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Tag des deutschen Bieres: Trübe Aussichten für Bier-Brauer


Tag des deutschen Bieres
Trübe Aussichten für Bier-Brauer

Von dpa
22.04.2022Lesedauer: 3 Min.
Pandemiefolgen und hohe Energiekosten: Verbraucher müssen sich auf höhere Bierpreise einstellen.Vergrößern des Bildes
Pandemiefolgen und hohe Energiekosten: Verbraucher müssen sich auf höhere Bierpreise einstellen. (Quelle: Bernd Thissen/dpa./dpa)
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Düsseldorf (dpa) - Die Corona-Einschränkungen in der Gastronomie sind aufgehoben und die Biergartensaison kann beginnen. Eigentlich feiern die Brauer am 23. April den Tag des deutschen Bieres. Aber auch in diesem Jahr ist von Feierstimmung keine Rede.

"Das Jahr 505 nach Gründung des Reinheitsgebotes wird sich als Kostenbooster in die Geschichte der Brauwirtschaft einbrennen", sagt Michael Huber, Generalbevollmächtigter der Brauerei Veltins und fügt hinzu: "Für viele regionale Brauer ist der Druck in der Buchhaltung größer als im Sudkessel." Nach Ansicht von Branchenbeobachtern kommen auf die Verbraucher Bierpreiserhöhungen im Handel zu - lange angekündigt und keine Reaktion auf die jüngste Entwicklung.

Nie gekannte Preiserhöhungen

Wie in vielen anderen Wirtschaftsbereichen geht auch in der Braubranche die Sorge über explodierende Energiepreise und einen möglichen Gaslieferstopp mit einem Dominoeffekt bei den Lieferanten um. "Lieferengpässe und Kostensteigerungen sind wir leider gewohnt - bereits die Corona-Krise hat der Braubranche schwer zugesetzt.

Aber was gerade passiert, sprengt alle Dimensionen: Wir sehen bei Rohstoffen, Verpackungen, Energie und Logistik nie gekannte Preiserhöhungen", sagt der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Brauer-Bundes, Holger Eichele. Besonders bei Braumalz und Neuglas gingen die Einkaufspreise bei neuen Lieferverträgen oder teilweise auch bei Klauseln in den bestehenden Verträgen durch die Decke.

"Jeder ist mit sich selbst beschäftigt", beschreibt der Herausgeber des Magazins "Inside", Niklas Other, die Unruhe in der Braubranche. Gerade die vielen kleinen Brauer ohne langfristige Lieferverträge und Preisabsicherungen hätten Mühe, in der Kostenwelle den Kopf über Wasser zu halten. Für sie seien Rohstoffe auch nicht mehr so leicht verfügbar.

Aus der Nachfragekrise durch die Einschränkungen in der Gastronomie sei eine Versorgungskrise und vor allem eine Kostenkrise geworden. In den vergangenen Jahrzehnten hätten die allermeisten Brauer ihre Sudkessel auf Gas umgestellt. Die Sorge sei groß, dass ein Gaslieferstopp sofort die Bierherstellung zum Erliegen bringen könnte, weil Brauer nicht Teil der kritischen Infrastruktur seien.

Russland galt als Wachstumsmarkt

Russland war zum zweitgrößten Absatzmarkt für deutsches Bier im Ausland nach Italien aufgestiegen und galt in der deutschen Braubranche als einer der aussichtsreichsten Wachstumsmärkte. Rund 2 Millionen Hektoliter Bier sind im vergangenen Jahr laut Deutschem Brauer-Bund nach Russland exportiert worden. Das sind knapp 13 Prozent des deutschen Bierexports.

Die Exporte nach Russland seien nahezu flächendeckend zum Erliegen gekommen, schätzt Eichele. "Der Russland-Export ist abgerissen aus vielerlei Gründen", sagt Other. Große Brauer etwa hätten darauf wegen des Krieges bewusst selbst verzichtet, zudem seien Exporte infolge der massiven Rubel-Abwertung oder durch Transportprobleme auch gar nicht mehr realisierbar.

"Wir haben mit Beginn des Ukraine-Kriegs umgehend alle Investitionen in den russischen Markt gestoppt. Auch einen Export unserer Waren nach Russland haben wir vollständig eingestellt", sagt Axel Dahm, Sprecher der Geschäftsführung der Bitburger Braugruppe.

Bis auf weiteres seien außerdem alle Geschäftsbeziehungen im In- und Ausland mit russischen Partnern oder Unternehmen mit russischer Beteiligung ausgesetzt worden. Es gehe darum, "die aktuelle Sanktionspolitik mit unseren Mitteln zu unterstützen", sagte Dahm. Andere Brauereien, wie die Erdinger Weißbräu und Krombacher erklärten ebenfalls, dass sie seit Kriegsbeginn kein Bier mehr nach Russland exportieren. Auch die Radeberger Gruppe hat ihre Exporte nach Russland eingestellt.

Talsohle nach Pandemie nicht durchschritten

Der Deutsche Brauer-Bund wagt derzeit keine Prognose, wieviel Bier die deutschen Brauereien in diesem Jahr im In- und Ausland verkaufen werden. "Wir fahren mit hoher Geschwindigkeit durch eine Nebelwand", beschreibt Hauptgeschäftsführer Eichele.

Die Hoffnung, dass die Talsohle nach den Absatzrückgängen in der Pandemie durchschritten ist, habe sich für viele Betriebe bisher leider noch nicht erfüllt. In der für das Fassbier-Geschäft wichtigen Gastronomie sei zwar zu sehen, dass die Gästezahlen wieder zunehmen. Brauer und Gastronomen seien aber noch weit von dem Niveau vor der Pandemie entfernt.

Nach Ostern kommen die Bierpreise im Handel nach Einschätzung von Branchenbeobachtern bei einer Reihe von Marken in Bewegung. Dabei geht es aber nur um die Preiserhöhungen, die etliche große Brauer bereits im Herbst angekündigt hatten. "Diese werden zurzeit im Handel umgesetzt und werden sicherlich nach Ostern auch für den Konsumenten sichtbar werden", sagt Marktforscher Marcus Strobl von NielsenIQ.

Das Ostergeschäft sei vielerorts in Supermärkten und Getränkemärkten noch mit Preisaktionen befeuert worden, schildert Other. Er schätzt, dass bei großen Pilsmarken der Bierkasten mit 20 Halbliterflaschen um etwa 1 Euro teurer werden könnte. Dennoch dürfte die Preiserhöhung mit weniger als zehn Prozent beim Normalpreis moderat ausfallen.

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