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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Unabhängig von den Energiekosten Strom selbst erzeugen: So geht es
Strom wird zum Luxusgut. Die Kosten für die Energie steigen unaufhaltsam. Ist es sinnvoll, seinen eigenen Strom zu erzeugen und unabhängig von Anbietern zu sein?
Wer weitestgehend autark von den großen Energielieferanten sein möchte, hat verschiedene Möglichkeiten, seinen Strom selbst zu erzeugen. Was sind die Vorteile? Was die Nachteile? Und mit welchen Kosten müssen Sie rechnen?
Drei Möglichkeiten, Strom selbst zu erzeugen
Es gibt zahlreiche Wege, seinen eigenen Strom zu generieren. Dabei sind jedoch drei Varianten die gängigsten – und am einfachsten umzusetzen:
- Photovoltaik
- Blockheizkraftwerk
- Windrad
Achtung
Wer selbst Strom erzeugt, benötigt vorab die Erlaubnis gemäß dem Stromsteuerrecht und muss den Stromnetzbetreiber informieren. Zudem kann unter Umständen eine Stromsteuer für den erzeugten Strom fällig werden. Lesen Sie hier mehr dazu.
Die Photovoltaik-Anlage
Die bekannteste Methode, seinen eigenen Strom zu erzeugen, ist mithilfe einer Solaranlage oder auch Photovoltaik-Anlage. Dazu werden die entsprechenden Solarpanels auf dem Dach des Hauses, der Garage oder des Carports montiert. Vorher sollte die Statik der Gebäude überprüft werden. Zwar sind die Panels relativ leicht, dennoch ist eine Überprüfung notwendig. Dass das Dach eine bestimmte Neigung haben muss – damals noch 30 Grad – ist dank neuester Technik relevant.
Eine Photovoltaik-Anlage lohnt sich oft erst dann, wenn sie eine ausreichend hohe Leistung hat und der Stromverbrauch des zu versorgenden Haushalts nicht zu hoch ist beziehungsweise dieser durch den mit der Sonnenenergie erzeugten Strom gedeckt werden kann. Stiftung Warentest bietet einen Onlinerechner an, mit dem Interessierte herausfinden können, ob sich der Kauf einer Photovoltaik-Anlage für sie lohnt.
Kosten
Die Kosten für eine Photovoltaik-Anlage sind abhängig von der Größe beziehungsweise ihrer Leistung (Kilowatt-Peak = kWp). So liegt der Preis pro kWp aktuell bei 1.500 bis 2.000 Euro. Kleinere Anlagen, die ein Kilowatt-Peak von vier haben, erzeugen etwa 4.000 kWh und kosten zwischen 6.000 und 9.000 Euro. Sie reichen für einen kleinen Haushalt oder Personen mit einem sehr geringen Stromverbrauch. Darüber hinaus können die kleinen Anlagen auch den Strom für das Aufladen des E-Autos liefern.
Vorteile
Mit einer Photovoltaik-Anlage sind Sie nicht mehr von den Energieversorgern abhängig. Wichtig dabei ist jedoch, dass Sie den selbst erzeugten Strom auch lange genug speichern können, um dunkle Tage oder Wochen überbrücken zu können.
Ein weiterer Vorteil ist, dass die Panels auf dem Dach des Eigenheims, des Carports oder der Garage montiert werden können. Sogar das Balkongeländer eignet sich als Platz für ein paar Sonnenkollektoren. Somit ist eine Solaranlage sowohl für Eigenheimbesitzer als auch für Mieter geeignet.
Tipp
Einige Modelle können sowohl Strom erzeugen als auch Brauchwasser erwärmen.
Nachteile
Beziehen Sie Ihren Strom ausschließlich über die Photovoltaik-Anlage, sind Sie von der Sonne abhängig. An regnerischen und bewölkten Tagen sowie zur sogenannten dunklen Jahreszeit kann der erzeugte und auch gespeicherte Strom nicht für die Energieversorgung des gesamten Haushalts ausreichen. Dann müssen Sie auf Strom vom kommunalen Energieversorger zurückgreifen.
Die Solarpanels sollten nach Süden ausgerichtet werden, um möglichst viel Sonne abbekommen und somit Strom gewinnen zu können. Allerdings sind nicht alle Dächer auch nach Süden hin ausgerichtet. Weiterhin muss die Fläche des Daches beziehungsweise die Anzahl der Solarpanels ausreichend hoch sein. Andernfalls wird auch bei einer guten und langen Sonneneinstrahlung für den Haushalt zu wenig Energie erzeugt.
Sie sollten vor der Installation der Solarstromanlage überprüfen lassen, ob Ihr Wohnort hierfür geeignet ist. Das ist durch die Verbraucherzentrale möglich.
Staatliche Förderung
Der Kauf und die Installation einer Photovoltaik-Anlage werden staatlich bezuschusst. Die Förderung erhalten Sie beispielsweise über die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Wichtig ist, dass Sie vor dem Kauf und der Montage alle wichtigen Unterlagen zusammen haben und den staatlichen Zuschuss beantragen. Wird dieser genehmigt, können Sie sich die Anlage kaufen und von einem Fachmann montieren lassen.
Die Chance, dass Ihr Antrag genehmigt wird, steigt, wenn Sie vor der Abgabe der Formulare noch einmal einen Energieberater über Ihre Unterlagen schauen lassen. Die Verbraucherzentralen bieten diesen Service an.
Das Blockheizkraftwerk
Mit einem kleinen Blockheizkraftwerk (BHKW) im Keller können Eigenheimbesitzer Strom und Wärme generieren und somit ihren Bedarf selbst decken.
Das BHKW gibt es in drei unterschiedlichen Größen:
- Nano: erzeugt bis zu 2,5 Kilowatt elektrische Leistung und zehn Kilowatt thermische Leistung.
- Mikro: erzeugt zwischen 2,5 und 20 Kilowatt elektrische Leistung und zwischen zehn und 40 Kilowatt thermische Leistung.
- Mini: erzeugt zwischen 20 und 50 Kilowatt elektrische Leistung und über 50 Kilowatt thermische Leistung.
Welche Größe für den Privatgebrauch die Richtige ist, hängt vor allem von der Größe des Eigenheims sowie der Bewohnerzahl und des benötigten Strom- und Wärmebedarfs ab.
Kosten
Die Anschaffungskosten liegen bei 15.000 und 30.000 Euro für die Nano- und Mikro-Variante. Die Mini-Variante wird eher in Mehrfamilienhäusern eingesetzt. Hinzu kommen die Handwerkerkosten für das Einbauen und Anschließen der Anlage.
Vorteile
BHKWs sind meist Geräte, die zeitgleich Wärme (Abwärme) und Strom erzeugen – sie basieren auf dem Kraft-Wärme-Koppelungs-Prinzip. Somit können Sie mit diesem Gerät nicht nur Ihren Strom-, sondern auch Ihren Wärmebedarf decken.
Ein Gerät kann nahezu diese gesamte eingesetzte Energie (95 Prozent) in Wärme und Strom umwandeln.
Nachteile
Der Strom und die Wärme werden durch einen Ottomotor erzeugt. Dieser wiederum wird entweder mit Erdgas, Flüssiggas oder Öl – in Ausnahmefällen sogar Diesel – betrieben. Somit sind Sie mit einem eigenen Blockheizkraftwerk weiterhin von den Gas- und Ölpreisen abhängig. Sie können Ihr BHKW aber auch mit Holzpellets oder sogar Kohle betreiben. Moderne Geräte laufen sogar mit Biomasse – also Biomüll.
Und: Erst wenn Sie Ihr persönliches BHKW mehr als 5.500 Stunden im Jahr benutzen, lohnt sich die Anschaffung.
Staatliche Förderung
Der Staat fördert den Bau beziehungsweise Kauf eines Blockheizkraftwerks in Privathäusern. Interessenten können sich dafür an die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) wenden. Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle bietet zurzeit keinen Mini-KWK-Zusschuss mehr an.
Um die Zuschüsse der KfW zu erhalten, müssen jedoch bestimmte Vorgaben eingehalten werden. So muss beispielsweise der Förderantrag vor dem Kauf und dem Bau des BHKWs gestellt werden. Zusätzlich sollten Interessenten vor Antragsstellung die ausgefüllten Formulare von einem Experten überprüfen lassen. Dadurch erhöht sich die Chance auf eine Bewilligung.
Das Windrad
Wer weder eine Photovoltaik-Anlage noch ein Blockheizkraftwerk auf seinem Grundstück möchte, kann seinen eigenen Strom auch mit einer Windkraftanlage selbst herstellen – jährlich bis zu 5.000 kWh. Dabei kann zwischen vertikalen und horizontalen Windkraftanlagen sowie unterschiedlich langen Rotorblättern sowie verschiedenen Montage- beziehungsweise Aufstellmöglichkeiten gewählt werden – alles an die Gegebenheiten am Standort angepasst.
Ein Windkraftrad eignet sich für Personen, die ein großes Grundstück in einer relativ windigen Gegend besitzen. Auf dem Dach sollte ein Windkraftrad aufgrund möglicher Störgeräusche nicht montiert werden. Besser eignet sich ein Mast.
Übrigens: Für jedes Bundesland gibt es einen Energieatlas, mit dessen Hilfe Sie erkennen können, ob sich die Anschaffung einer Windkraftanlage in Ihrer Region lohnt.
Info
Auch auf einem Balkon oder in einem Garten kann ein Windrad aufgestellt werden. Hier sollten Sie sich jedoch mit Ihren Nachbarn beziehungsweise Vermieter absprechen. Darüber hinaus bedarf ein Windrad, das größer als zehn Meter ist, einer Baugenehmigung. Es wird aber empfohlen, auch bei kleineren Modellen das Bauamt zu informieren.
Kosten
Im Vergleich zu einer Photovoltaik-Anlage ist eine Windkraft-Anlage preiswerter. So müssen Sie mit Kosten zwischen 1.000 und 1.500 Euro pro kWp rechnen. Experten raten Privatpersonen, die ihren Strombedarf ernsthaft mit einem Windkraftrad decken wollen, zu einem größeren Modell zu greifen. Diese Modelle sind ab 25.000 Euro erhältlich – dafür relativ robust und wenig fehleranfällig.
Zusätzlich zu den Kosten für die Anschaffung und Montage muss auch eine Versicherung gezahlt werden – oft reicht die Gebäude- und Haftpflichtversicherung aus.
Tipp
Die Windkraftanlage sollte das CE-Kennzeichen tragen und der Norm IEC 61400-2 entsprechen.
Vorteile
Ein Mini-Windkraftrad oder eine kleine Windkraftanlage erzeugt sauberen Strom. Besitzer sind je nach Witterung weniger von ihrem Stromanbieter abhängig.
Nachteile
Kleine Anlagen, die eher einen geringen Stromverbrauch decken sollen und als eine Art Hobby betrieben werden, sind relativ fehleranfällig und ungeeignet für Gegenden, in denen es häufig stürmisch ist. Je kleiner die Anlage ist, desto unwirtschaftlicher ist sie zudem. Die Anschaffungs- und Instandhaltungskosten übersteigt deutlich die Stromkosten, die man hierdurch einspart. Mini-Windkraftwerke sind robuster, jedoch auch teurer in der Anschaffung.
Wie auch bei Solaranlagen ist die Stromversorgung ausschließlich über eine Windkraftanlage stark von der Witterung abhängig und somit relativ unzuverlässig.
Zudem spielt der Standort eine wichtige Rolle: Eine unbebaute Gegend – am besten an der Küste oder auf einer Anhöhe – ist ideal. Allerdings hat nicht jeder einen derartigen Platz vor seiner Tür.
Staatliche Förderung
Auch für die Anschaffung einer privaten Windkraftanlage sind Zuschüsse von der KfW möglich. Denn sie fällt, wie auch die Photovoltaikanlage, unter den Punkt "Erneuerbare Energie – Förderkredit für Strom und Wärme".
Geld mit dem eigenen Strom verdienen
Der Vorteil von selbst erzeugter Energie ist nicht nur die Unabhängigkeit gegenüber Stromanbietern. Der Besitzer der Stromerzeugungsanlagen kann seine überschüssige Energie auch ins öffentliche Stromnetz einspeisen und erhält dafür eine Einspeisevergütung. Diese liegt bei Anlagen mit weniger als 10 Kilowatt-Peak (kWp) bei durchschnittlich 6,63 Cent pro Kilowattstunde (kWh) bei Solarstrom. Besitzer von BHKW erhalten für die Einspeisung im 2. Quartal durchschnittlich 17 Cent pro kWh. Für den Strom, der mit einer Windkraftanlage erzeugt wird, erhalten Privatbetreiber etwa acht Cent pro kWh, die sie ins öffentliche Stromnetz einspeisen.
Speicher nicht vergessen
Angesichts der hohen Stromkosten von über 30 Cent pro kWh ist es sinnvoller, den Strom selbst zu verwenden oder entsprechend langfristig zu speichern. Hierfür werden bestimmte Speichersysteme benötigt – beispielsweise Blei-Säure-Akkus oder Lithium-Ionen-Akkus. Besonders die letztere Lösung soll künftig häufiger zum Einsatz kommen. Lassen Sie sich am besten von einem Fachmann direkt beim Kauf Ihrer Solar- oder Windkraftanlage beraten, welches Speichermodell sowie welche Speichergröße für Sie ideal ist. Beachten Sie dabei auch den für das Speichermodul benötigten Platz sowie den Preis für die Anschaffung.
- Kreditanstalt für Wiederaufbau
- Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle
- Stiftung Warentest
- Frauenhofer ISE
- Vissmann
- co2online
- NDR
- MDR
- Fluessiggas.de