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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Gute Wundheilung Darf man Blasen aufstechen oder nicht?
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Blasen am Fuß sind schmerzhaft und störend. Groß ist die Verlockung, sie aufzustechen. Doch ist das wirklich eine gute Idee?
Beim Sport, nach einer langen Wanderung oder in einem neuen Paar Schuhe: Reibt es an der Haut, entstehen Blasen. Damit sie gut verheilen können und sich nicht entzünden, kann man ein paar Tipps beherzigen. Auf das Aufstechen sollte man verzichten. Warum, das verrät ein Dermatologe.
Die häufigsten Ursachen für Blasen am Fuß
Blasen am Fuß entstehen durch Druck, Reibung oder Feuchtigkeit. Ein neues Paar Schuhe, ungewohnt lange Gehstrecken, faltenwerfende Socken, aber auch Schwitzen im Schuh gehören zu den häufigsten Blasenursachen. Blasen an Ferse, Zehen oder Ballen sind oftmals sehr schmerzhaft und machen das Gehen unangenehm. Doch sie haben eine wichtige Funktion.
"Blasenbildung ist eine natürliche Schutzfunktion des Körpers. Sie nimmt den Druck von der betroffenen Hautstelle und wirkt zugleich wie ein Pflaster. Die Blase schützt die darunterliegende Haut vor Keimen und Schmutz", erklärt Dr. Christoph Liebich, Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten der Hautarztpraxis Dermazent in München.
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Zur Person
Dr. med. Christoph Liebich ist Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten mit eigener Praxis in München und Medienexperte des Berufsverbands der Deutschen Dermatologen e. V. (BVDD).
Wie entstehen Blasen am Fuß?
Die Haut besteht aus drei Schichten:
- oberste Schicht: Oberhaut (Epidermis)
- mittlere Schicht: Lederhaut (Dermis)
- untere Schicht: Unterhaut (Subcutis)
Ist die Haut an einer Stelle andauernder Reibung oder Druck ausgesetzt, lösen sich diese Hautschichten voneinander. In dem neu entstandenen Hohlraum bildet sich Wundflüssigkeit und die Blase wird sichtbar – und spürbar. Je tiefer die Blase in die Haut reicht, desto scherzhafter ist sie. Manche tiefen Blasen sind sogar mit Blut gefüllt.
Blasen aufstechen? Besser nicht
Blasen an den Füßen sind häufiger als an den Händen. Die Hände sind vor allem dann betroffen, wenn man ungewohnte handwerkliche Tätigkeiten ausführt oder nach einem langen Winter im Garten erstmals wieder die Heckenschere in die Hand nimmt. Oftmals sind Blasen auch die Folge einer Verbrennung, etwa am Backofen oder Bügeleisen. Schmerzhaft und störend sind sie sowohl am Fuß als auch an der Hand. Aufstechen sollte man sie aber nicht.
"Mit dem Öffnen der Blase geht ihre Schutzfunktion verloren. Die Wundflüssigkeit, welche die Wunde feucht hält und vor weiteren Schäden schützt, fließt ab. Die wunde Hautstelle ist nicht mehr vor Reibung geschützt. Außerdem können Keime in die 'Hauttasche' gelangen. Das Risiko für Infektionen steigt, da sich die Erreger darin gut vermehren können", sagt Liebich.
Wie Blasen richtig behandeln?
Sofern möglich, sollte man das Schuhwerk wechseln und auch in den Tagen der Heilung zu bequemen Schuhen greifen. Im Sommer sind Sandalen gut geeignet, welche die betroffene Hautstelle freilassen. Über die Blase klebt man am besten ein weiches Pflaster. Es gibt spezielle Blasenpflaster, die ein schützendes Gelposter bilden und zudem überschüssige Flüssigkeit aufnehmen, etwa mit Hydrokolloiden. Das schützt die Haut vor weiterer Belastung.
"Ist die Blase durch Druck und Reibung von selbst aufgegangen, sollten Sie diese mit klarem Wasser abspülen, desinfizieren und mit einem sterilen Pflaster abdecken. Wechseln Sie das Pflaster regelmäßig, um die Bildung möglicher Keime einzudämmen. Entfernen Sie keinesfalls die Haut über der Blase, um eine größere Verletzung zu vermeiden", rät Liebich.
Blasen vorbeugen – was kann man tun?
Wer neue Schuhe gekauft hat, kann sie in kleinen Etappen einlaufen. So können sich die Füße an die neue Passform gewöhnen. Auch das Material kann weicher werden und sich dehnen. Generell sollte man darauf achten, dass Schuhe gut sitzen: Sie sollten an der Ferse einen festen Sitz haben. Die Füße dürfen darin nicht hin und her rutschen. Auch brauchen die Fußzehen ausreichend Platz, um vor Reibung geschützt zu sein.
Die Socken sollten passen und nicht zu groß sein. Baumwollsocken nehmen Schweiß gut auf und unterstützen ein angenehmes Fußklima. Synthetiksocken wie auch Schuhe aus synthetischem Material hingegen fördern Schwitzen im Schuh. Längere Wanderungen und Spaziergänge am besten mit bewährten Schuhen genießen.
Tipp für Frauen: Auf Feiern und Festen, auf denen gerne Pumps & Co. getragen werden, kann es hilfreich sein, neben einem Blasenpflaster auch ein Paar bequeme Schuhe zum Wechseln mit dabeizuhaben – sei es im Auto oder in einer größeren Handtasche. So lässt sich auch zu später Stunde noch unbeschwert das Tanzbein schwingen.
Hausmittel bei Blasen – sinnvoll oder nicht?
Manche Menschen schwören auf Hausmittel gegen Blasen an den Füßen. Beliebt sind beispielsweise Öle wie Kokosöl und Olivenöl, aber auch Wachse wie Bienenwachs oder Sheabutter. Aloe-Vera-Gel, Vaseline, Zinksalbe und Teebaumöl finden ebenfalls Anwendung. Ist die Blase geschlossen, ist dem Experten zufolge in der Regel nichts gegen die Pflege mit einer Wundsalbe, Vaseline oder einem Öl oder Wachs einzuwenden. Auch feuchtigkeitsspendendes Aloe-Vera-Gel und wundheilungsfördernde Zinksalbe könne man versuchen.
"Bei offenen Blasen hingegen ist Vorsicht geboten. Dann können Salben und Öle unter Umständen das Infektionsrisiko erhöhen. Hier ist ein Blasenpflaster das Mittel der Wahl. Von ätherischen Ölen wie Teebaumöl rate ich eher ab. Diese sind aggressiv und können die Haut stark reizen und den Schmerz verschlimmern", so Liebich.
Wann mit einer Blase zum Arzt?
Einen Arzt sollte man mit einer Blase am Fuß oder an der Hand aufsuchen, wenn:
- die Haut stark verletzt ist.
- die Blase stark schmerzt.
- Hinweise auf eine Infektion bestehen, etwa Rötung, Erwärmung oder Austritt von Eiter.
- rote Streifen in der Umgebung der Wunde sichtbar werden – was auf eine Blutvergiftung hindeutet.
- die Blase nach wenigen Tagen nicht abheilt.
- die Blase verschmutzt ist, beispielsweise durch Erde.
"Ist die Verletzung ausgeprägt oder die Blase nicht hygienisch versorgt, können sich Erreger leicht vermehren. Schaffen es die Abwehrzellen des Immunsystems nicht, die Keimbesiedelung einzudämmen, infiziert sich die Blase. Eine infizierte Wunde sollte immer ärztlich versorgt werden", sagt Liebich. "Bei verschmutzten Wunden sollten Sie außerdem abklären, ob Ihre Tetanusimpfung noch Schutz bietet oder ob eine Auffrischungsimpfung gegen Wundstarrkrampf notwendig ist."
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Interview mit Dr. Christoph Liebich, Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten (Stand: Februar 2025)
- infektionsschutz.de: "Eintrittspforte für Erreger". Online-Information der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). (Stand: Aufgerufen am 14. Februar 2025)
- oekotest.de: "Blase am Fuß: So heilen Blasen schnell wieder ab – oder tauchen gar nicht erst auf". Online-Information des Verbrauchermagazins Öko-Test. (Stand: 30. April 2024)
- gesundheit.gv.at: "Wunden und Wundversorgung". Online-Information des öffentlichen Gesundheitsportals Österreichs. (Stand: 15. Juni 2023)
- gesundheitsinformation.de: "Wie funktioniert die Haut?". Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). (Stand: 23. Februar 2022)