Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online."Wer hat die größeren Cojones?" "Bares für Rares"-Händlerin stachelt Kollegen an
Ein Wirtschaftsingenieur aus Buxtehude bringt ein eindrucksvolles Objekt zu "Bares für Rares", das ein Bietergefecht auslöst. Befeuert von der einzigen Frau in der Männerrunde steigt der Schätzpreis plötzlich drastisch.
"Oh weiowei! Da kann man aber stolz drauf sein", sagt "Bares für Rares"-Moderator Horst Lichter beim Anblick einer Stier-Skulptur. "Den sehe ich eigentlich auf einem wunderschönen alten Landgut im Esszimmer auf einem schönen Sideboard stehen. Darüber eine Urkunde mit dem Foto von dem Bullen, wo man sagt: 'Damit haben wir Preise gewonnen'", schwadroniert der 60-Jährige weiter.
"Ich finde ihn granatenmäßig!"
"Ja, der ist richtig imposant und groß", stimmt Kunstexpertin Bianca Berding ihm zu. "Ich finde ihn granatenmäßig! Wie bist du an den Bullen gekommen?", möchte Lichter nach der Begrüßung von Verkäufer Mike Rebbin aus Niedersachsen wissen. "Ich bin über meine Frau an den Bullen gekommen, weil sie ihn als Teenager geerbt hat – zusammen mit einem VW Golf", sagt der 54-Jährige.
"Und jetzt soll der arme Kerl weg. Der wiegt ordentlich, das sehe ich – fast eine Tonne lebend", vermutet Lichter. "Und auch hier als Skulptur kommt er auf ein beeindruckendes Gewicht, wobei die Figur selbst hohl ist", teilt Berding mit und stellt fest, dass der Stier aus Bronze besteht. Geschaffen worden sei er von Johan Eduard Dannhäuser. Der freischaffende Bildhauer habe von 1868 bis 1925 gelebt und sei für seine Pferdedarstellungen sehr bekannt gewesen.
Den Zustand der Bronze bewertet sie als sehr gut. "Ich schätze der Stier ist zu Lebzeiten des Künstlers entstanden – vermutlich um 1900 – zu der Zeit, in der solche Darstellungen sehr beliebt waren", vermutet die Expertin. Als Wunschpreis hätte Rebbin gerne 500 Euro.
"Ich will Funken fliegen sehen!"
"Den Stier gibt es öfter im Kunsthandel und wir haben das Problem, dass diese Art Darstellung nicht mehr so gesucht ist", sagt Berding. "Aber wir haben eine handwerklich sehr solide Arbeit, die Darstellung ist richtig gut gemacht und wir haben auch eine etwas stattlichere Größe. Ich bin da bei 500 bis 600 Euro", lautet ihre Expertise. Das freut Lichter: "So und jetzt wird knallhart verhandelt. Ich will da Funken fliegen sehen!", fordert er beim Aushändigen der Händlerkarte.
Auch bei den Händlern kommt der Stier gut an. "Sehr imposant. Junge, junge, junge", findet Kunst- und Antiquitätenhändler Friedrich Häusser. "Der glänzt richtig", pflichtet ihm Schmuckhändlerin Susanne Steiger bei. "Das ist Geschmackssache. Ich mag das gar nicht", meint Kunsthändler Julian Schmitz-Avila dagegen. "Mein lieber Scholli! Die Darstellung ist selten. Kühe sieht man oft, aber so ein Zuchtbulle ist selten", gibt er jedoch zu.
Wir benötigen Ihre Einwilligung, um den von unserer Redaktion eingebundenen Facebook-Inhalt anzuzeigen. Sie können diesen (und damit auch alle weiteren Facebook-Inhalte auf t-online.de) mit einem Klick anzeigen lassen und auch wieder deaktivieren.
"Also ich kann ihn mir sehr gut auf einem schönen Schreibtisch im Büro eines Chefs oder eines Managers vorstellen. Finde ich klasse. Der hat Cojones!", sagt Steiger begeistert. Das erste Gebot gibt Auktionator Wolfgang Pauritsch mit 500 Euro ab. Antiquitätenhändler Walter "Waldi" Lehnertz ist jedoch schnell bei 1.100 Euro, doch sein Kollege Häusser ist ebenfalls interessiert und erhöht auf 1.300 Euro.
Händlerin stachelt Kollegen an
"Ich hab' gedacht, ich hätte ihn. Ich wollte schon den Geldbeutel ziehen. Wie bist du denn drauf?", beschwert sich Lehnertz daraufhin und bietet 1.350 Euro. Häusser zeigt sich davon unbeeindruckt und erhöht erneut. "Ein Gefecht", staunt Pauritsch. Auch Steiger ist begeistert. "Bin gespannt, wer die größeren Cojones hat", befeuert sie das Treiben.
"Moment, dann muss ich ja wieder einsteigen", mischt sich Schmitz-Avila ein. "Das ist schon ein Machtsymbol – aber ich habe kein Problem, ich gebe Macht auch gerne ab", sagt der 35-Jährige. Den Zuschlag erhält schließlich Häusser mit 1.500 Euro. "So, der Stier ist bei mir", scherzt er beim Bezahlen. "Also Friedrich, ich gönn' ihn dir, aber ich hätte ihn gerne gehabt", gesteht Lehnertz nach dem Bietergefecht.
Rebbin freut sich dagegen. "Es ist fantastisch gelaufen, hätte ich nicht gedacht. Es ist ein Bietergefecht entstanden und ich bin mehr als zufrieden. Ganz, ganz toll!", jubelt er.
- "Bares für Rares" vom 8. Februar 2022
- Facebook-Profil von "Bares für Rares"