Nach Thomas-Cook-Pleite Condor verramscht Tickets – Konkurrenz ist sauer
Nach der Insolvenz der Konzernmutter Thomas Cook blieb in den Condor-Flugzeugen zunächst jeder fünfte Platz unbesetzt. Das hat sich schnell geändert.
Der Ferienflieger Condor hat den Buchungsstopp seines insolventen Mutterkonzerns Thomas Cook nach eigenen Angaben gut verkraftet. "Thomas Cook war zwar unser größter Einzelkunde, stand aber nur für weniger als 20 Prozent unserer Plätze", sagte Condor-Vertriebschef Paul Schwaiger.
Es gebe sehr gute Anzeichen dafür, dass Condor die entstandene Lücke der Thomas-Cook-Reiseveranstalter schließen könne. "Die anderen Veranstalter haben zusätzliche Plätze gebucht." Der Flugbetrieb der Condor sei in den vergangenen Tagen sehr stabil und zuverlässig gelaufen. Man habe keinen einzigen Flug streichen müssen.
Condor hofft auf Überbrückungskredit
Die Fluggesellschaft hält sich derzeit mit der Hoffnung auf einen Überbrückungskredit von 380 Millionen Euro in der Luft, den die Bundesrepublik und das Land Hessen zugesagt haben. Die Zustimmung der Europäischen Union zu dem Vorhaben steht aber noch aus. Der Kredit soll die Suche nach einem neuen Investor ermöglichen. Die britische Konzernmutter Thomas Cook wie auch die deutsche Veranstaltungstochter mit Reisemarken wie Neckermann, Öger oder Bucher haben hingegen Insolvenz angemeldet.
Das Unternehmen verteidigte Sonderangebote für Einzeltickets, die dem Magazin "Der Spiegel" zufolge für Unmut bei der Konkurrenz gesorgt haben sollen. Man habe die Zusage zu der Staatsbürgschaft nicht dafür genutzt, Dumpingpreise anzubieten, erklärte eine Sprecherin. Es handele sich vielmehr um eine zeitliche Überschneidung. "Die letzte Preisaktion lief vom 23. September bis 3. Oktober 2019, begann also einen Tag nachdem die Thomas Cook Group plc Insolvenz angemeldet hatte. Die Aktion war bereits im Juli in die Systeme eingespielt worden und konnte so kurzfristig nicht gestoppt werden."
Airline rechnet 2020 mit unverändertem Flugplan
Für den kommenden Winter und die darauf folgende Sommersaison hätten die Buchungen angezogen, erklärte Schwaiger. Die übrigen Veranstalter hätten einen erhöhten Bedarf angemeldet. Man habe auch keine Außenstände mehr bei Thomas Cook, weil Flüge anders als bei Hotelzimmern üblicherweise bereits vor der Leistungserbringung bezahlt würden.
Condor plant nach Schwaigers Worten im kommenden Sommer einen zu 2019 unveränderten Flugplan mit 58 Maschinen. Weitere Entscheidungen werden erst nach weiteren Verhandlungen mit den Kunden getroffen.
- Aus für Thomas Cook: Condor fliegt weiter – mit staatlicher Unterstützung?
- Klimaschutzprogramm: So sehr sollen Steuern auf Flugtickets steigen
- Ranking deutscher Flüge: Das sind die unpünktlichsten Airlines
Bei den Veranstaltern wie bei den Einzelkunden sei keinerlei Skepsis zur Zukunftsfähigkeit der Airline zu spüren, sagte der Vertriebler. Insbesondere die mehr als 8.000 verbundenen Reisebüros spielten dabei eine entscheidende Rolle. "Dass sich einzelne Veranstalter wie etwa die DER Touristik sogar eine Beteiligung an der Condor vorstellen können, ist das größte Lob für unser Produkt."
- Nachrichtenagentur dpa