellschaft ist eine Vielzahl von Werten gefragt. Teilweise solche, die miteinander konkurrieren. So werden im Berufsleben häufig ganz andere Werte verlangt als in der Familie.

Werte: Die moralische Entwicklung von Kindern ist ein langer Prozess. Eltern können und sollten nachhelfen.Vergrößern des Bildes
Die moralische Entwicklung von Kindern ist ein langer Prozess. Eltern können und sollten nachhelfen. (Quelle: Symbolbild/Liderina/Thinkstock by Getty-Images-bilder)

Macht es insofern überhaupt Sinn, Kindern bestimmte Ideale menschlichen Verhaltens zu vermitteln? Auf jeden Fall! Wissenschaftler haben herausgefunden, dass Kinder, in deren Familie bestimmte Werte gelten, glücklicher sind. Sie erleben mehr Herzlichkeit in ihrem Leben, sind bei Problemen und Misserfolgen belastbarer und haben meistens auch eine optimistischere Haltung.

Zehn wichtige Werte für Kinder

Wayne Dosick, Religionswissenschaftler, Psychologe und Autor des Buches "Kinder brauchen Werte. 10 Lebensregeln, die Kindern Halt und Orientierung geben", hat eine Liste an Werten erstellt, die Eltern ihren Kindern unbedingt mitgeben sollten:

  1. Respekt
  2. Wahrhaftigkeit
  3. Fairness
  4. Verantwortungsbewusstsein
  5. Mitgefühl
  6. Dankbarkeit
  7. Freundschaft
  8. Friedfertigkeit
  9. Streben nach persönlicher Reife
  10. die Fähigkeit, an etwas zu glauben

Für Dosick sind das zeitlose Werte, die das Leben der Kinder genauso wie den Umgang der Menschen miteinander erleichtern werden. Einige dieser Werte finden sich auch in den Vorstellungen der Kinder selbst wieder, zeigen Studien.

Beim Geolino-Unicef-Kinderwertemonitor etwa nennen die befragten Kinder regelmäßig besonders häufig Familie und Freunde. Aber auch Vertrauen, Zuverlässigkeit, Geborgenheit und Ehrlichkeit stehen bei ihnen hoch im Kurs.

Kleinkinder müssen Mitgefühl erst lernen

Die moralische Entwicklung vom affektbestimmten Kleinkind zum verantwortungsbewussten Erwachsenen ist ein langer Prozess, der sich über mehrere Stufen zieht: So sind Werte wie Fairness, Respekt vor anderen und deren Eigentum, Wahrhaftigkeit, Friedfertigkeit oder Mitgefühl im Kindergartenalter noch nicht ausgeprägt.

Konflikte werden hier noch sehr oft handgreiflich ausgetragen, es wird viel geschwindelt und wenn man etwas haben will, wird selten Rücksicht darauf genommen, dass das "Objekt der Begierde" jemand anderem gehört.

Es braucht ein ausgeprägtes Gewissen, damit das Kleinkind diese unerwünschten Verhaltensweisen nach und nach ablegt. Das unterstützen Eltern am besten, indem sie die Fähigkeit ihres Kindes zur Empathie stärken. Ein mitfühlendes Kind wird schon bald versuchen, so zu handeln, dass es keinem anderen absichtlich Schaden zufügt.

Um das Mitgefühl der Kleinen zu stärken, empfehlen Experten Eltern die Methode der Induktion: Dabei sollen Kleinkinder mithilfe ihrer Eltern entdecken, dass andere die gleichen Gefühle empfinden wie sie selbst.

Eltern bewerkstelligen das durch eine übertriebene Reaktion auf das negative Verhalten ihrer Kinder. Haut das Kind seiner Mutter beispielsweise auf den Arm, würde diese sich mit betrübtem und traurigem Blick den Arm halten und dabei "Aua, aua! Das tut weh!" rufen. Nach kurzer Zeit wird das Kind einen ähnlichen Blick aufsetzen und im besten Falle beginnen, die Mutter zu trösten und zu streicheln.

Die eigenen Gefühle werden so für das Kind sichtbar und nachfühlbar und allmählich begreift es, dass bestimmte Verhaltensweisen negativ besetzte Reaktionen beim anderen zur Folge haben. Hierbei sollten Eltern ihrem Kind ihre Gefühle nur in übertriebener Form darstellen, sie sollten sie allerdings nicht versuchen zu erklären oder dem Kind sogar Schuldgefühle bereiten.

Ähnlich gehen auch viele Kindergärten bei der Vermittlung von Werten vor: Dort werden bestimmte Programme eingesetzt, in denen die soziale Kompetenz der Kids zum Beispiel mithilfe von Handpuppen erhöht werden soll. In Schulen geschieht das unter anderem in Form von Streitschlichter-Programmen und in Sportvereinen durch die Richtlinien des "Fair Play".

Grundschule: Wie du mir, so ich dir!

Bis zu Beginn des Grundschulalters haben Kinder normalerweise schon viele Wertvorstellungen verinnerlicht. Trotzdem sind Fairness und Hilfsbereitschaft in diesem Alter oft noch wenig ausgeprägt. Nachgeben oder freiwillig mit weniger als der andere zufrieden sein – das kann man in dieser Altersgruppe selten beobachten.

Stattdessen bestimmt meistens der Sinn für ausgleichende Gerechtigkeit das Verhalten der Kids: Geht es darum, Süßigkeiten miteinander zu teilen, muss aufs Milligramm genau abgewogen werden. Und wenn beim Spielen nur ein Bobby Car zur Verfügung steht, muss sich jedes der Kinder auf die Sekunde genau gleich lang mit dem "Auto" beschäftigen dürfen. Ansonsten ist Streit programmiert.

Um auch diese Phase zu überwinden, raten Kinderpsychologen Eltern dazu, an eine höhere Motivation zu appellieren: Muss der siebenjährige Bruder beim Aufräumen oder im Haushalt mehr helfen als die vierjährige Schwester, obwohl er das nicht einsieht, könnten Eltern das zum Beispiel so erklären: "Ich möchte, dass du das machst, weil du nun mal der große Bruder bist!" Oder: "Deine Schwester ist jünger als du, deshalb kannst du ihr ruhig etwas mehr helfen. In unserer Familien helfen wir uns nämlich gegenseitig."

Auf diese Weise geht es für das Kind nicht mehr nur um die spezielle Arbeit, die getan werden muss, sondern um übergeordnete Werte wie Verantwortungsbewusstsein oder Hilfsbereitschaft.

Im späteren Grundschulalter lassen sich die meisten Dinge bereits mit einfachen Worten erklären: So können Eltern mit ihren Kindern schon über die Gefühle anderer sprechen oder die Folgen von bestimmtem negativen Verhalten wie Faulheit, Unhöflichkeit oder fehlender Hilfsbereitschaft aufzeigen.

Natürlich werden Werte auch durch das gute Beispiel der Eltern vermittelt: Der Umgang miteinander – auch wenn es zu Streit kommt – sollte respektvoll und fair sein. Auch Gespräche über Dritte sollten nicht herablassend oder beleidigend auf das Kind wirken. Zudem kann soziales und ehrenamtliches Engagement der Eltern als wunderbares Vorbild für Kinder dienen. In Sportvereinen, als Messdiener oder beispielsweise bei den Pfadfindern haben Kinder die Möglichkeit, sich selbst für einen guten Zweck einzusetzen.

Medienkompetenz ist wichtig

Entwicklungsforscher gehen davon aus, dass die moralische Entwicklung und damit die Wertevermittlung etwa mit Beginn der Pubertät abgeschlossen ist. Ab diesem Zeitpunkt geht es darum, dass die Kinder das Gelernte nicht wieder vergessen. Ein Unterfangen, das wegen des immer größeren Einflusses von Clique und Schulklasse, aber auch Fernsehen, Computer, Smartphone und Internet, nicht leicht ist. Während Eltern an die Friedfertigkeit ihrer Kinder appellieren, wird Gewalt durch Computerspiele oder Horrorfilme verharmlost.

An dieser Stelle ist Medienerziehung gefragt: Zweifellos ist es schwer für Eltern, immer zu wissen, was sich ihre pubertierenden Kinder im Fernsehen, auf dem Smartphone oder am Laptop anschauen. Jedoch sollten sie ihre Kinder nicht gänzlich den Medien überlassen.

Sie sollten kontrollieren, dass der Handy- und Internetkonsum nicht ins Unermessliche steigt und gleichzeitig Interesse an den Sendungen und Spielen ihrer Kinder zeigen. Sind sie mit den Inhalten nicht einverstanden, können sie gemeinsam darüber sprechen. Und mit dem Nachwuchs auch über dessen Beweggründe, sich so etwas anzuschauen, diskutieren.

Verwendete Quellen
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