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Klimakrise | Besorgniserregende Studie aus Grönland: "Überraschend eindeutig"


Eindringliche Warnung
Wo das 1,5-Grad-Ziel schon gefallen ist

Von dpa, afp, lw

19.01.2023Lesedauer: 2 Min.
Gletscherschmelze GrönlandVergrößern des Bildes
Der grönländische Eisschild: Er gilt als ein potentieller sogenannter Kipppunkt im Erdsystem (Quelle: Sepp Kipfstuhl/Alfred-Wegener-Institut, Helmhol/dpa/dpa)

Die Erderwärmung schreitet schnell voran. Aus Grönland haben Forscher nun besorgniserregende Zahlen gemeldet – Millionen Menschen könnten betroffen sein.

In den Höhenlagen des grönländischen Eisschilds war das erste Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts das wärmste bislang analysierte seit rund 1.000 Jahren. Von 2001 bis 2011 lag die Temperatur im Mittel um 1,5 Grad Celsius höher als im Durchschnitt des 20. Jahrhunderts. Das berichtet ein Team um Maria Hörhold vom Bremerhavener Alfred-Wegener-Institut (AWI). Damit sei die globale Erwärmung nun auch in einer der abgelegensten Regionen der Welt nachweisbar, schreibt die Gruppe in der Fachzeitschrift "Nature".

Sie untersuchte Eisbohrkerne, die in Nord- und Zentralgrönland entnommen worden waren. Anhand der stabilen Wasserisotope können Wissenschaftler erkennen, wie hoch in vergangenen Zeiten die Lufttemperaturen waren. Da die ausgewertete Zeitreihe nur bis zum Jahr 1000 zurückreicht, machen die Forscher keine Aussagen zur Zeit davor. Zuletzt hatten Wissenschaftler Eiskerne von Grönland bis zum Jahr 1995 untersucht. "Da hatte man noch keine Erwärmung gesehen – im Gegensatz zum Anstieg der globalen Temperatur", sagte Hörhold.

Bohrungen am Eisschild "überraschend eindeutig"

Im Jahr 2012 seien erneut Bohrungen am Eisschild vorgenommen worden. Die Proben hätten "überraschend eindeutig" die Erwärmung gezeigt. Die Ergebnisse zu den Untersuchungen von Eiskernen, die 2019 genommen wurden, stünden noch aus.

Die Erwärmung auf dem Eisschild habe auch Auswirkungen auf den Schmelzwasserabfluss in den Ozean und damit auf die Erhöhung des Meeresspiegels. Aus Satellitenbeobachtungen der Eismassenänderung, die nicht Bestandteil der Studie waren, sei erkennbar, dass 2003 bis 2016 der Schmelzwasserabfluss pro Jahr doppelt so hoch war wie 1961 bis 1990. "Grönland trägt derzeit am meisten zum Anstieg des Meeresspiegels bei", sagte Forscherin Hörhold dem Nachrichtensender CNN.

"Und wenn wir mit den Kohlenstoffemissionen so weitermachen wie bisher, dann wird Grönland bis zum Jahr 2100 bis zu 50 Zentimeter zum Anstieg des Meeresspiegels beitragen, und das wird Millionen von Menschen betreffen, die in Küstengebieten leben", warnte Hörhold.

Potentieller Kipppunkt

Der grönländische Eisschild ist die zweitgrößte zusammenhängende Inlandseismasse nach dem antarktischen Eisschild und erreicht eine Höhe von mehr als drei Kilometern. In den Höhenlagen seien natürliche Temperaturschwankungen von einem halben bis zu einem Grad normal, sagte Glaziologin Hörhold. Die Wahrscheinlichkeit, dass die 2001 bis 2011 gemessenen Temperaturen durch natürliche Schwankungen zu erklären seien, gehe gegen Null. "Das haben wir angesichts der globalen Erwärmung zwar befürchtet, aber die Eindeutigkeit und Prägnanz ist unerwartet", so die Forscherin. Damit sei die globale Erwärmung unzweifelhaft auf dem grönländischen Plateau angekommen.

Der Eispanzer auf Grönland gilt aufgrund seines riesigen Volumens von drei Millionen Kubikkilometern als ein potentieller sogenannter Kipppunkt im Erdsystem, sollte er wegen der Klimaerwärmung abschmelzen. Hier lesen Sie mehr dazu.

Verwendete Quellen
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