Reisende müssen geduldig sein Bahn will fünf Milliarden Euro, um pünktlicher zu werden
Die Bahn hat ihre Kunden im Oktober wieder häufiger warten lassen. Trotz eines dringenden internen Appells des Chefs bleiben die Pünktlichkeitswerte im Keller. Das Unternehmen nennt einen Grund. Und fordert fast fünf Milliarden Euro zur Verbesserung der Pünktlichkeit.
Die Deutsche Bahn will nach Informationen der "Bild am Sonntag" für die vier Jahre von 2019 bis 2022 weitere rund 4,9 Milliarden Euro vom Bund, um die Pünktlichkeit ihrer Züge zu verbessern. Das sei eine der Kernbotschaften des Vorstandsberichts "Unsere Agenda für eine bessere Bahn" für die Mitglieder des Aufsichtsrats. Am 22. und 23. November findet demnach eine Sondersitzung des Aufsichtsrats statt.
Scheuer fordert mehr Pünktlichkeit
Anfang November musste Bahn-Chef Richard Lutz dem Bericht zufolge zum Rapport bei Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU). Der Minister setzt den Bahn-Managern bei Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit der ICE-Flotte jetzt ein Ultimatum. Scheuer sagte der Zeitung: "Die Aufsichtsratssitzung wird eine sehr intensive Strategieklausur, und ich möchte, dass die beschlossenen Maßnahmen schon bis zum Frühjahr 2019 zu erheblichen Verbesserungen für die Bahnkunden führen."
Scheuer fordert eine moderne Infrastruktur, mehr Pünktlichkeit und weniger Zugausfälle durch technische Defekte. Neue Milliarden verknüpft er mit Bedingungen: "Für eine noch höhere finanzielle Ausstattung müssen Maßnahmen und Strategie genau abgesprochen werden."
Die Bahn: Wie viele Züge im Oktober pünktlich waren
Für Fahrgäste der Deutschen Bahn war das Reisen im Oktober häufiger mit Warten verbunden. Nur 71,8 Prozent der Intercity, Eurocity und ICE kamen pünktlich – was nach Bahn-Definition heißt: weniger als sechs Minuten nach der planmäßigen Zeit. Das ist der zweitschwächste Monatswert in diesem Jahr, nachdem sich die Quote im September mit 72,7 Prozent etwas verbessert hatte.
Das Unternehmen machte dafür vor allem den Brand eines ICE verantwortlich, der eine tagelange Sperrung der Schnellfahrstrecke Köln-Frankfurt zur Folge hatte. Nach dem Regelfahrplan fahren die Züge auf beiden Gleisen dort erst ab 18. November wieder.
Auch der Nahverkehr litt unter der Streckensperrung, weil Fernzüge über dessen Strecken umgeleitet wurden. 92,6 Prozent der Regionalzüge waren pünktlich. Dies ist der schlechteste Monatswert in diesem Jahr.
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Gründe für die Verspätungen
Hauptgrund für die Verspätungen sind nicht die vielen Baustellen. Im September hatten neben Sturm, Vandalismus und Kabelbränden auch Störungen an den Zügen zu Verspätungen geführt. Im Juli war es die extreme Hitze, die der Bahn zu schaffen machte. Auch im August lag es an den hohen Temperaturen und der Trockenheit, die zu Bränden an Gleisen führten. Konzernchef Lutz richtete dennoch einen dringenden Appell an seine Führungskräfte, mehr gegen Verspätungen zu tun.
- AFP, dpa