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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Einteilung nach Schweregrad Was bei einer Niereninsuffizienz die Stadien verraten
Fachleute unterteilen die Niereninsuffizienz in mehrere Stadien. Wonach sich die Einteilung richtet, wozu sie dient und was die einzelnen Stadien bedeuten.
Bei einer Niereninsuffizienz, auch Nierenschwäche genannt, verschlechtert sich die Nierenfunktion plötzlich (akut) oder langsam fortschreitend (chronisch). Das kann die Gesundheit massiv beeinträchtigen und im Extremfall lebensbedrohlich sein.
Denn neben ihrer Hauptfunktion, das Blut zu filtern und den Körper zu entgiften, erfüllen die Nieren noch weitere wichtige Aufgaben: Dazu zählen die Regulierung des Wasser- und Elektrolythaushalts sowie des Blutdrucks, die Bildung roter Blutkörperchen und die Herstellung von Vitamin D. Eine Niereninsuffizienz wirkt sich also auf viele Körperfunktionen aus.
Das Risiko ist umso höher, je fortgeschrittener die Niereninsuffizienz ist. In späten Stadien drohen ein völliges Nierenversagen und Herz-Kreislauf-Komplikationen (wie Herzinfarkt oder Schlaganfall). Helfen kann dagegen nur eine ärztliche Behandlung, die an den jeweiligen Schweregrad der Nierenschwäche angepasst ist.
Um den Schweregrad einer Niereninsuffizienz und so deren Stadium festzustellen, sind verschiedene Untersuchungen nötig. Dabei lässt die Ärztin oder der Arzt beispielsweise
- bestimmte Blutwerte (wie Harnstoff und Kreatinin) bestimmen,
- den Urin auf Inhaltsstoffe prüfen, die dort normalerweise nicht vorhanden sind (wie Eiweiß), und/oder
- die ausgeschiedene Urinmenge messen.
Je nachdem, ob es sich um eine akute oder eine chronische Niereninsuffizienz handelt, stützt sich die Einteilung in Stadien auf unterschiedliche Werte. Am häufigsten kommt dabei die sogenannte KDIGO-Klassifikation zum Einsatz. (KDIGO ist eine gemeinnützige Organisation, die das Ziel verfolgt, die medizinische Versorgung und Behandlung von Menschen mit Nierenerkrankungen zu verbessern.) Danach sind
- für die Einteilung der akuten Niereninsuffizienz der im Blutserum gemessene Kreatininwert und die Urinausscheidung ausschlaggebend.
- bei der chronischen Niereninsuffizienz die Stadien definiert durch die Filtrationsleistung der Nieren (angegeben als glomeruläre Filtrationsrate, GFR) und die Ausscheidung eines Eiweißes namens Albumin.
Akute Niereninsuffizienz und Kreatinin
Eine akute Niereninsuffizienz ist dadurch gekennzeichnet, dass plötzlich die Urinausscheidung verringert und/oder der Kreatininwert im Blut (Serumkreatinin) erhöht ist. Manchmal zeigt sich eine akute Nierenschwäche auch nur durch einen Anstieg des Kreatininwertes.
Kreatinin entsteht im Körper als Abfallprodukt des Stoffwechsels und wird normalerweise zusammen mit anderen Abfall- und sonstigen Schadstoffen über den Urin ausgeschieden. Bei einer Niereninsuffizienz ist die Ausscheidungsfunktion der Nieren jedoch gestört, sodass sich die Stoffe im Blut ansammeln.
Das Serumkreatinin erlaubt also Rückschlüsse auf die Nierenfunktion beziehungsweise auf die glomeruläre Filtrationsrate (GFR): Das ist die Menge an Primärharn (der Vorstufe des Urins), die sich innerhalb eines bestimmten Zeitraums durch Filtration des Blutes in den Gefäßknäueln (Glomeruli) der Nierenkörperchen bildet. Anhand des Anstiegs von Kreatinin im Blut lässt sich laut KDIGO die akute Niereninsuffizienz in drei Stadien einteilen:
- Stadium 1 liegt vor bei Anstieg des Kreatininwertes um 0,3 mg/dl innerhalb von 48 Stunden oder bei einem Anstieg um das 1,5- bis 1,9-Fache innerhalb von 7 Tagen.
- Stadium 2 liegt vor bei Anstieg des Kreatininwertes um das 2- bis 2,9-Fache innerhalb von 7 Tagen.
- Stadium 3 liegt vor ab einem Anstieg des Kreatininwertes um das 3-Fache innerhalb von 7 Tagen oder ab einem Kreatininwert von 4 mg/dl oder wenn eine Dialysebehandlung nötig wird oder wenn bei unter 18-Jährigen die glomeruläre Filtrationsrate (geschätzt anhand des Kreatininwertes) unter 35 ml/min (bezogen auf eine Standardkörperoberfläche von 1,73 m²) liegt.
Ein normaler Kreatininwert schließt eine Nierenschwäche allerdings nicht aus. Darum erfassen Ärztinnen und Ärzte bei akuter Niereninsuffizienz zusätzlich die Urinausscheidung, um das Stadium der Nierenfunktionsstörung zu bestimmen.
Akute Niereninsuffizienz und Urinausscheidung
Um die Urinausscheidung zu beurteilen, wird der Urin beim Wasserlassen in einem Gefäß aufgefangen. Wenn jemand über mindestens sechs Stunden stündlich weniger als 0,5 Milliliter Urin pro Kilogramm Körpergewicht (ml/kg/h) ausscheidet, spricht das für eine akute Niereninsuffizienz – vorausgesetzt, die betroffene Person hat genug getrunken und ihre Harnwege sind nicht blockiert.
Wie beim Kreatininwert unterteilen Medizinerinnen und Mediziner auch bei der Urinausscheidung die akute Niereninsuffizienz in drei Stadien:
- In Stadium 1 beträgt die Urinausscheidung für 6 bis 12 Stunden weniger als 0,5 ml/kg/h.
- In Stadium 2 beträgt die Urinausscheidung für über 12 Stunden weniger als 0,5 ml/kg/h.
- In Stadium 3 beträgt die Urinausscheidung für über 24 Stunden weniger als 0,3 ml/kg/h oder entspricht für über 12 Stunden einer sogenannten Anurie (= Urinausscheidung von weniger als 100 ml/Tag).
Wichtiger Hinweis
Wenn der Kreatininwert bei akuter Niereninsuffizienz ein anderes Stadium ergibt als die Urinausscheidung, ist das jeweils höhere Stadium entscheidend.
Chronische Niereninsuffizienz und glomeruläre Filtrationsrate
Eine chronische Niereninsuffizienz diagnostizieren Ärztinnen und Ärzte, wenn nachweislich über drei Monate lang die Nierenfunktion vermindert ist und/oder die Nieren dauerhaft geschädigt sind und dadurch der Gesundheitszustand beeinträchtigt ist.
Zur Beurteilung der Nierenfunktion dient die glomeruläre Filtrationsrate (GFR): Diese gibt die Filtrationsleistung der Nieren in Millilitern pro Minute an, bezogen auf eine Standardkörperoberfläche von 1,73 Quadratmetern (ml/min/1,73 m²). Anhand dieses Wertes teilen Ärztinnen und Ärzte die chronische Niereninsuffizienz in Stadien ein, woraus sich das Risiko für ein Fortschreiten der Nierenschwäche und für Herz-Kreislauf-Komplikationen ergibt.
Dabei ist es üblich, die glomeruläre Filtrationsrate mithilfe einer Formel zu schätzen – etwa anhand des Kreatininwertes im Blut. Je nachdem, wie stark die GFR danach vermindert ist, kann die chronische Niereninsuffizienz nach KDIGO-Einteilung sechs Stadien durchlaufen:
Stadium | GFR | Beschreibung |
---|---|---|
G1 | ≥ 90 | normale oder hohe Nierenfunktion |
G2 | 60–89 | leicht verringerte Nierenfunktion |
G3a | 45–59 | leichte bis mäßige Funktionseinschränkung |
G3b | 30–44 | mäßige bis starke Funktionseinschränkung |
G4 | 15–29 | stark verringerte Nierenfunktion |
G5 | < 15 | chronisches Nierenversagen (veraltet: terminale Niereninsuffizienz) |
Allerdings gibt es für die glomeruläre Filtrationsrate keine allgemeingültigen Normalwerte: Die normale Filtrationsleistung der Nieren ist abhängig von Alter, Geschlecht, Hautfarbe und Muskelmasse. Dies ist bei der Beurteilung der geschätzten GFR mit zu berücksichtigen. Um ein möglichst zuverlässiges Ergebnis zu erhalten, ziehen Fachleute zur Stadieneinteilung der chronischen Niereninsuffizienz außerdem einen zweiten Wert hinzu: die Albuminausscheidung.
Chronische Niereninsuffizienz und Albumin
Gesunde Nieren filtern bestimmte Stoffe, die für den Körper wichtig sind – wie etwa Eiweiße –, aus dem Primärharn zurück, sodass diese wieder ins Blut gelangen. Im ausgeschiedenen Urin sind Eiweiße also normalerweise nicht oder höchstens in geringen Mengen nachweisbar. Eine chronische Niereninsuffizienz kann dies jedoch ändern.
Bei Menschen mit geschädigten Nieren findet sich typischerweise vermehrt Eiweiß im Urin: Fachleute bezeichnen dies als Proteinurie. Als besonders wichtiges Anzeichen für mögliche Nierenschäden gilt das Eiweiß Albumin im Urin – fachsprachlich Albuminurie genannt. Darum stützt sich die Einteilung der chronischen Niereninsuffizienz in Stadien zusätzlich auf die Albuminausscheidung.
Bestimmt wird die Albuminausscheidung entweder im 24-Stunden-Sammelurin (angegeben in Milligramm pro Tag = mg/24 h) oder in einer einfachen Urinprobe als Albumin-Kreatinin-Quotient (angegeben in Milligramm pro Gramm = mg/g). Beide Werte gelten als annähernd gleichwertig. Mit ihrer Hilfe lässt sich die chronische Niereninsuffizienz in folgende drei Stadien einteilen:
Stadium | Beschreibung | Albuminausscheidung |
---|---|---|
A1 | Albuminausscheidung normal oder leicht erhöht | < 30 mg/24 h bzw. mg/g |
A2 | Albuminausscheidung mäßig erhöht | 30–300 mg/24 h bzw. mg/g |
A3 | Albuminausscheidung deutlich erhöht | > 300 mg/24 h bzw. mg/g |
Um das Stadium der chronischen Niereninsuffizienz anzugeben, lassen sich nun die Kürzel für die beiden ermittelten Stadien miteinander kombinieren: Eine leicht verringerte glomeruläre Infiltrationsrate (= G2) und eine nur leicht erhöhte Albuminausscheidung (= A1) ergeben beispielsweise das Stadium G2A1.
Chronische Nierenerkrankungen können die verschiedenen Stadien in Monaten oder Jahren durchlaufen, wobei die einzelnen Stadien fließend ineinander übergehen. Ärztinnen und Ärzte nutzen die Einteilung der chronischen Niereninsuffizienz, um anhand der ermittelten Stadien das Risiko für den weiteren Verlauf einzuschätzen:
- Als niedrig gilt das Risiko in den Stadien G1A1 und G2A1.
- Als mäßig gilt das Risiko in den Stadien G3aA1, G1A2 und G2A2.
- Als hoch gilt das Risiko in den Stadien G3bA1, G3aA2, G1A3 und G2A3.
- Als sehr hoch gilt das Risiko in den Stadien G4A1, G5A1, G3bA2, G4A2, G5A2, G3aA3, G3bA3, G4A3 und G5A3.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Online-Informationen des öffentlichen Gesundheitsportals Österreichs: www.gesundheit.gv.at (Abrufdatum: 20.5.2022)
- Chronische Nierenerkrankung (CKD). Online-Informationen von AMBOSS: www.amboss.com (Stand: 25.4.2022)
- Chronische Nierenkrankheit. Online-Informationen von Deximed: deximed.de (Stand: 23.3.2022)
- Akute Nierenschädigung (Akutes Nierenversagen, Akute Niereninsuffizienz, AKI). Online-Informationen von AMBOSS: www.amboss.com (Stand: 1.3.2022)
- Akutes Nierenversagen (AKI = Acute Kidney Injury). Online-Informationen von Deximed: deximed.de (Stand: 11.2.2021)
- Niereninsuffizienz. Online-Informationen des Pschyrembel: www.pschyrembel.de (Stand: April 2020)
- Niereninsuffizienz. Online-Informationen von Deximed: deximed.de (Stand: 16.7.2019)
- Chronische Nierenerkrankung. Online-Informationen des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): www.gesundheitsinformation.de (Stand: 21.3.2018)