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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Wohnen Einrichtungs-Zoff beim Zusammenziehen
"Zeig mir, wie du wohnst und ich sag dir, wer du bist!" Es gibt sogar Fernsehshows, die auf diesem scheinbar einfachen Prinzip beruhen und versprechen, anhand der Wohnungseinrichtung und des vorherrschenden Stils Rückschlüsse über die jeweiligen Bewohner ziehen zu können. Und es stimmt ja auch: Durch Farben gibt man ein Statement ab, ebenso wie durch die Wahl der Möbelstücke und deren Arrangement. Doch was passiert, wenn ein Paar zusammenzieht und damit die Wohnwelten von Mann und Frau aufeinander prallen?
Sie mag Rot, Flieder und Türkis, er Schwarz, Braun und Weiß, sie liebt Omasessel, er Designerstühle, sie steht auf Romantik, er auf Modernität. Spätestens, wenn ein Paar mit zwei verschiedenen Geschmäckern zusammenzieht, bedeutet das im Klartext: viel Stoff für Zoff.
Unterschiedliche Einrichtung bei Frauen und Männern
Wie sehr Wohnungseinrichtungen den Charakter widerspiegeln und wie eine neue Bleibe zu einer Gemeinschaftsproduktion werden kann, weiß Wohnpsychologe Uwe Linke: "Tatsache ist, dass Männer und Frauen sich unterschiedlich einrichten. Dies liegt an den unterschiedlichen Problemen, Sehnsüchten und Wünschen, die Männer und Frauen beschäftigen".
Was der Einrichtungsstil über uns verrät
Um das Phänomen zu erforschen, hat sich der langjährige Inneneinrichter und Autor des Buchs "Single-Frau wählt Single-Mann …" an ein aufschlussreiches Projekt gewagt: Anhand von zehn Männerwohnungen porträtierte er unbesehen deren Bewohner. Das Ergebnis: Fast alle der Wohnungsinhaber fanden sich gut getroffen. Außerdem ließen sich aus den Feldforschungen einige "typisch männliche" Einrichtungsweisen ableiten. Doch wie lassen sich Charaktere anhand von Einrichtungen deuten?
Konservativer und distanzierter Einrichtungsstil
Ein Mann, der eher stur ist und auf Werte pocht, richtet sich nach Auskunft von Uwe Linke gern mit Antiquitäten und Sammlungen ein – eher dogmatisch und ohne erfrischende Stilbrüche. Andere Männer gehen in ihrer Einrichtung auf Distanz. Das zeigt sich in kühlen Design-Einrichtungen, wenigen persönlichen Gegenständen und einem übermächtigen TV-Altar. Während Frauen in der Mehrheit lieber ein farbenfrohes Nest aus Kissen und Stoffen bauen, untermauern Männer ihren Status eher mit farblosem Metall, Leder und Glas.
Der Einrichtungsstil von Unverbindlichen und Harmoniebedürftigen
Wer auf eine verbindliche Beziehung setzt, sollte aufpassen, wenn die Wohnung aus Provisorien besteht: aus Möbeln, die in punkto Größe, Farbe und Stil nicht zusammen passen, aus nichtssagenden, austauschbaren Einrichtungsgegenständen und womöglich sogar aus der einen oder anderen Kiste in der Ecke. Diese Einrichter sind in der Regel noch längst nicht reif für die Familiengründung.
Die Wohnungen von extrem Harmoniebedürftigen und Unsicheren sind ebenfalls mit Vorsicht zu genießen. Hier gibt es wenig Kontraste, dafür aber viele ausdrucksschwache Möbel aus einem Guss, gepaart mit hässlichen Erbstücken aus dem Familien- und Freundeskreis, die nicht selbstbewusst aussortiert wurden. Eine solche Einrichtung zeigt Unsicherheit. Die berühmte Schulter zum Anlehnen sucht man hier vergeblich.
Zusammenziehen ohne Zoff beim Einrichten
Wurde der neue Partner samt Wohnstil jedoch für passabel und zukunftsfähig befunden, ist der Umzug in eine neue gemeinsame Wohnung meist nicht weit. Doch wie lassen sich die gefährlichen Hürden aus altdeutschen Schrankwänden, geblümten Sofas, Hardcore-TV-Altären oder Puppensammlungen geschickt umschiffen?
Uwe Linkes Rezept ist eindeutig: Kommunikation ist angesagt, und zwar total. Selbst, wenn man sich in einer der beiden vorhandenen Wohnungen neu zusammentut, räumt man am besten erst einmal alle vorhandenen Gegenstände aus, um sie dann Stück für Stück zu besprechen und ein- oder auszusortieren. Dabei sollte jeder Partner darauf achten, dass auch die Dinge und Stilempfindungen des Anderen gebührend berücksichtigt werden.
Dafür gibt es gleich zwei sehr gute Gründe: Erstens wirkt die Psychologie der Einrichtung auch auf die Partnerschaft ein. Und zweitens können sehr schöne, wilde, überraschende Interieurs entstehen, die er oder sie sich allein so nie ausgedacht hätten.