Mogelpackungen erkennen Zwölf Tricks: So verstecken Hersteller höhere Preise
Lebensmittelhersteller tricksen mit allen Mitteln, um Kunden mehr Geld abzuknöpfen. Wie Sie solche Maschen im Supermarkt erkennen, lesen Sie hier.
Im letzten Jahr sind die Preise für Lebensmittel und Drogerieartikel stetig gestiegen. Das Ausmaß ist dabei für den normalen Verbraucher fast nicht zu überblicken, denn Hersteller und Händler haben ihre Tricks und Kniffe, um erhöhte Preise zu verschleiern.
Auf was Kunden im Supermarkt besonders achten müssen, hat die Verbraucherzentrale Hamburg aufgeschrieben. Das sind die zwölf Preistricks der Lebensmittelhersteller.
1. Der Shrinkflation-Trick
Achten Sie beim Einkaufen auf Gewicht und Füllmenge? Wenn nicht, sollten Sie es ab jetzt vielleicht doch öfter tun. Denn die sogenannte Shrinkflation – bei gleicher Packungsgröße und identischem Preis schrumpft der Inhalt eines Produkts – ist derzeit die beliebteste Masche, um Kunden mehr Geld abzuknöpfen.
Ein Beispiel: Das Unternehmen Katjes verringerte die Füllmenge vieler Fruchtgummi-Packungen von 200 auf 175 Gramm. Das verteuerte die Süßigkeiten um mindestens 14 Prozent.
2. Der Mehr-drin-Trick
Mehr drin und noch mehr bezahlen: Ein Produkt mit mehr Inhalt suggeriert zunächst ein Schnäppchen, wird aber zu einem deutlich höheren Preis verkauft. So wirbt Campari für seinen Aperol Spritz mit dem Hinweis "Neu jetzt mit mehr Inhalt", aber unterm Strich ist das Mixgetränk 31 Prozent teurer, denn der Preis ist überproportional gestiegen.
3. Der Günstiger-Trick
Um den Günstiger-Trick zu enttarnen, braucht es schon Marktbeobachter wie die Verbraucherschützer. Denn sie haben Preis-Gewichtsverhältnisse genau im Blick. Beim Günstiger-Trick wird bei einem Produkt nicht nur die Füllmenge gesenkt, sondern auch der Preis. Dabei entspricht der Preisnachlass aber nicht dem reduzierten Inhalt.
Ein Beispiel: Beim Bio-Fencheltee von Aldi hat der Hersteller den Inhalt von 75 auf 40 Gramm reduziert, und der Preis sinkt von 1,49 Euro auf 1,19 Euro. Das entspricht aber trotzdem einem Preisaufschlag von 50 Prozent.
- Lesen Sie auch: Aldi-Produkt wurde besonders dreist im Preis erhöht
4. Der Weniger-drin-und-teurer-Trick
Jetzt wird's richtig dreist: Beim Weniger-drin-und-teurer-Trick sinkt nicht nur die Füllmenge eines Produkts, sondern es wird zusätzlich der Preis erhöht. Auf diese Weise fällt der Preisanstieg deutlich höher aus.
Ein Beispiel: Die Mundspülung Listerine Total Care. Der Inhalt schrumpft von 600 auf 500 Milliliter, der Preis steigt vermeintlich moderat von 4,45 Euro auf 4,95 Euro. Die doppelte Preiserhöhung beträgt fast 34 Prozent.
5. Der Händler-Trick
Ein und dasselbe Produkt geht bei verschiedenen Einzelhändlern in Packungen mit abweichenden Füllmengen in den Verkauf – allerdings zum gleichen Preis.
Ein Beispiel: Die Lachgummis von Storck kosten bei Rewe und Budni 1,19 Euro, aber die Packung beim Drogeriehändler Budni hat 50 Gramm weniger Inhalt.
6. Der Sammelpack-Trick
Ein Karton mit mehreren Artikeln? Das kann doch nur ein Schnäppchen sein. Falsch gedacht. Sammelpackungen werden von Herstellern genutzt, um Produkte scheinbar preisgünstig, jedoch im kleineren Format anzubieten.
Ein Beispiel: Der Inhalt des Oreo-Eis-Sammelpacks von Froneri schrumpfte 2023 von vier auf drei Stieleise mit jeweils 90 statt 110 Millilitern Eis. 63 Prozent teurer wurde die Eispackung dadurch bei gleichem Verkaufspreis.
7. Skimpflation-Trick
Skimp ist englisch für knausern. Die Skimpflation-Masche steht dafür, dass bei den Zutaten geknausert wird. Die Verbraucherschützer beschreiben das so: Durch einen geringeren Anteil an wertgebenden Zutaten verschlechtert sich die Qualität eines Produkts. Die Hersteller sparen Kosten und erhöhen ihre Marge.
Ein Beispiel: Bei seinem Kærgården Mischstreichfett beispielsweise senkte Hersteller Arla den Anteil an Butter und Rapsöl und fügt stattdessen mehr Wasser zu.
8. Der Dosier-Trick
Veränderte Dosiervorgaben führen dazu, dass größere Mengen eines Produkts verbraucht werden.
Ein Beispiel: Bei vielen Sirupsorten von Sodastream soll man seit 2023 pro Liter Getränk mehr Konzentrat einsetzen. Gleichzeitig schrumpfte die Füllmenge pro Flasche, sodass der Preis um 33 Prozent steigt.
9. Der Markenwechsel-Trick
Kennen Sie das? Man wechselt die Wohnadresse und erlebt ein Chaos mit Nachsendeaufträgen und Post, die nie ankommt. So muss man sich die Markenwechsel-Masche vorstellen. Hier wird ein scheinbar neues Produkt unter einer anderen Marke eingeführt und in Zuge der großen Verwirrung einfach der Preis drastisch erhöht.
Ein Beispiel: Mondelez produziert seine ehemaligen 7Days-Brotchips seit 2023 unter der Marke Tuc als Bake Rolls. Die Rezeptur des Snacks wurde praktisch nicht verändert. Dennoch kosten die Chips 127 Prozent mehr. Bei einer Abstimmung der Verbraucher wurde der Trickser-Snack mit großem Abstand zur "Mogelpackung des Jahres 2023" gewählt – lesen Sie hier alles dazu.
10. Der Größere-Packung-Trick
Aufgeplustert und nichts dahinter: Wenn die Verpackung größer wird, aber die Füllmenge kleiner – wie bei der Chocolat Amandes von Aldi –s pricht man vom Größere-Packung-Trick. Der Umkarton der Schokolade ist seit letztem Jahr 22,5 statt 18 Zentimeter lang, der Inhalt aber von 184 auf 150 Gramm geschrumpft. Um insgesamt 30 Prozent teurer wird das Produkt, obwohl die Packung darüber hinwegtäuscht.
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11. Der Sorten-Trick
Verschiedene Sorten eines Produkts werden mit weniger Inhalt verkauft, so zum Beispiel der Große-Bauer-Joghurt. Die Sorten Schokosplit Erdbeere und Pürierte Früchte stehen beispielsweise mit nur 225 Gramm pro Becher zum gleichen Preis im Regal wie andere Sorten mit 250 Gramm Inhalt. Der Preisaufschlag beträgt 11 Prozent.
12. Füllmengenkarussell-Trick
Ein schönes Durcheinander: Manche Hersteller verändern regelmäßig die Füllmengen ihrer Produkte. Das stiftet Verwirrung und erschwert den Preisvergleich, wie im Fall der Pringles Chips.
Ein Beispiel: Die Pringles Chips gab es in den vergangenen 16 Jahren schon in Pappdosen zu 200, 170, 195, 180, 165, 190, 200 und 185 Gramm Inhalt. Bis zu 90 Prozent teurer wurden sie so von 2006 bis 2022.
- Pressemitteilung der Verbraucherzentrale Hamburg