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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Fenster Was hat es mit dem U-Wert auf sich?
In Zeiten ständig neuer Preisrunden bei Öl und Gas rückt das Thema Wärmedämmung bei Gebäuden immer stärker in den Fokus. In diesem Zusammenhang begegnet Verbrauchern immer wieder eine ganz bestimmte Kennzahl – der sogenannte U-Wert. Egal, ob bei Fenstern, Türen, Rollläden oder der ganzen Hausfassade: Wann immer über die energetischen Eigenschaften eines Produktes oder eines Gebäudes gesprochen oder geschrieben wird, taucht irgendwo der U-Wert auf. Doch was genau bezeichnet dieser Wert eigentlich?
Die meisten Menschen wissen noch, dass beim U-Wert kleine Zahlen gut sind. "So wie beim Golf", könnte man scherzhaft sagen. Wenn es aber darum geht, genauere Erklärungen zu liefern, bleibt es in der Regel still.
U-Wert bestimmt Dämmqualität von Fenstern und Fassade
Für Aufklärung kann Ulrich Tschorn sorgen. Der Geschäftsführer des "Verbands Fenster + Fassade" (VFF) erklärt, dass es sich beim U-Wert um den Wärmedurchgangskoeffizienten handele. Er gibt Auskunft darüber, wie gut die isolierende Eigenschaft eines Fensters oder auch einer Fassade ist. Das "U" leitet sich dabei aus dem Englischen her (Unit of heat transfer = Einheit des Wärmedurchlasses).
Der U-Wert gibt an, wie viel Leistung (Watt) ein Fenster, eine Tür oder eine Fassade pro Quadratmeter nach Außen hin abgibt, wenn der Temperaturunterschied genau ein Grad Kelvin (ca. 1°C) beträgt. "Vergleichbar sind diese Zahlen mit Schulnoten", erklärt Tschorn. Je geringer der U-Wert ist, desto weniger Wärme geht aus dem Gebäudeinnern nach draußen verloren, desto besser sind also die Dämmeigenschaften eines Fensters oder einer Fassade.
Wie viel sich in diesem Bereich in den letzten Jahren getan hat, veranschaulicht Tschorn am Beispiel moderner Fenster: Die einfach verglasten Fenster, die noch in den 70er-Jahren üblich waren, erreichten U-Werte von rund 4,7 bis 6,2. Selbst Produkte mit unbeschichtetem, doppelt verglastem Isolierglas, die bis Mitte der 90er-Jahre die Regel waren, seien mit einem U-Wert von etwa 3,0 mit den heutigen High-Tech-Fenstern nicht zu vergleichen, so der VFF. Inzwischen seien Werte zwischen 1,1 und 0,8 Standard. Moderne Scheiben isolieren also mehr als doppelt so gut wie die Fenster-Generation der 90er.
500 Euro weniger Heizkosten jährlich
Auch auf die Frage, wie sich diese Veränderungen in barerer Münze niederschlagen, antwortet Tschorn mit einem Beispiel: Eine vierköpfige Familie aus Lahr im Schwarzwald habe demnach in ihrer Doppelhaushälfte mit einer Fensterfläche von 40 Quadratmetern die alten Isolierfenster mit Doppelverglasung gegen moderne Fenster austauschen lassen. Die alten Fenster stammten Tschorn zufolge noch aus den 70er-Jahren und erreichten einen für damalige Verhältnisse sehr guten U-Wert von 2,8, die neuen Fenster hatten einen U-Wert von 1,0. Ohne ihre Heizgewohnheiten zu verändern, spare die Familie nun jährlich 600 Liter Heizöl, was rund 500 Euro gleichkomme.
Dafür ist der Anschaffungspreis für Fenster mit guten Dämmeigenschaften (U-Wert von rund 1,0) recht hoch. 400 Euro werden für ein durchschnittlich großes Fenster inklusive Rahmen schnell fällig. Ob sich ein Umrüsten im Einzelfall lohnt, muss sich also jeder Hausbesitzer selbst genau durchrechnen. Ein unabhängiger Energieberater kann hier unterstützend zur Seite stehen. Er berät auch über mögliche staatliche Förderungen für die geplanten Sanierungsmaßnahmen.
Förderung durch den Staat
Seit 01.03.2011 werden auch Einzelmaßnahmen wie die Modernisierung der Fenster oder eine Fassadendämmung wieder von der KfW bezuschusst. Sie vergibt für Sanierungsmaßnahmen in Gebäuden, deren Bauantrag vor dem 01.01.1995 gestellt wurden, zinsgünstige Kredite. Momentan sind die Zinsen besonders niedrig. "Wer ein KfW-Darlehen in Anspruch nimmt, zahlt aktuell nur ein Prozent effektiven Jahreszins", informiert der VFF. Damit liegen die Darlehenszinsen aktuell sogar unter der Inflationsrate, wodurch eine Investition gerade im Moment besonders attraktiv erscheint.
Einbaukosten von der Steuer absetzen
Alternativ kann man einen Teil der Einbaukosten für neue Fenster geltend machen. 20 Prozent der Lohnkosten, die der ausführende Fachbetrieb verlangt, erstattet das Finanzamt zurück, sofern sie die Grenze von 3000 Euro nicht überschreiten. Jährlich ist also eine Rückzahlung von bis zu 600 Euro möglich. Voraussetzung dafür ist aber, das die Lohnkosten als eigenständiger Punkt auf der Rechnung des Handwerkers ausgewiesen sind.
Eine Kombination beider Fördermaßnahmen ist seit 2011 nicht mehr möglich. Darauf weist Jörg Strötzel vom Verein "Vereinigte Lohnsteuerhilfe" hin. Wer für eine Baumaßnahme die KfW-Förderung in Anspruch nimmt, erhalte keine Rückerstattung der Handwerkerkosten mehr. Damit solle verhindert werden, dass dieselbe Maßnahme aus öffentlichen Kassen zweimal begünstigt wird. "Man sollte genau durchrechnen, ob man mit dem Förderprogramm oder dem Steuernachlass besser fährt", rät Strötzel.
Fenstermodernisierung am besten nicht als Einzelmaßnahme
Auch wenn die Fenstermodernisierung als Einzelmaßnahme förderungsfähig ist: Der Einbau neuer Fenster sollte am besten zeitgleich mit einer gesamten Fassadendämmung erfolgen. Die modernen High-Tech-Fenster schließen extrem dicht, so dass feuchte Raumluft nicht mehr nach draußen entweichen kann. Bei schlecht isolierten Wänden droht dann Schimmelbildung. In jedem Fall solle man sich vor dem Umrüsten gründlich von einem Fachbetrieb beraten lassen, so der Experten-Rat des VFF.