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Was Lärm mit dem Gehör macht: Hörsturz, Schwerhörigkeit und Co.


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Nicht nur Tinnitus droht
Was Lärm mit unseren Ohren macht


Aktualisiert am 16.09.2024Lesedauer: 3 Min.
Mann mit Ohrenschmerzen: Wenn die Ohren über einen längeren Zeitraum Lärm ausgesetzt sind, kann dies dem Hörvermögen schaden. Dabei spielt die Lautstärke keine besondere Rolle.Vergrößern des Bildes
Wenn die Ohren über einen längeren Zeitraum Lärm ausgesetzt sind, kann dies dem Hörvermögen schaden. Dabei spielt die Lautstärke keine besondere Rolle. (Quelle: Aleksej Sarifulin/getty-images-bilder)
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Zu viel Lärm wirkt sich nicht nur auf die Psyche aus, sondern auch auf die Ohren. Welche Schäden übermäßige Beschallung verursacht.

Bei einem Tinnitus leiden Betroffene unter störenden Ohrgeräuschen wie Summen oder Pfeifen. Auslöser für die Geräusche im Ohr können langanhaltender Lärm oder Ohrenerkrankungen sein. Wir erklären, was Lärm so gefährlich für die Ohren macht und wie Sie Ihr Hörvermögen schützen können.

Wie funktioniert Hören?

Das Ohr besteht aus der Ohrmuschel (äußeres Ohr), dem Trommelfell und der Paukenhöhle mit Gehörknöchelchen (Mittelohr) sowie der Schnecke und dem Gleichgewichtsorgan (Innenohr). Die Ohrmuschel nimmt Schallwellen auf und leitet diese an das Trommelfell weiter.

Dieses gerät in Schwingung und überträgt die Impulse an das Gehörknöchelchen im Mittelohr. Von dort gelangen die Schwingungen ins Innenohr zur spiralförmigen Hörschnecke. Sie ist mit Flüssigkeit gefüllt sowie mit feinen Flimmerhärchen, den Haarsinneszellen, ausgekleidet. Diese Härchen wandeln die Schwingungen in Nervensignale um, welche an das Gehirn weitergeleitet werden.

Wie laut ist zu laut?

Laute Musik, lärmintensive Berufsarbeit, Straßen- und Baustellenlärm, laute Konzerte: Die Ohren müssen eine Menge aushalten. Wird das Gehör permanent überbeansprucht, droht eine Hörminderung. Geräuschpegel über 120 Dezibel und Impulse über 140 Dezibel können das Gehör sogar sofort und unwiderruflich schädigen. Auch Geräusche ab 85 Dezibel, etwa als Musik in hoher Zimmerlautstärke, können bei längerem Hören das Gehör schädigen. Im Vergleich: Ein Gespräch wird bei etwa 60 Dezibel geführt.

Angaben des Deutschen Schwerhörigenbundes e. V. zufolge ist ein Schallpegel von 88 Dezibel für vier Stunden am Tag gefahrlos hinnehmbar. Der Schallpegel eines lauten Konzerts mit 100 Dezibel hingegen werde nur noch maximal 15 Minuten am Tag gefahrlos überstanden.

Was macht Lärm mit den Ohren?

Übersteigt der Geräuschpegel die hinnehmbare Schwelle, sterben Haarsinneszellen im Ohr ab. Je mehr dieser Zellen zerstört sind, desto schlechter hören wir. Die Haarzellen im Ohr wachsen nicht wieder nach und können sich auch nicht regenerieren.

"Die Ohren sind ein sensibles Organ. Werden die Ohren permanent überbeansprucht, drohen Hörschäden. Entscheidend ist dabei nicht allein die Lautstärke, sondern auch die Dauer und Häufigkeit der Lärmeinwirkung", sagt Professor Gerhard Hesse, Chefarzt der Tinnitus-Klinik Dr. Hesse in Bad Arolsen und Sprecher des Fachlichen Beirats der Deutschen Tinnitus-Liga e. V. (DTL).

Schwerhörigkeit: Lärm bedeutender als das Alter

Viele gehen davon aus, dass Schwerhörigkeit im Alter aufgrund von altersbedingten Abbauprozessen normal ist. Doch Schwerhörigkeit gehört nicht automatisch zum Alter dazu. "Nicht das Altern spielt bei Schwerhörigkeit die größte Rolle, sondern Lärm. Ein geschontes Ohr ohne erbliche Vorbelastung kann bis ins hohe Alter hören", betont Hesse.

"Je mehr Lärm im Laufe des Lebens in die Ohren dringt, desto schlechter ist das Hörvermögen im Alter. Und desto größer ist das Risiko für Tinnitus oder einen Hörsturz. Auch nimmt Schwerhörigkeit im Alter zu, weil die Menschen immer älter werden und damit auch die Gesamtlebenslärmsumme steigt."

(Quelle: Privat)

Zur Person

Professor Dr. med. habil. Gerhard Hesse ist Chefarzt der Tinnitus-Klinik Dr. Hesse in Bad Arolsen und Sprecher des Fachlichen Beirats der Deutschen Tinnitus-Liga e. V. (DTL).

Erst die Schwerhörigkeit, dann der Tinnitus

Sehr oft ist ein Tinnitus die Folge von Lärm, der die Sinneszellen der Hörschnecke schädigt. Laut dem Ohrenexperten ist Tinnitus bei über 90 Prozent der Betroffenen auf Schwerhörigkeit zurückzuführen. "Wer Geräusche im Ohr hat, bei dem liegt mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Hörminderung vor", erklärt Hesse.

"Neben geschädigten Haarzellen werden auch fehlgeschaltete Nervenbahnen, die falsche Signale an das Hirn weitergeben, sowie Störungen des Hörzentrums als Tinnitus-Ursachen angenommen. Oft geht einem Tinnitus auch ein Hörsturz voraus. Manchmal ist kein Auslöser erkennbar."

Tinnitus betrifft viele Menschen. Laut der Deutschen Tinnitus-Liga e. V. hat jeder vierte Deutsche Ohrgeräusche vorübergehend schon einmal wahrgenommen. Halten die Ohrgeräusche länger als drei Monate an, liegt ein chronischer Tinnitus vor. In Deutschland leiden etwa 1,5 Millionen Menschen unter mittelgradigem bis unerträglichem Tinnitus. Viele Betroffene sind durch die intensiven Geräusche im Ohr in ihrem Leben stark beeinträchtigt: Schlaf und Konzentration leiden, die Psyche ist stark belastet, man wird "dünnhäutiger".

Hörsturz durch Lärm?

Bei einem Hörsturz treten plötzlich einseitige Hörprobleme bis hin zum Hörverlust auf. Die Betroffenen verspüren ein dumpfes Gefühl "wie Watte im Ohr". Oftmals treten zusätzlich Ohrgeräusche sowie Schwindel auf. Häufig normalisiert sich das Gehör nach wenigen Stunden wieder. Ist das nicht der Fall, sollte ein Termin beim Hals-Nasen-Ohrenarzt vereinbart werden.

"Die genauen Ursachen für einen Hörsturz sind nicht abschließend geklärt", sagt der Ohrenexperte. "Diskutiert werden unter anderem Lärm, Virusinfekte, Autoimmunprozesse sowie negative Belastungen wie Stress, Wut, Trauer und Ärger. Bei vielen Betroffenen bleibt der Auslöser unklar."

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Ohrgeräusche, Ohrensausen oder Ohrenklingeln. Was ist Tinnitus? Online-Information der Deutschen Tinnitus-Liga e. V. (Stand: Aufgerufen am 31. Mai 2022)
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