Gutartig heißt nicht harmlos Diese Tumoren sind kein Krebs – bergen aber Risiken
Wer den Begriff Tumor hört, denkt unweigerlich an Krebs. Es gibt neben den bösartigen Tumoren auch gutartige Geschwülste wie Zysten oder Polypen. Wir klären, wann diese dennoch behandelt werden müssen.
Die Bezeichnung Tumor beschreibt jede Zunahme beziehungsweise Neubildung von Gewebe. Neben den bösartigen Wucherungen gibt es auch gutartige Formen, die sogenannten benignen Tumoren. Diese können sich überall im und am Körper bilden: an den Organen wie beispielsweise in Leber, Lunge, Magen und im Gehirn, aber auch auf der Haut, an den Gelenken und Knochen sowie in den Muskeln und Drüsen.
Gutartige Tumoren werden nach dem Gewebe unterschieden, aus dem sie sich gebildet haben. Einige Beispiele dafür sind:
- Fibrom: Der Tumor besteht aus Bindegewebe.
- Lipom: Der Tumor besteht aus Fettgewebe.
- Myom: Der Tumor besteht aus Muskelgewebe.
- Angiom: Der Tumor besteht aus Blutgefäßen.
- Chondrom: Der Tumor besteht aus Knorpelgewebe.
- Polyp: Der Tumor besteht aus Schleimhautgewebe.
- Adenom: Der Tumor besteht aus Drüsengewebe.
Keine Metastasen – dennoch nicht ungefährlich
Gutartige Tumoren unterscheiden sich von den bösartigen darin, dass sie keine Metastasen bilden, also nicht streuen, und nicht in das umliegende Gewebe hineinwachsen. Im Normalfall beeinträchtigen sie das Leben der Betroffenen nicht.
Doch obwohl sie gutartig sind, bergen einige von ihnen Risiken: Entweder können sie zu bösartigen Tumoren entarten oder sie vergrößern sich so stark, dass sie die Funktionen anderer Organe beeinflussen. Viele verursachen zudem auch Schmerzen, wenn sie sich an einem empfindlichen Bereich angesiedelt haben. Dann müssen sie behandelt werden.
Viele gutartige Tumoren bleiben unentdeckt
Warum sich die Geschwülste bilden, ist wissenschaftlich nicht abschließend geklärt. Experten vermuten als Einflussfaktoren unter anderem eine genetische Veranlagung, Hormoneinwirkungen, Umweltgifte, eine falsche Ernährung, Entzündungen und Stress.
Viele der gutartigen Wucherungen bleiben unerkannt. Einige werden im Zuge von Routine- oder Krebsfrüherkennungsuntersuchungen entdeckt. In manchen Fällen wird man auf sie aufmerksam, weil sie Körperfunktionen beeinflussen. Und teilweise können sie auch zu einem kosmetischen Problem werden. Der Arzt muss von Fall zu Fall entscheiden, ob es ausreicht, den Tumor weiter zu beobachten oder ob er besser entfernt werden sollte.
Weibliche Brust besonders oft betroffen
Besonders die weibliche Brust ist häufig von gutartigen Tumoren betroffen. Das liegt an der hohen Dichte von Drüsen-, Binde- und Fettgewebe. Zu den häufigsten gutartigen Neubildungen in der Brust zählen die sogenannten Fibroadenome. Sie entstehen aufgrund einer Wucherung von Binde- und Drüsengewebe.
Nach Angaben des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) fühlen sich Fibroadenome gummiartig an und lassen sich leicht verschieben. Besonders oft bildet sich dieser gutartige Tumor zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr, da das Gewebe hormonabhängig ist. Lipome, also Tumoren aus Fettgewebe, können sich in der Brust ebenfalls bilden. Laut DKFZ stellen sie aber kein Krebsrisiko dar. Auch bei Fibroadenomen reiche die regelmäßige Kontrolle beim Frauenarzt aus, so das Zentrum. Eine Steigerung des Brustkrebsrisikos sei allerdings nicht ganz auszuschließen.
Harmlose Zysten können bösartig werden
Aber auch Zysten, kleine mit Flüssigkeit gefüllte Bläschen, entstehen immer wieder in der weiblichen Brust. Da die gutartige Zyste das Potenzial hat zu entarten, raten Ärzte entweder zu einer regelmäßigen Beobachtung oder zu einer Entfernung der Blase. Ab einer Größe von eineinhalb Zentimetern wird die Blase in der Regel sicherheitshalber punktiert, also die enthaltene Flüssigkeit mit einer Hohlnadel aufgenommen und auf Zellveränderungen überprüft, wie der Berufsverband der Frauenärzte weiß.
Polypen haben ein hohes Entartungsrisiko
Polypen tragen ebenfalls das Risiko in sich, bösartig zu werden. Bei ihnen handelt es sich um eine Ausstülpung der Schleimhaut, die besonders häufig im Darm anzutreffen ist. Dort wird der Polyp in der Regel im Zuge der Darmkrebsfrüherkennung entdeckt und auch sofort entfernt. Das ist eine sehr wichtige Vorbeugemaßnahme. Denn nach Angaben der Deutschen Krebshilfe entstehen fast alle Darmkrebserkrankungen aus gutartigen Vorformen.
Myome nisten sich in der Gebärmutter ein
Neben Zysten und Polypen sind Frauen häufig auch von Myomen betroffen. Laut dem Berufsverband der Frauenärzte gehören die Wucherungen in der Gebärmutterschleimhaut zu den häufigsten gutartigen Tumoren des weiblichen Genitaltrakts und können sich bei jeder Frau entwickeln. Myome werden ebenfalls meist im Zuge der Krebsfrüherkennung entdeckt.
Obwohl sie gutartig sind, sorgen Myome oft für Probleme. Starke Monatsblutungen, ein Ziehen im Unterleib oder Schmerzen beim Geschlechtsverkehr sind mögliche Beschwerden. Zudem können Myome auch Schwangerschaften verhindern. Der Berufsverband schätzt, dass in Europa jede vierte bis sechste Frau im gebärfähigen Alter betroffen ist. Behandelt werden müssen Myome dann, wenn die Frauen unter ihnen leiden oder sie außergewöhnlich schnell wachsen. Kontrolliert werden müssen sie in jedem Fall.
Gutartiger Tumor kann sich auch an den Gelenken bilden
Neben den bereits genannten gutartigen Tumoren gibt es auch knorpelbildende Wucherungen. Ärzte sprechen dann von Chondromen. Diese bilden sich in der Nähe von Gelenken. Um eine Behandlung kommen die Patienten dann nicht herum, wenn der Tumor auf Gefäße oder Nerven drückt und so zu Schmerzen, Missempfindungen oder eingeschränkter Bewegungsfreiheit führt. Männer und Frauen sind gleichermaßen betroffen. Auch wenn das Risiko einer Entartung sehr gering ist, gilt auch hier: Der Tumor sollte in regelmäßigen Abständen untersucht werden.
Veränderungen der Haut kritisch beobachten
Doch die gutartigen Geschwülste treten nicht nur im Körperinneren auf. Auch unsere Haut kann betroffen sein. So zählen beispielsweise Warzen oder die sogenannten aktinischen Keratosen zu den gutartigen Hautveränderungen. Bei den aktinischen Keratosen handelt es sich um eine Verhornungsstörung der oberen Hautschicht aufgrund von häufiger UV-Licht-Einwirkung. Die Hautzellen beginnen, unkontrolliert zu wachsen.
Eigentlich sind die Verkrustungen mit der rötlich-braunen Färbung harmlos. Doch in jedem fünften Fall entarten sie zu weißem Hautkrebs, wie der Berufsverband Deutscher Dermatologen (BVDD) weiß. Die Übergänge zwischen aktinischen Keratosen und Hautkrebs seien fließend, so die Warnung. Veränderungen sowie Neubildungen auf der Haut sollten daher immer einem Hautarzt gezeigt werden.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Deutsches Krebsforschungszentrum
- Berufsverband Deutscher Dermatologen
- Berufsverband der Frauenärzte
- Deutsche Krebshilfe
- Eigene Recherche