Studie zeigt Wie die Corona-Pandemie die Gesellschaft verändert hat
Zusammenhalt, Führsorge, Nächstenliebe? Diese Auswirkungen haben sich am Anfang der Pandemie noch viele erhofft. Doch es zeichnet sich ein anderes Bild ab, wie eine Umfrage jetzt zeigt.
Der andauernde Ausnahmezustand durch die Corona-Pandemie belastet einer Studie zufolge in Deutschland die 30- bis 59-Jährigen stark – und zwar wirtschaftlich sowie vor allem psychisch. Der Zukunftsoptimismus der vergangenen Jahre sei "erdrutschartig verschwunden", heißt es in einer am Mittwoch veröffentlichten Allensbach-Umfrage für den Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). "Die 'Generation Mitte' befindet sich in einem Stimmungstief. Jeder Zweite fühlt sich heute schlechter als vor der Krise", sagte Renate Köcher, Geschäftsführerin des Instituts für Demoskopie Allensbach. "Corona wirkt zudem wie ein Spaltpilz – die große Mehrheit sieht mehr Aggressionen und Egoismus als wachsende Solidarität."
Wenige glauben an eine Rückkehr zur Normalität
Die mehr als 35 Millionen 30- bis 59-Jährigen in Deutschland stehen mitten im Berufsleben und erziehen Kinder. Sie stellen den Angaben zufolge 70 Prozent der Erwerbstätigen dar und erwirtschaften über 80 Prozent der steuerpflichtigen Einkünfte. Diese "Generation Mitte" gilt als "Leistungsträger" der Gesellschaft. Aber nur jeder Fünfte (22 Prozent) geht mit Optimismus in die kommenden zwölf Monate, vor Jahresfrist waren noch 47 Prozent hoffnungsvoll. Der dramatische Stimmungseinbruch dürfte wesentlich darauf zurückzuführen sein, dass ein Ende der Corona-Krise nicht annähernd in Sicht sei. An eine Rückkehr zur Normalität binnen mehrerer Monate glaubt nur jeder Fünfte. Über 70 Prozent stellen sich hingegen auf eine länger andauernde Ausnahmesituation ein.
Aggressivität und Ungeduld überwiegen
Am schlimmsten ist laut Umfrage für die "Generation Mitte" die Unsicherheit: "70 Prozent finden es unerträglich, dass sich das Ende der Krise nicht absehen lässt." Die Ungewissheit wiege damit schwerer als Einschränkungen wie Besuchsverbote (50 Prozent) oder auch faktische Verbote von Auslandsreisen (16 Prozent). Zudem klagten rund 70 Prozent über zunehmende Aggressivität und Ungeduld, gut die Hälfte fürchtet wachsenden Egoismus. Eine zunehmende Hilfsbereitschaft erkennen demnach nur 13 Prozent der gut 1.000 Befragten.
Die Corona-Krise lässt die "Generation Mitte" zudem an den Vorteilen einer offenen, globalisierten Volkswirtschaft zweifeln. "Erstmals lehnt eine Mehrheit der 'Generation Mitte' die Idee der Globalisierung ab", sagte GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen. "Das macht mir Sorgen, denn ohne starke internationale Kooperation, insbesondere in der EU, werden wir weder Corona noch den Klimawandel meistern."
- Nachrichtenagentur Reuters