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Rheumaschub: Auslöser erkennen und Behandlung


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Überaktives Immunsystem
Rheumaschübe: Was dahintersteckt und wie Betroffene richtig reagieren


Aktualisiert am 19.12.2024Lesedauer: 4 Min.
Ältere Frau hat einen Rheumaschub im Knie: Bleiben durch Rheuma bedingte Entzündungen unbehandelt, können bei Betroffenen bleibende Schäden entstehen.Vergrößern des Bildes
Bleiben durch Rheuma bedingte Entzündungen unbehandelt, können bei Betroffenen bleibende Schäden entstehen. (Quelle: ljubaphoto/getty-images-bilder)
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Plötzlich werden die Gelenke steifer und die Schmerzen nehmen zu, Fieber und Erschöpfung können auftreten: Betroffene einer rheumatischen Erkrankung spüren meist sofort, wenn sich ein Schub ankündigt und Entzündungsreaktionen in Gelenken und Körper wüten.

Die genauen Ursachen für Rheumaschübe bleiben oft unbekannt. Allerdings gibt es bestimmte Trigger, die Erkrankte meiden sollten. Erfahren Sie hier, was bei einem Rheumaschub im Körper passiert, was im Akutfall zu tun ist und welche Vorbeugemaßnahmen es gibt.

Was ist ein Rheumaschub?

Rheumaschübe können sowohl bei chronisch-entzündlichen immunologischen rheumatischen Erkrankungen (beispielsweise rheumatoide Arthritis, Psoriasis Arthritis oder Morbus Bechterew) auftreten als auch bei einer degenerativ-rheumatischen Erkrankungen ("aktivierte" Arthrose). Während sich ein Schub einer Arthrose lokal an dem Gelenk selbst zeigt, unter anderem durch Morgensteifigkeit, Schwellung, Rötung, verstärkte Schmerzen, Überwärmung und Bewegungseinschränkung, betrifft ein Rheumaschub einer chronisch-entzündlichen immunologischen Rheumakrankheit praktisch immer den gesamten Körper.

Das heißt: Zusätzlich zu Gelenkbeschwerden können unter anderem Fieber, starke Erschöpfung, extreme Müdigkeit ("fatigue"), Nachtschweiß und Appetitlosigkeit auftreten. Im Blut lassen sich meist erhöhte Entzündungswerte nachweisen.

"Für die Betroffenen ist bereits die Erkrankung selbst eine Belastung. Eine akute Schub-Situation verschlechtert das Allgemeinbefinden und die Lebensqualität noch einmal deutlich", erklärt Professor Stefan Rehart, Chefarzt der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie am Agaplesion Markus-Krankenhaus in Frankfurt am Main sowie medizinischer Berater der Deutschen Rheuma-Liga Bundesverband e. V. "Ein Rheumaschub ist wie eine Stopp-Taste im Alltag. Häufig geht dann überhaupt nichts mehr."

Was passiert im Körper?

Ein Rheumaschub ist eine Phase erhöhter Krankheitsaktivität. Die Symptome der rheumatischen Erkrankung nehmen plötzlich um ein Vielfaches zu. Befunde, die sich durch eine gut eingestellte Therapie längst verbessert haben, können wieder aufflammen – und es können neue Symptome hinzukommen. Ein Schub kann mehrere Tage, Wochen, aber auch Monate andauern. Neben den Gelenken sind bei immunologischer Beteiligung verschiedene Gewebe entzündet, welche der Körper im Rahmen der plötzlich überschießenden Abwehrreaktion fälschlicherweise angreift.

Muskeln und Schleimhäute können ebenso befallen werden wie innere Organe, etwa Herz, Lunge, Magen, Darm und Nieren. Sogar das Gehirn kann betroffen sein. Dann sind kognitive Leistungseinschränkungen möglich. Die Schübe können den gesamten Körper betreffen – sie sind systemisch – und sich in ihrem Auftreten immer wieder wandeln. Für die Betroffenen ist es eine extrem belastende Situation, nicht zu wissen, an welchen Körperbereichen sich der nächste Schub lokalisiert.

Bilden sich Schäden wieder zurück?

Die plötzliche Überaktivität des Immunsystems ist mit einer erhöhten Krankheitsaktivität und einer Verschlechterung der Beschwerden verknüpft. Im Körper wüten Entzündungsprozesse, die unbehandelt zu bleibenden Schäden führen können. "Die Symptome eines Rheumaschubs können ganz unterschiedlich sein, je nachdem, wo die Entzündungen aufflammen", sagt Rehart.

"Wird medizinisch rasch reagiert, bilden sich die körperlichen Beschwerden in der Regel wieder zurück und es kommt nicht zu bleibenden Schäden an Gelenken und Geweben. Ohne entsprechende Therapie kann es jedoch zu einer dauerhaften Verschlechterung der rheumatischen Erkrankung kommen."

Gibt es Trigger für Rheumaschübe?

Nicht immer lässt sich eine bestimmte Ursache für einen Rheumaschub finden. Oftmals wird das Immunsystem ohne ersichtlichen Grund überaktiv und attackiert eigenes Gewebe, Gelenke und Knochen. Allerdings sind Faktoren bekannt, die einen Schub begünstigen können. Mediziner sprechen von sogenannten "Triggern". Zwei bedeutende Trigger sind laut dem Rheumaexperten Stress und Rauchen. Doch auch wechselnde Wetterbedingungen, belastende Situationen im beruflichen und / oder familiären Bereich, schlechter Schlaf, Schichtarbeit, Impfungen, Verletzungen und Infekte können einen Rheumaschub verursachen.

"Was viele unterschätzen: Wenn Rheumamedikamente ohne Absprache mit dem Arzt geringer dosiert oder gar abgesetzt werden, kann das einen neuen Schub auslösen", sagt Rehart. "Auch Impfungen sind als Rheuma-Trigger bekannt. Da Impfungen das Immunsystem aktivieren, sollten Rheumapatientinnen und -patienten sich in einer ruhigen Lebenslage impfen lassen und sich die Tage davor und danach viel Ruhe gönnen."

(Quelle: Privat)

Prof. Dr. med. Dr. med. habil. Stefan Rehart ist Chefarzt der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie am Agaplesion Markus-Krankenhaus in Frankfurt am Main sowie medizinischer Berater der Deutschen Rheuma-Liga Bundesverband e. V. Der Experte ist auf das Fachgebiet Orthopädische Rheumatologie spezialisiert.

Behandlung: Die richtige Therapie bei Rheumaschüben

Rheuma-Betroffene, die merken, dass sich ein Schub ankündigt, sollten umgehend Kontakt mit ihrem behandelnden Rheumatologen oder ihrer Rheumatologin aufnehmen. Ein Schub kann darauf hindeuten, dass die Medikation nicht mehr richtig passt oder für die Entzündungssituation nicht hoch genug dosiert ist oder der Körper sogar eine Resistenz gegen die eingesetzten Wirkstoffe entwickelt hat. Um den Schub einzudämmen, kann daher eine Anpassung der Medikamente notwendig sein. Möglicherweise muss die Dosis erhöht oder ein anderes Medikament ergänzend verabreicht werden. Das Ziel der Schub-Behandlung ist es, die Symptome zu lindern und ein rasches Abklingen des Schubs zu erreichen.

"Als Akutmittel bei einem Rheumaschub kann eine Kortisonstoß-Therapie verordnet werden. Kortison bekämpft die akuten Entzündungsprozesse und dämpft die Aktivität des Immunsystems", erklärt der Rheumaexperte. "Nach 10 bis 14 Tagen sollte das Kortison langsam wieder ausgeschlichen und dann abgesetzt werden. Zum einen, weil die Basismedikamente dann wahrscheinlich wieder wirken und zum anderen, weil bei einer längerfristigen Anwendung von Kortison unerwünschte Nebenwirkungen auftreten können."

Rheumaschüben vorbeugen: Das können Sie selbst tun

Es gibt einige Möglichkeiten, das Risiko für das Auftreten erneuter Rheumaschübe zu senken. Dabei spielt der Lebensstil eine bedeutende Rolle:

  • Rauchen Sie nicht.
  • Trinken Sie Alkohol nur in Maßen – besser: Verzichten Sie ganz.
  • Achten Sie auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung. Dies ist für die Gesundheit im Allgemeinen wichtig.
  • Essen Sie nur selten fettreiche tierische Lebensmittel wie Braten, Schmalz oder fetten Käse. Besser geeignet sind magere Tierprodukte wie Hühnerbrust, magere Milchprodukte und Fisch.
  • Achten Sie auf ein normales Gewicht (BMI zwischen 20 und 25).
  • Bewegen Sie sich ausreichend, am besten an der frischen Luft. Bewegung stärkt Körper und Psyche, aktiviert den Knochenstoffwechsel und baut Stress ab.
  • Versuchen Sie, mit Entspannungstechniken wie Yoga, Meditation, Autogenem Training und Ähnlichem den Umgang mit Belastungssituationen zu verbessern.
  • Achten Sie auf ausreichend Ruhephasen und einen guten Schlaf.

"Meiden Sie potenzielle Schubauslöser, soweit es geht. Und achten Sie darauf, Ihre Medikamente konsequent einzunehmen. Verändern Sie nicht eigenmächtig die Dosierung, sondern halten Sie Rücksprache mit Ihrem behandelnden Arzt oder Ihrer Ärztin, wenn Sie das Gefühl haben, medikamentös nicht gut eingestellt zu sein", rät Rehart. "Lassen Sie zudem immer wieder mal Ihren Vitamin-D-Spiegel untersuchen. Vitamin-D-Mangel wird als Schubauslöser diskutiert. Und lassen Sie auch die Knochendichte messen. Rheuma-Betroffene haben ein erhöhtes Osteoporose-Risiko."

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Interview
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