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Geburt: Was bei einem Kaiserschnitt auf Frauen zukommt


Der zweitbeste Weg zur Geburt
Was bei einem Kaiserschnitt auf Frauen zukommt

Von dpa
Aktualisiert am 04.01.2020Lesedauer: 3 Min.
Babybauch: Frauen müssen nach einem Kaiserschnitt mit Schmerzen rechnen.Vergrößern des Bildes
Babybauch: Frauen müssen nach einem Kaiserschnitt mit Schmerzen rechnen. (Quelle: Mascha Brichta/dpa)

30,5 Prozent – fast jede dritte Schwangere in Deutschland entbindet heute per Kaiserschnitt. Das geht aus Zahlen des Statistischen Bundesamts hervor. Zu viel, sagen einige Experten. Weil der Kaiserschnitt gefährlich ist?

"Kaiserschnitt ist wie ein Medikament", sagt Prof. Frank Reister. "Es braucht eine Indikation, eine Dosierung, es hat Nebenwirkungen. Und jetzt gerade ist es gesamtgesellschaftlich klar überdosiert", erklärt der Leiter der Sektion Geburtshilfe an der Universitäts-Frauenklinik Ulm. Allerdings sind die Nebenwirkungen nicht so schlimm, wie oft zu hören ist. "Viele Sorgen, die es früher rund um den Kaiserschnitt gab, sind heute unbegründet", sagt Reister.

Schnitttechnik hat sich geändert

Geändert hat sich vor allem die Schnitttechnik: Vor 20 oder 30 Jahren wurde beim Kaiserschnitt noch längs und in den Korpus der Gebärmutter geschnitten. "Die Narbe ist dann unter der nächsten Geburt, aber auch vorher in der Schwangerschaft, erheblich belastet", sagt Reister. Entsprechend hoch war das Risiko einer Ruptur – eines Risses.

Diese Gefahr besteht heute kaum noch, wenn Frauen nach einem Kaiserschnitt erneut schwanger werden. Denn Ärzte öffnen die Gebärmutter heute quer am sogenannten Isthmus, dem Übergang zwischen Körper und Hals des Organs. "An der Stelle ist die Belastung vor und unter der Geburt deutlich geringer", sagt Reister. Selbst während der Geburt passiere eine Ruptur damit nur noch in einem von 200 Fällen.

Gibt es Probleme mit der Wundheilung?

Die neue Technik ist auch einer der Gründe dafür, warum der Kaiserschnitt für die Zeit unmittelbar nach der Geburt kaum noch ein Problem darstellt. "Vor 20 Jahren war der Kaiserschnitt noch ganz anders als heute – da durften die Frauen nichts essen, es gab viele Infusionen", erzählt Prof. Franz Kainer, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Perinatale Medizin (DGPM).

Das sei heute anders. Denn natürlich müssten Frauen nach einem Kaiserschnitt mit Schmerzen rechnen. "Und bei uns bleiben die Frauen drei bis vier Tage im Krankenhaus, also ein bis zwei Tage mehr als nach der regulären Geburt", so Kainer. Und auch Reister sagt: Im Grunde ist richtige körperliche Schonung nach einem Kaiserschnitt kaum nötig. "Ernsthafte Probleme mit der Wundheilung sind heute extrem selten."

Frauen sollten mit der zweiten Schwangerschaft warten

Eins sollten Frauen nach einem Kaiserschnitt allerdings nicht: sofort wieder schwanger werden. Mindestens drei Monate Pause empfiehlt Reister nach der Geburt, besser sogar ein Jahr. Und darf es dann bei der nächsten Schwangerschaft noch ein Kaiserschnitt sein? Ja, sagen Experten: Natürlich vernarbt das Gewebe dadurch immer mehr. "Wenn das gut verheilt, sieht das aber nach zwei oder drei Kaiserschnitten nicht anders aus als nach einem", sagt Kainer. "Man muss aber im Auge behalten, dass damit immer das Risiko von Komplikationen bei der nächsten Schwangerschaft steigt", so der Experte weiter.

So kann es nach einem Kaiserschnitt zum Beispiel passieren, dass sich die Plazenta bei der folgenden Schwangerschaft im Gewebe der Narbe einnistet. "In solchen Fällen muss auf jeden Fall noch ein Kaiserschnitt gemacht werden, oft sind das dann relativ riskante und komplizierte Eingriffe", erklärt Kainer. "Davon gab es in den vergangenen Jahren immer mehr, weil die Kaiserschnittrate insgesamt gestiegen ist."


Das ist einer der Gründe, warum viele Experten noch immer sagen: Ein Kaiserschnitt ist nur der zweitbeste Weg zur Geburt – weniger wären besser, allen gesunkenen Risiken zum Trotz. Mehr Hebammen seien zum Beispiel nötig, bessere ärztliche Versorgung generell, "damit man für jede Frau ihren optimalen Geburtsweg findet. Die Kaiserschnittrate sinkt dann automatisch", sagt Reister.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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