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Zwei Tote durch Listerien: Wilke Wurstwaren beantragt Insolvenz


Verdacht der fahrlässigen Tötung
Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Wursthersteller Wilke

Von dpa, t-online, sms

Aktualisiert am 04.10.2019Lesedauer: 3 Min.
Blick auf die Produktionsgebäude des Fleischherstellers Wilke Wurstwaren: Nach zwei Todesfällen, die mit Keimen in Wurstwaren in Verbindung gebracht wurden, muss der Hersteller die Produktion stoppen.Vergrößern des Bildes
Blick auf die Produktionsgebäude des Fleischherstellers Wilke Wurstwaren: Nach zwei Todesfällen, die mit Keimen in Wurstwaren in Verbindung gebracht wurden, muss der Hersteller die Produktion stoppen. (Quelle: Uwe Zucchi/dpa)
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Nach zwei Todesfällen wegen Listerien in Wurstwaren ermittelt nun die Staatsanwaltschaft.

Zwei Menschen sollen gestorben sein, nachdem sie Wurst des Herstellers Wilke Waldecker Fleisch- und Wurstwaren gegessen haben, die mit Listerien-Bakterien verunreinigt war. Die Staatsanwaltschaft Kassel hat t-online.de bestätigt, dass aktuell gegen das Unternehmen wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung ermittelt wird.

Das Strafmaß im Falle einer Verurteilung bewege sich hier zwischen einer Geldstrafe und einer Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren.

Wilke Waldecker Fleisch- und Wurstwaren hat Insolvenz beantragt

Neben möglichen strafrechtlichen Konsequenzen hat das Unternehmen offenbar bereits wirtschaftlichen Schaden genommen: Das Unternehmen habe die Eröffnung eines vorläufigen Insolvenzverfahrens beantragt, sagte ein Sprecher des Amtsgerichts Korbach am Freitag. In einem solchen Verfahren werde geprüft, ob die Voraussetzungen zur Durchführung eines Insolvenzverfahrens vorliegen.

Zwei Todesfälle in Südhessen stünden nach Angaben eines Sprechers des Landkreises Waldeck-Frankenberg laut Gutachten mit einer Wahrscheinlichkeit von 99,6 Prozent im Zusammenhang mit Wilke-Produkten. Es gebe zudem 37 weitere Krankheitsfälle, die möglicherweise mit den Wurstwaren der Firma im Zusammenhang stünden. Die Behörden haben inzwischen die Produktion des Wurstherstellers in Nordhessen vorläufig geschlossen.

Wurst soll auch unter anderem Namen verkauft worden sein

Mittlerweile hat das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit auch für Niedersachsen und Bremen eine Warnung vor den Produkten der Firma Wilke herausgegeben. Grund für die Warnung sei, dass es einen "möglichen Zusammenhang von Produkten der Firma Wilke mit einem lebensmittelbedingten Krankheitsausbruch" gibt, teilte das Bundesamt über das Portal www.lebensmittelwarnung.de mit.

Die betroffene Produktion der Firma hat das Identitätskennzeichen "DE EV 203 EG". Die Wurstwaren seien auch in loser Form via Wursttheken verkauft worden, hieß es. Entgegen der Darstellung von Behörden wurde offenbar auch betroffenes Fleisch unter anderem Namen verkauft. Darunter seien etwa auch Metro-Eigenmarken gewesen, wie eine Sprecherin des Großhändlers Metro am Freitag sagte.

Die Warnung wurde für 15 Bundesländer ausgesprochen, nur für Mecklenburg-Vorpommern besteht demnach derzeit keine Warnung.

Betroffene Produkte von Wilke Wurstwaren

Betroffen seien alle Produkte des in Twistetal-Berndorf im nordhessischen Landkreis Waldeck-Frankenberg ansässigen Fleisch- und Wurstherstellers Wilke. In mehreren Fällen seien in Wurstprodukten Listerien nachgewiesen worden. Listerien sind Bakterien, die zu Durchfall und Fieber führen können. Für Menschen mit einem geschwächten Immunsystem können sie lebensgefährlich sein.

Die Verbraucherorganisation Foodwatch wirft den Behörden und dem nordhessischen Wurstproduzenten "schwere Versäumnisse" vor. Es sei inakzeptabel, dass noch immer keinerlei Angaben zu den Verkaufsstellen der zurückgerufenen Produkte gemacht worden seien, erklärte die Organisation. Auch gebe es bislang keine Liste der betroffenen Produkte.

"Die Verbraucherinnen und Verbraucher könnten die Herkunft der Produkte nicht sicher nachvollziehen", kritisierte Foodwatch. So habe Wilke offenbar auch für Handelsmarken produziert. Daher reiche es nicht, ausschließlich Wilke als Hersteller der zurückgerufenen Produkte sowie das Identitätskennzeichen der Waren zu benennen.

Behörden hatten zuvor erklärt, eine solche Rückruf-Liste sei nicht nötig, da alle Produkte von Wilke als solche deklariert seien. Waren unter anderen Markennamen seien nicht bekannt. Das Unternehmen selbst hatte in einer Mitteilung vom Mittwoch (2. Oktober) alle Waren mit der Kennzeichnung "DE EV 203 EG" zurückgerufen. Es erklärte aber auch, dass Produkte in loser Form an Fleischtheken und Küchen in Krankenhäusern und Kantinen geliefert wurden. Laut Behörden wurden Wilke-Produkte über alle Bundesländer verteilt und auch weltweit ausgeliefert.

Wilke Wurstwaren seit Jahresbeginn von Veterinäramt begleitet

Die Firma steht nicht zum ersten Mal in der Kritik: Veterinär Martin Rintelen sagte der Frankfurter Neuen Presse, der Betrieb werde bereits seit Jahresanfang 2019 vom Veterinäramt begleitet. Auslöser waren Listerien-Befunde aus Hamburg und Baden-Württemberg.

Im Zuge der Begleitung habe der gesamte Betrieb eine Grundreinigung bekommen. Dennoch habe das Amt bisher den Grund für die Verunreinigung nicht finden können. Eine Möglichkeit seien die fünf großen Schneide-Maschinen der Fabrik. Aber auch das Wasser, das zur Produktion genutzt werde, könne die Keime enthalten.

Die Waldeckische Landeszeitung berichtet zudem von "unhaltbaren hygienischen Zuständen" in dem Betrieb. Einem Informanten der Zeitung zufolge soll verschimmelte Wurst einfach abgewaschen und in den Verkauf gebracht worden sein. Trotz mehrerer Hinweise soll die Geschäftsleitung nichts unternommen haben.

Das Unternehmen Wilke Wurstwaren geht nach eigenen Angaben auf eine Dorfmetzgerei zurück, die vor mehr als 80 Jahren gegründet wurde. Die Firma beschäftigt nach Zahlen auf ihrer Homepage rund 200 Mitarbeiter und exportiert Waren weltweit.

Verwendete Quellen
  • Waldeckische Landeszeitung: "Listerien in Wurst"
  • Eigene Recherche
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