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Schwul und trotzdem Vater: Marions Mann führte jahrelang ein Doppelleben


Marion
"So ein Mann ist wie ein Auto ohne Motor"

t-online, Simone Blaß

Aktualisiert am 29.04.2015Lesedauer: 3 Min.
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Wenn es sich herausstellt, dass der eigene Mann schwul ist, dann ist das für eine Frau schon schlimm genug. Wenn dann Ausgrenzung und Spott folgen, wird das Leben zur Hölle. So hat es Marion empfunden, nachdem sie herausfand, dass ihr Mann bereits seit Jahren ein Doppelleben führte. Es folgte ein harter innerer und äußerer Kampf für die heute geschiedene 51-Jährige. Der seine Spuren der Wut hinterlassen hat.

Wann und wie hat sich ihr Mann Ihnen gegenüber geoutet?

Gar nicht freiwillig. Er rückte, nachdem er mich zwei Jahre lang hintergangen hat, erst damit raus, als ich einen Trick anwandte. Ich sagte ihm, es habe jemand angerufen und "mir alles erzählt". Da kapitulierte er und gab es zu. Erst dadurch erfuhr ich, welche Dimension dieses "alles" überhaupt hat.

Wie haben Sie sich da gefühlt?

Auch wenn Bekannte, die ihn erst nach dem Outing kennenlernten, sagen, ich hätte das doch merken müssen - ich habe nichts gemerkt, war total geschockt, als ich es erfuhr. Ich war sehr lange sehr wütend, weil er mit seinem Egotrip unsere Familie zerstört hat. Ich fand das alles sehr schlimm und vor allem auch erniedrigend. Aber ich glaube, er ist sich bis heute nicht bewusst, wie sehr er mich verletzt hat und wie hart die folgenden Jahre für mich waren.

Hatten Sie Menschen, denen Sie vertrauen konnten?

Anfangs erzählte ich es zwei Freundinnen, die sich dann von mir abwandten und überall hinter meinem Rücken darüber redeten. Sogar mit Leuten im Ort, die mich gar nicht kennen. Ich wurde wie eine Aussätzige einfach stehen gelassen, hatte niemanden mehr zum Reden.

Und ihre Familie?

Meine Eltern haben mich sehr unterstützt, waren immer für mich da. Die Familie meines Mannes ist ein Sonderkapitel. Der Vater scheint es gewusst zu haben, die Mutter allerdings nicht. Man bat mich, es ihr nicht zu sagen, sie wurde behandelt wie ein rohes Ei.

Wie war die Situation für Ihr Kind?

Anfangs wunderte sich meine Tochter nicht besonders, dass mein Mann nicht mehr da war. Sie war ja auch erst vier, als der Papa ging. Die Fragen setzten erst zwei Jahre später ein. Aufgrund des Getratsches wurde mein Kind in der Schule von anderen sogar gehänselt. Das fand ich ziemlich schlimm. Ich musste einen Anwalt einschalten und eine gerichtliche Verfügung erwirken, um einer dieser Frauen den Mund zu stopfen. Das war sehr peinlich, denn so wurde das Thema in der Schule breit getreten und meine Tochter litt sehr darunter.

Wie läuft es heute mit dem Papa?

Heute ist sie zehn Jahre alt. Wir sind seit fünf Jahren geschieden und sind jetzt nach über dreijähriger Zeit der Stänkereien und fiesen Aggressionen endlich soweit, dass er sie regelmäßig sehen kann.

Glauben Sie, es wäre für Sie einfacher gewesen, wenn sich Ihr Mann in eine andere Frau verliebt hätte?

Ja, dann hätte ich auf der einen Seite ein Feindbild gehabt, auf der anderen Seite könnte ich dann den Grund verstehen. Das, was er getan hat und noch heute tut, verstehe ich einfach nicht. Wenn jemand so gepolt ist, dann sollte er keine Frau heiraten, sondern gleich von Anfang an mit Männern gehen und uns Frauen in Ruhe lassen.

Wie geht es Ihnen heute, auch in Bezug auf Beziehungen?

Mein Verhältnis zu Männern ist nachhaltig geschädigt. Ich kann keinem mehr vertrauen. Das, was mir mein Ex angetan hat, hat mein eigentlich gesundes Selbstbewusstsein auf den Nullpunkt gefahren und ich brauchte sehr lange, um mich zu regenerieren, habe eine Barriere gegen alles, was auch nur annähernd ein Problem bringen könnte, aufgebaut. Nach den Erfahrungen, die ich gemacht habe, bin ich auch Frauen gegenüber heute sehr misstrauisch.

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