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Gaspreise steigen: Prognosen und Auswirkungen für Verbraucher


Prognose
Wird Erdgas wirklich immer teurer?

Von t-online, jb

18.12.2024 - 08:13 UhrLesedauer: 3 Min.
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Gasflamme und Heizung (Symbolbild): Welche Faktoren sprechen dafür, dass Gas immer teurer wird, und welche dagegen? (Quelle: IMAGO/imago)
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Heizen mit Erdgas werde immer teurer – so lautet die Prognose vieler Experten. Aber stimmt das wirklich? Und wenn ja, was sind die Gründe? Gibt es günstigere Alternativen?

Aktuell sind in Deutschland die Preise für Erdgas relativ stabil. So zahlen Neukunden nun im Mittel für eine Kilowattstunde (kWh) Erdgas 9,5 Cent – nahezu genauso viel wie vor einer Woche. Gründe dafür sind unter anderem die sinkende Nachfrage sowie die vollen Gasspeicher in Deutschland.

Doch bleibt es weiterhin so ruhig und stabil? Schließlich gab es vor einigen Jahren eine ähnliche Entwicklung: Die Preise lagen stabil bei durchschnittlich 5 Cent/kWh (2021) und stiegen dann im Herbst 2021 innerhalb von zwei Monaten auf 21,4 Cent/kWh. Auslöser war unter anderem die erhöhte Nachfrage Asiens nach Gas. Kurz darauf folgte der Angriff Russlands auf die Ukraine im Februar 2022, der ebenfalls zu einer drastischen Gaspreiserhöhung führte.

Viele Erdgaskunden sind sich daher unsicher, ob der Gaspreis weiterhin so stabil und vergleichsweise niedrig bleibt, oder ob Heizen und Kochen mit Gas bald zum Luxus werden.

CO2-Abschlag erhöht Kosten

Tatsächlich soll der Preis für Erdgas ab 2025 steigen. Grund hierfür ist der CO2-Abschlag. Dieser wird im neuen Jahr von 45 Euro auf 55 Euro/Tonne CO2 erhöht. Somit fallen bei einem Jahresverbrauch von 5.000 kWh 67 Euro (2024: 55 Euro) an CO2-Kosten und für einen Jahresverbrauch von 12.000 kWh 162 Euro (2024: 132 Euro) an.

Die Situation könnte sich im Folgejahr noch verschärfen. Denn ab 2026 dürfen CO2-Zertifikate versteigert werden. Die Preisspanne für 1 Tonne CO2 liegt dann zwischen 55 und 65 Euro. Mit der Einführung eines freien europäischen Emissionshandelssystems im Jahr 2027 könnten die CO2-Abgaben dann noch deutlicher steigen. Wie hoch, ist aktuell noch nicht bekannt.

Vertreter des Internationalen Währungsfonds (IWF) streben zudem an, die CO2-Abgabe bis 2030 auf mindestens 71 Euro/t CO2 (75 US-Dollar/t CO2) zu erhöhen. Wissenschaftler fordern hingegen eine Anhebung auf bis zu 152 Euro/t CO2 (160 US-Dollar/t CO2).

Ist Biogas eine Lösung?

Der Erdgaspreis wird demnach stetig ansteigen. Das wiederum könnte viele Privathaushalte dazu bewegen, ihre Gasheizung mit klimaneutralem und mit ökologischem Gas, also Biogas, zu betreiben. Schließlich müssten hierfür keine CO2-Steuern gezahlt werden, oder?

Das stimmt leider nicht. Denn auch für Biogas wird die Steuer fällig. Grund ist, dass die Gasanbieter meist kein reines, also echtes Biogas anbieten (können). Häufig vermengen sie es mit Erdgas. Nur wenn der Erzeuger belegen kann, dass sein Gas nachhaltig produziert wurde – also aus der Vergärung von Bioabfällen –, muss die CO2-Abgabe nicht gezahlt werden.

Netzentgelte steigen 2025

Ein weiterer Fakt, der zu einem Anstieg der Erdgaspreise führt: 2025 erhöhen die meisten Netzbetreiber ihre Netzentgelte um über 20 Prozent (Details dazu hier). Wie hoch die Erhöhungen ausfallen, können die Betreiber selbst bestimmen. Denn die Netzentgelte sind gesetzlich nicht geregelt. Der Grund: Sie hängen von den Kosten des jeweiligen Netzgebiets und dem jeweiligen Gasabsatz in diesem Gebiet ab, erklärt die Bundesnetzagentur (BNetzA). Allerdings kontrolliert die BNetzA die Entgelte, um eine Angemessenheit und Diskriminierungsfreiheit zu gewährleisten.

Experten gehen davon aus, dass es aufgrund der steigenden Gebühren und Steuern immer weniger Erdgas-Abnehmer geben wird. Das wiederum hat zur Folge, dass die Netzentgelte, die für die Nutzung der Gasinfrastruktur anfallen, auf immer weniger Abnehmer verteilt werden müssen. Die Folge: Die Netzentgelte steigen noch stärker als bisher. Und zwar innerhalb kürzerer Zeiträume. Diese Lockerung der Netzentgelt-Vorgaben soll bewirken, dass Gasnetzbetreiber akut reagieren und die Kosten für ihre Investitionen schneller wieder hereinholen können.

Wie entwickeln sich die Gaspreise weiter?

Langfristig gesehen haben Gasheizungen, die mit Erdgas betrieben werden, keine Zukunft. Denn die Politik sieht vor, verstärkt auf erneuerbare Energien zu setzen und von Gas und Öl wegzukommen. Das verdeutlicht nicht nur das Verbot von Gasheizungen ab 2045. Ein weiteres Indiz ist, dass immer mehr Stadtwerke ihr Gasnetz abschalten oder die Infrastruktur künftig nur noch für den Transport von Wasserstoff nutzen möchten.

Spricht auch etwas für einen Fall der Gaspreise?

Bis vor einigen Jahren war der Gaspreis an den Ölpreis gebunden. Das heißt, dass Erdgas immer dann teurer wurde, wenn auch der Preis für Erdöl stieg – und umgekehrt. Inzwischen wurden beide Rohstoffe entkoppelt. Das wiederum bedeutet, dass der Preis für Erdgas nicht automatisch mit dem für Erdöl sinkt. Somit ist ein sinkender Preis für Erdgas auf dem Großhandelsmarkt sehr unwahrscheinlich. Viel wahrscheinlicher – wenn auch nur in einem sehr geringen Maße – wäre ein drastischer Anstieg innerhalb kürzester Zeit, wie zuletzt 2021. So oder so wird Heizen und Kochen mit Gas also langfristig gesehen zum Luxus.

Verwendete Quellen
  • dw.de "Warum wird Gas immer teurer?"
  • ey.com "CO2-Preisentwicklung im EU ETS"
  • finanztip.de "Gaspreis Entwicklung"
  • handelsblatt.com "Was kostet die Kilowattstunde Gas?"
  • co2online.de "Co2-Preis"
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