Verhaltenstipps Löwin in Berlin entlaufen – was tun, wenn ich ihr begegne?
Im Süden der Hauptstadt sucht die Polizei nach einem Raubtier, wahrscheinlich einer Löwin. Wie sollte ich mich verhalten, wenn sie mir gegenübersteht?
Füchse und Waschbären ist man in Berlin längst gewöhnt, doch streunende Löwinnen sind auch für die Bewohner der Hauptstadt neu. Doch genau diese Begegnung könnte an diesem Donnerstag einigen Menschen bevorstehen. Am südlichen Rand Berlins sucht die Polizei nach einer entlaufenen Großkatze, höchstwahrscheinlich handelt es sich um eine Löwin (alle Infos zur Suche hier). Was also tun, wenn sie Ihnen plötzlich gegenübersteht?
"Für die meisten Wildtiere gilt, dass sie eher scheu sind und versuchen, den Menschen zu meiden", schreibt Christian Kühn vom Institut für Arbeits- und Sozialmedizin der RWTH Aachen in der Fachzeitschrift "Arbeitsmedizin Sozialmedizin Umweltmedizin" (ASU). Ausnahmen seien Wildtiere, die an die Begegnung mit Menschen gewöhnt sind oder regelmäßig von ihnen gefüttert werden.
Ob das für die mutmaßlich in Berlin entlaufene Löwin gilt, ist unklar. Denn bisher vermissen weder Zoos noch Tierparks, Zirkusse oder Tierschutzeinrichtungen die Raubkatze. Denkbar ist also auch, dass das Tier privat gehalten wurde.
Nicht vorhersehbar, wie ein Löwe reagiert
Diese Tiere könnten vertrauter im Umgang mit Menschen sein, sagt Jenifer Calvi, Sprecherin der Deutschen Wildtier Stiftung, t-online. "Dennoch wäre es eine sehr schlechte Idee, mit dem entlaufenen Löwen ein Selfie machen zu wollen. Es nicht vorhersehbar, wie er auf Menschen reagiert."
Da sich noch nicht sicher sagen lässt, ob es sich bei dem Tier tatsächlich um eine Löwin handelt, verweist der Verband der Zoologischen Gärten auf Anfrage von t-online auf den Rat der Polizei: "Nach Möglichkeit zu Hause bleiben und Fenster und Türen geschlossen halten."
Löwen greifen meist nicht grundlos an
Bevor Großwildtiere Menschen angreifen, müssen sie in der Regel zunächst provoziert worden sein. "Im Normalfall fällt der Mensch nicht ins Beuteschema von Löwen", sagte Jörg Melzheimer, Forscher am Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtiere in Berlin, zu "Zeit Wissen".
Tiere seien extrem gut darin, Situationen einzuschätzen und die richtigen Schlüsse zu ziehen. "Wir Menschen täten gut daran, das auch besser zu machen. Die richtigen Schlüsse haben eigentlich immer was mit Abhauen zu tun. Fast nie mit Angreifen."
Demnach greifen Löwen normalerweise nur an, wenn sie wissen, dass sie gewinnen oder wenn sie verzweifelt sind – etwa wenn eines ihrer Jungen in Gefahr ist. Die allermeisten Konflikte würden ohne Körperkontakt gelöst, sondern mit Drohgebärden.
Sechs Verhaltenstipps
Diese Punkte sind Melzheimer zufolge wichtig, wenn Sie der Löwin gegenüberstehen sollten:
- Mindestens 200 Meter Abstand halten.
- Der Löwin die Flucht ermöglichen.
- Nicht rennen.
- Signale richtig deuten: Bei angelegten Ohren wird es ernst. Es könnte ein Scheinangriff folgen, dann ein echter.
- Machen Sie sich groß: Arme in die Luft und losbrüllen.
- Ist ein Kampf unvermeidlich, zielen Sie auf die Weichteile. Drücken Sie der Löwin Finger in die Augen.
"Der Löwe muss bei seiner Risikoabwägung zu dem Schluss kommen, dass er hier nicht unverletzt rausgeht, er muss denken: Ich war nah dran, aber ich hole mir doch lieber was anderes zum Fressen", so das Fazit bei "Zeit Wissen".
- Schriftliche Antwort von Jenifer Calvi, Pressesprecherin Deutsche Wildtier Stiftung
- Schriftliche Antwort des Verbands der Zoologischen Gärten (VdZ) e.V.
- zeit.de: "Wildtier: Was tun, wenn man einem Löwen begegnet?" (1.9.2022)
- asu-arbeitsmedizin.com: "Sicherheit bei Konfrontation mit Großwild" (10.12.2014)