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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Diese Tricks sollten Hausbesitzer kennen Darum sollten Sie mit der Wärmedämmung warten
Die richtige Heizung ist das eine. Aber noch wichtiger ist eine gute Gebäudedämmung, da sind sich Experten einig. Welche Methoden und Tricks es gibt und weshalb Sie mit dem Dämmen vielleicht besser bis nächstes Jahr warten sollten.
Nun steht der Frühling vor der Tür, doch der nächste Winter kommt bestimmt. Und mit ihm die Frage, wie sich – auch vor dem Hintergrund immer knapper und immer teurer werdender fossiler Brennstoffe – der Heizwärmeverlust in den eigenen vier Wänden minimieren lässt.
Bei der Verbraucherzentrale NRW gehen derzeit mehr Anfragen als sonst ein von Menschen, die ihr Zuhause energetisch sanieren möchten. Christian Handwerk, Experte für energetisches Bauen von der Verbraucherzentrale NRW beantwortet für t-online die wichtigsten Fragen zum Thema.
Wer sollte sein Haus dämmen lassen?
Schauen Sie nach, welchen Wärmeenergiebedarf Ihr Haus hat. Der Wert in Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr gibt Aufschluss über den tatsächlichen Brennstoffverbrauch und ist im Energieausweis als Endenergiebedarf zu finden. Auch mithilfe der Heizrechnung lässt sich dieser Wert bestimmen, man muss dafür den Jahresverbrauch durch die Nutzfläche teilen, die ungefähr das 1,2-fache der Wohnfläche beträgt.
Liegt dieser Wert bei mehr als 100, sollten Sie über eine Wärmedämmung nachdenken. Bei einem Wert ab 120 ist es höchste Zeit für eine Sanierung. Der ideale Energiebedarf liegt bei unter 50 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr, bei Passivhäusern beträgt er gerade mal 15.
Generell wird der Druck auf Hausbesitzer steigen: Die Klimaschutzziele der Bundesregierung sehen vor, dass bis 2045 alle Wohngebäude klimaneutral sind. Zudem plant die EU ab 2030 eine Sanierungspflicht für Gebäude, die besonders viel Energie verbrauchen. Langfristig macht eine Dämmung also für jeden Sinn. Allerdings könnte es sich lohnen, bis nächstes Jahr zu warten.
Hausdämmung: Welche Fördermittel gibt es?
Auch wenn die Fördersätze für Außenwanddämmungen Anfang 2020 verdoppelt wurden, werden Hausdämmungen immer noch relativ gering gefördert: Für eine Sanierung der Außenhülle beispielsweise gibt es vom Staat etwa 20 Prozent der Investitionen zurück, plus fünf Prozent, wenn man vorher einen individuellen Sanierungsfahrplan (iSFP) aufstellen lässt – also insgesamt ein Viertel der Kosten.
Zum Vergleich: Beim Einbau einer bestimmten neuen Heizung oder Solaranlage übernimmt der Staat rund die Hälfte der Kosten. Verbraucherschützer halten das für ein Missverhältnis, da eine gute Isolierung effektiver ist als der Einbau einer neuen Heizung – wenn auch Letzteres natürlich einfacher ist.
Wärmedämmung könnte bald stärker gefördert werden
Verbraucherschützer fordern deshalb, dass die Wärmedämmung bei den Fördermitteln nach vorne gestellt wird und auch die Bundesregierung hat hiervon als Notwendigkeit bereits gesprochen. Im kommenden Jahr werden die Fördermittel neu aufgestellt, und dabei wird erwartet, dass die Dämmung künftig besser bezuschusst wird. Auch wenn Verbraucherschützer grundsätzlich dazu raten, so schnell wie möglich zu dämmen, um so früh wie möglich Energie einzusparen, gilt in diesem Fall: Es kann sich für Verbraucher durchaus auszahlen, bis nächstes Jahr zu warten.
Tipp:
Neben den staatlichen Fördermitteln der KfW für Gebäudedämmung gibt es in einigen Ländern und Kommunen eine zusätzliche Bezuschussung.
Wichtig ist, dass die Fördermittel vor Beginn der Bauarbeiten beantragt werden.
Wärmedämmung: Welche Methode eignet sich?
Wann immer möglich, sollte man Gebäude von außen dämmen. Das ist technisch einfacher und hat ein größeres Energiesparpotenzial. Tipp: Eine Außendämmung führen Sie am besten durch, wenn andere Sanierungsmaßnahmen, etwa ein neuer Anstrich der Fassade, anstehen und das Gebäude bereits eingerüstet ist. So nutzen Sie das Gerüst doppelt.
Eine Innendämmung ist sehr viel aufwendiger, zudem verliert man dabei Wohnfläche. Innen dämmt man üblicherweise mit Dicken von höchstens zehn Zentimetern, viel weniger als außen, wo eine Isolierung auch schon mal 24 Zentimeter dick sein kann. Das Dach ist da eine Ausnahme, ist es ausgebaut, lässt es sich oft gut von innen dämmen. Dabei kann die Dachschräge etwa unter oder zwischen den Sparren isoliert werden. Ist das Dach nicht ausgebaut, empfiehlt sich häufig eine Dämmung der Decke des obersten Geschosses. Aufgelegt von oben, also im Dachboden, liegt die Dämmschicht auf der "kalten" Seite, was physikalisch immer die bessere Variante ist. Außerdem ist diese Maßnahme verhältnismäßig einfach durchzuführen.
Neben der Außen- und Innendämmung gibt es die Kerndämmung, eine günstige und effektive Methode, die allerdings nur dann möglich ist, wenn ein zweischaliges Mauerwerk mit einem Hohlraum vorhanden ist, in den das Dämmmaterial eingeblasen werden kann. Der Hohlraum sollte dabei eine Mindestbreite von etwa vier Zentimetern haben, sonst passiert es zu schnell, dass die Dämmfläche nicht voll ausgefüllt wird und Lücken entstehen, die physikalisch problematisch sind.
Wärmedämmung: Welches Material eignet sich?
Am häufigsten wird erdölbasiertes Styropor (EPS) verwendet, das ein gutes Preisleistungsverhältnis hat. Ebenfalls beliebt sind Glas- und Steinwolle, und auch ökologische Materialien wie Holzfasern, Zellulose oder Hanffaser sind im Kommen. Welches Material zum Einsatz kommt, hängt davon ab, wo und mit welcher Methode gedämmt wird. So ist etwa Zellulose nicht für eine Außendämmung oder eine EPS-Platte nicht für eine Kerndämmung geeignet. Hanffaser ist weniger anfällig für tierische Schädlinge als Holzfaser und Steinwolle bietet einen besseren Brandschutz als EPS – wobei alle Dämmstoffe heute mit einem chemischen Brandschutz versehen sein müssen.
Tipp:
Die Materialkosten stellen bei einer Dämmung keineswegs den Löwenanteil dar. Achten Sie auch darauf, was Bauarbeiten, Gerüst, Verkleidung und weitere anfallende Posten kosten.
Wärmedämmung: Selber machen oder machen lassen?
Bei technisch komplizierten Wärmedämmungen empfiehlt die Verbraucherzentrale NRW, die Arbeiten von Fachleuten durchführen zu lassen. Wärmedämmung ist anfällig für Fehler. So kann sich etwa Schimmel bilden, wenn die Arbeiten nicht sachgemäß durchgeführt werden.
Es gibt jedoch auch Dämmungsmaßnahmen, die man relativ leicht selbst durchführen kann, dazu zählt die Dämmung der Kellerdecke, durch die Sie bis zu 20 Prozent Energie einsparen können.
- Verbraucherzentrale NRW