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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Ohne Klischees und Vorurteile Zehn Kinderbücher voller Diversität und Akzeptanz
Jungs sind wilde Piraten, Mädchen brave Prinzessinnen: Wer genug hat von solchen Klischees in Kinderbüchern, sollte seinem Nachwuchs diese Bücher vorlesen.
Kinderbücher können Toleranz stärken, eine positive Einstellung zu Diversität fördern und Vorurteile gar nicht erst aufkommen lassen. Und das ist wichtig: "Kinder sollten von Anfang an verstehen, dass wir alle letztendlich nur Menschen sind und bedingungslose Liebe verdient haben." Das sagt Tatiana Warchola, Mutter zweier Kinder und Gründerin der App "HiFamilies", die Familien miteinander vernetzt – unabhängig von geschlechtlicher Identifizierung, kulturellem Hintergrund und sexueller Orientierung.
"Wenn Kinder früh verstehen, dass es auch Menschen gibt, die vielleicht anders leben und sich selbst ausleben, wird auch das Kind die Möglichkeit haben, sich selbst viel freier und neu definieren zu können", sagt Warchola. Kinderbücher mit ganz unterschiedlichen Heldinnen und Helden bieten den Kindern viele Möglichkeiten zur Identifizierung. Fernab aller Klischees rund um Geschlecht, Hautfarbe, Kultur, Religion oder sozialer Herkunft.
Tatiana Warchola empfiehlt folgende Bücher, die die Vielfältigkeit unserer Gesellschaft feiern:
Zehn Kinderbücher voller Diversität
- "Du gehörst dazu: Das große Buch der Familien" von Mary Hoffmann
Familien gibt es in allen Größen und Formen – das hier ist ein farbenfroher, multikultureller Überblick über den Facettenreichtum unserer Gesellschaft. - "Männer weinen" von Jonty Howley
Ein klischeefreies Bilderbuch über Gefühle, das sensible Kinder stärken soll. - "Der größte Schatz der Welt" von Andrea Schütz
Eine Geschichte darüber, dass ein Schatz nicht immer aus Gold sein muss. - "Rapunzel, lass deinen Bart herunter" von Andreas Wirag und Thomas Pfeifer
Grimms Märchen, aber mit vertauschten Rollen. - "Prinz*essin" von Rabea-Jasmin Usling
Ein Kinderbuch zum Thema Transidentität. - "Weil du einzigartig bist, kannst du alles schaffen" von Elea Niehus
Inspirierende und mutmachende Geschichten über das grenzenlose Potenzial in jedem von uns. - "Meine afrikanischen Lieblingsmärchen" von Nelson Mandela
Eine Geschichtensammlung von Nelson Mandela, die zu einer faszinierenden Reise durch ein Afrika voller Weisheit und Lebensmut einlädt, von dem wir einiges lernen können. - "Der kleine Optimist" von Peter Breidenbach
Ein Buch, das eine positive Lebensansicht lehrt. - "Genau wie ich" von Vanessa Brantley-Newton
Empowerment für Mädchen in Form von kleinen Gedichten und Kurzgeschichten. - "Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte für junge Menschen" von Cai Schmitz-Weicht und Ka Schmitz
Entwickelt in Zusammenarbeit mit Amnesty International, um Kindern anhand von verbildlichten Beispielen Menschenrechte verständlich zu erklären.
"Die Geschichte sollte Werte widerspiegeln, die man mitgeben möchte"
Tatiana Warchola, Jahrgang 1988, hat die App "HiFamilies" gegründet, über die sich Mütter, Väter und LGBTIQ-Eltern über das Familienleben austauschen und sich vernetzen können. Warchola lebt mit ihren zwei Kindern in München.
Warchola liest ihren Kindern gerne aus solchen und ähnlichen Akzeptanz stärkenden Kinderbüchern vor. "Sie gehören selbstverständlich zu unserem Alltag dazu", sagt sie. Ihr Sohn liebe zum Beispiel das Bilderbuch "Männer weinen". "Er mag es, überall aufzuzeigen, wo er weinende Männer auf den Bildern entdecken kann und darüber zu philosophieren und mitzuempfinden, wieso diese Männer wohl weinen", erzählt sie.
Generell rät sie Eltern auf der Suche nach Kinderbüchern, die die Vielfalt der Gesellschaft abbilden, auf die Erzählungen zu achten: "Man sollte die Geschichte mögen, sie sollte die Werte widerspiegeln, die man seinen Kindern mitgeben möchte", sagt sie. "Nur weil ein Buch 'Diversität' plakatiert, muss es einem noch lange nicht gefallen. Einfach auf den eigenen Geschmack achten, wie bei allen anderen Büchern auch." Diversität sollte selbstverständlich sein – und so in den Büchern im besten Fall einfach miterzählt werden, anstatt das Hauptthema zu sein.
Nicht gefallen hat Warchola zum Beispiel der Klassiker "Rumpelstilzchen", zugegebenermaßen auch keiner, der Diversität feiert. "Was für ein Horror!", sagt sie zu dem Märchen. Als Erwachsene findet sie die Erzählung sogar noch erschreckender als früher als Kind.
Außerdem mag sie die Originalversion von "Die kleine Meerjungfrau" nicht. "Wieso sollte sich ein Mädchen für einen Prinzen opfern, der absolut nichts gemacht hat, um ihre Liebe auch nur ansatzweise zu verdienen? Da finde ich die Version von Disney um einiges schöner." Oder eben eines der Kinderbücher voller Diversität.
- Interview mit Tatiana Warchola