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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Drei Gründe Deshalb geht der Mann immer links von der Frau
Ob händchenhaltend, eingehakt oder nur nebeneinander gehend: Wenn Paare unterwegs sind, befindet sich die Dame meist rechts vom Herrn. Warum ist das so?
Eigentlich gilt Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern heute als Norm. Auch in einer Partnerschaft. Gleichzeitig wirft die Abkehr altmodischer Rollenmodelle die Frage auf, wie man mit sogenannten Knigge-Richtlinien, also althergebrachten Umgangsformen, in einer modernen Beziehung umgeht.
"Über den Umgang mit Frauenzimmern"
Als der Namensgeber, Adolph Freiherr von Knigge, im Jahr 1788 seinen Bestseller "Über den Umgang mit Menschen" veröffentlichte, widmete er bekanntlich auch den Damen ein Kapitel: "Über den Umgang mit Frauenzimmern". Darin machte er allerdings keine besonders gute Figur.
Das Kapitel sei "missgünstig und vorurteilsbeladen, einseitig und arrogant", schrieb die Autorin Marion Poschmann im Nachwort einer Ausgabe, die 2016 von der Insel-Bücherei neu aufgelegt wurde. Und das, obwohl sich von Knigge damals durchaus um Ausgewogenheit bemühte.
Frauen gehen rechts vom Mann: drei Theorien
Über die Frage, ob beim Spazieren der Herr rechts oder links von der Dame geht, findet sich übrigens nichts in dem besagten Knigge-Kapitel. Dennoch gibt es einige Theorien über diese Regel.
Schwert und Degen
Eine stammt aus den Zeiten, als Männer noch Schwerter und Degen trugen – und zwar auf der linken Seite, um die Waffe bei einem Angriff schnell zu zücken. Wäre die Frau links von ihm gegangen, hätten Schwert oder Degen sie beim Gehen behindert oder gar verletzt. Zudem hätte der Mann sie oder sich nicht so gut verteidigen können. Deshalb achtete der Herr darauf, dass die Dame immer an seiner rechten Seite lief.
Ein starker Arm
Eine zweite Theorie besagt, dass der Mann in seiner rechten Hand oder seinem rechten Arm mehr Kraft besitzt. Damit kann er der Frau leichter Schutz und Hilfe anbieten. Wenn es regnet, hält er ihr zum Beispiel den Regenschirm auf oder er reicht ihr galant den Arm, wenn sie sich abstützen möchte. Voraussetzung ist allerdings, dass der Mann ein Rechtshänder ist.
Die sichere Seite
Eine dritte Annahme nimmt Bezug auf die zweite Schutz-und-Hilfe-Theorie. So lässt der Herr die Dame auf dem Bürgersteig niemals auf der der Fahrbahn zugewandten Seite gehen, sondern immer rechts von ihm – auf der sicheren Seite des Gehwegs.
Apropos Schutz: Adolph von Knigge war letztlich aber auch davon überzeugt, dass Frauen von Natur aus "Stärke und Entschlossenheit genug haben, sich selbst zu schützen". Die Überzeugung, dass nur der Mann fähig sei, dieses Gefühl zu vermitteln, teilte er somit nicht.
- Eigene Recherche
- Knigge, Adolph Freiherr von: "Über den Umgang mit Menschen". München, 2004, S. 195–213.
- Ders.: "Über den Umgang mit Menschen: Eine Auswahl". Berlin, 2016.
- Schwarz, Salka: "Renaissance der Höflichkeit. Fragen zur Etikette im 21. Jahrhundert". Berlin, 2008
- Stil.de: "Stets am richtigen Platz: So begleiten Sie andere Menschen am besten"