Immer weniger Verbrauch Fleischkonsum in Deutschland ist 2022 weiter gesunken
Die Deutschen haben 2022 so wenig Fleisch wie lange nicht mehr gegessen. Grund hierfür ist die Inflation – und ein neues Konsumbewusstsein.
Der Fleischkonsum in Deutschland ist auch im vergangenen Jahr gesunken. Pro Person seien 2022 noch 52 Kilogramm Fleisch verzehrt worden, rund 4,2 Kilogramm weniger als im Vorjahr, berichtete das Bundesinformationszentrum Landwirtschaft (BZL) am Montag gestützt auf vorläufige Zahlen. Dies sei der niedrigste Stand seit Beginn der Berechnungen im Jahr 1989.
Trendwende durch Vegetarismus und Inflation
Laut BZL aßen die Menschen rund 2,8 Kilogramm weniger Schweinefleisch, 900 Gramm weniger Rind- und Kalbfleisch sowie 400 Gramm weniger Geflügelfleisch. Der Grund dafür könne die anhaltende Tendenz zu einer pflanzenbasierten Ernährung sein, vermuteten die Experten.
Hinzu kommt: Immer mehr Deutsche verzichten bewusst auf Fleisch und wechseln zu einem stetig wachsenden Angebot pflanzlicher Alternativen. Die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) hat ermittelt, dass sich die Zahl der Vegetarier seit 1983 verfünfzehnfacht hat. Demnach ernähren sich acht Millionen Deutsche vegetarisch.
Wie der Consumer Index der GfK vom Juli 2021 zeigt, sorgen sich auch immer mehr Menschen um das Wohl der Tiere. Das spiegelt sich auch im Konsumverhalten wider. Viele Verbraucher würden demnach vermehrt auf qualitative Merkmale wie Regionalität bei der Fleischerzeugung setzen.
Für den besonders starken Rückgang 2022 war jedoch nicht nur der Wunsch nach artgerechter Haltung entscheidend. Auch die stark gestiegene Inflationsrate zeigte sich im Konsumverhalten. So sei laut Gfk vor allem zwischen Januar und Mai des vergangenen Jahres der Fleischkonsum stark zurückgegangen. So haben die Deutschen etwa 8,2 Prozent weniger Fleisch- und Wurstwaren gekauft als noch 2021.
Kontinuierlicher Rückgang bei der Fleischproduktion
Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, ist die inländische Fleischproduktion seit 2016 kontinuierlich zurückgegangen. 2022 war jedoch das Jahr mit dem stärksten Rückgang. Das spürten auch die Produzenten. Die Tierhaltung gestaltet sich durch die neuen Verbraucheransprüche und die Produktion aufwändiger.
Dadurch stiegen die Kosten für Energie, Düngemittel und Futter für die Produzenten im vergangenen Jahr laut Meinungsforschungsinstitut Statista um rund 22 Prozent. Im Vergleich zu 2021 stiegen die Verbraucherpreise für Fleisch um knappe 15 Prozent.
Im Vergleich zum Vorjahr seien 8,2 Prozent weniger Rind- und Kalbfleisch produziert worden. Die Nettoerzeugung von Geflügelfleisch sank um 2,9 Prozent, die Produktion von Schweinefleisch um 9,8 Prozent. Dadurch wurden allein 2022 in Deutschland 47 Millionen Schweine weniger geschlachtet.
- Nachrichtenagentur dpa
- gfk.com: "Consumer Index Juli 2021"
- gfk.com: "Bild des Monats: GfK Konsumpotenzial für vegetarischen Fleischersatz"
- destatis.de: "Pressemitteilung Nr. 051 vom 8. Februar 2023"
- tagesschau.de: "Weniger Tiere in Deutschland geschlachtet"