Wahl zum "Goldenen Windbeutel" Dreisteste Werbelüge des Jahres: Diese fünf Produkte sind nominiert
Von wegen Klimaschutz, gute Tierhaltung und Zuckerreduktion: Foodwatch kritisiert fünf Lebensmittel, die Verbraucher besonders dreist täuschen. Darunter Produkte von Volvic, Zentis und Arla.
Für sie wird groß auf der Verpackung mit Klimaschutz-, Tierhaltungs- oder Gesundheitsversprechen geworben, die aber gar nicht eingehalten werden: Fünf Lebensmittel sind in diesem Jahr für den Negativpreis "Goldener Windbeutel" von Foodwatch nominiert. Sie nutzen den Wunsch vieler Verbraucher nach nachhaltigerem und gesunderem Konsum schamlos aus, kritisiert die Verbraucherorganisation.
Verbraucher können nun abstimmen, von welchem Produkt aus dem Supermarktregal sie sich besonders getäuscht fühlen. Die Kandidaten im Überblick:
Das sind die Nominierten für den "Goldenen Windbeutel 2020"
1. "Weidemilch haltbar" von Arla
Wer auf Klimaschutz Wert legt, wird enttäuscht: Arla bewirbt ihre haltbare Weidemilch mit einem Siegel, das 71 Prozent weniger CO2 verspricht. Dabei unterschlägt die Großmolkerei allerdings einen wichtigen Punkt der Klimabilanz: die Milchproduktion. Die Werbeaussage bezieht sich lediglich auf die Verpackung. Nach Angaben des Instituts für Energie- und Umweltforschung Heidelberg (ifeu-Institut) ist die Verpackung bei einer Bio-H-Milch jedoch für gerade einmal 2,5 Prozent der Gesamtemissionen verantwortlich.
2. "Volvic Bio Roiboos Tee" von Danone Waters
Wasser statt Tee: Danone Waters verspricht einen "Bio Rooibos Tee" für "Teeverehrer". Allerdings besteht der sogenannte Tee nur zu 0,26 Prozent aus Rooibos-Aufguss und zu 92 Prozent aus aromatisiertem Mineralwasser. Die rötliche Farbe kommt hauptsächlich durch eine entsprechend eingefärbte Verpackung – so sieht es auch fast ohne Rooibos nach einem echten Tee aus.
3. "Grünländer Käse" von Hochland
Von wegen Auslauf: Das Versprechen von Grünländer lautet "Milch von Freilaufkühen". Tatsächlich stehen die Tiere aber im Stall, so Foodwatch. "Freilauf" heißt bei Grünländer lediglich, dass sich die Kühe im Stall bewegen können – und nicht etwa auf einer Weide.
4. "Be-Kind Protein Riegel Crunchy Peanut Butter" von Mars
Alles andere als gesund: Mars vermarktet seinen Erdnussriegel mit dem "pflanzlichen Protein Kick". Das klingt nach einem gesunden Snack, obwohl der Riegel zur Hälfte aus Fett und Zucker besteht. Die Lebensmittelampel Nutri-Score würde gar ein oranges D anzeigen, die zweitschlechteste Kategorie.
5. "Fruchtaufstrich Erdbeere 50 % weniger Zucker" von Zentis
Gesundheitsbewusste Verbraucher zahlen drauf: Bei dem Erdbeer-Fruchtaufstrich "50 % weniger Zucker" von Zentis ersetzte der Hersteller Zucker durch Wasser und verlangt dafür einen saftigen Preisaufschlag. Das Produkt kostet im Handel gut doppelt so viel wie das zuckrigere Original.
"Goldener Windbeutel 2020": Hier können Sie abstimmen
Sie können bis zum 6. September abstimmen – entweder unter www.goldener-windbeutel.de oder direkt hier:
Das sind bisherige Preisträger
Mit dem Negativpreis soll auf Etikettenschwindel und irreführende Angaben aufmerksam gemacht werden. Foodwatch fordert bessere Kennzeichnungsregeln. Obwohl im EU-Lebensmittelrecht allgemein ein Verbot von Täuschung festgeschrieben sei, könnten in der Praxis Hersteller dennoch oft ganz legal mit falschen Aussagen für ihre Produkte werben. "Verbraucher wollen verantwortungsvolle Kaufentscheidungen treffen – doch wenn sie sich auf die Werbeaussagen der Hersteller verlassen, werden sie getäuscht oder abgezockt", sagt Manuel Wiemann von Foodwatch.
Um auf das Problem der Verbrauchertäuschung im Lebensmittelbereich hinzuweisen, verleiht die Verbraucherorganisation seit 2009 den Goldenen Windbeutel – 2020 zum zehnten Mal. Bisherige Preisträger waren unter anderem der Trinkjoghurt "Actimel" von Danone (2009), die "Milch-Schnitte" von Ferrero (2011) und das "Smart Water" von Coca-Cola (2018). Vergangenes Jahr gewann der Bio-Hersteller Zwergenwiese für seine überzuckerte Kinder-Tomatensauce. Als erster Hersteller nahm Zwergenwiese den Goldenen Windbeutel entgegen und kündigte an, die Rezepturen seiner Kinderprodukte zu überarbeiten.
- Foodwatch: Abstimmung zur Werbelüge des Jahres
- Pressemitteilung Foodwatch