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Blasenschwäche: Was Beckenbodentraining bei Harninkontinenz bewirkt


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Schwache Blase?
Was regelmäßiges Beckenbodentraining bewirkt

  • Ann-Kathrin Landzettel
Ann-Kathrin Landzettel

Aktualisiert am 16.06.2023Lesedauer: 3 Min.
Junge Frau liegt während Beckenbodenübung auf den Boden: Regelmäßiges Beckenbodentraining stärkt die Stützfunktion der Muskulatur und die Speicherfunktion der Blase.Vergrößern des Bildes
Regelmäßiges Beckenbodentraining stärkt die Stützfunktion der Muskulatur und die Speicherfunktion der Blase. (Quelle: автор/getty-images-bilder)
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Blasenschwäche ist für viele immer noch ein Tabuthema. Viele Betroffene schämen sich und verzichten sogar auf bestimmte Freizeitaktivitäten.

Doch eine schwache Blase ist nichts, was man einfach so hinnehmen muss. Glücklicherweise gibt es Maßnahme, die helfen, das Problem in den Griff zu bekommen.

Welche Aufgabe hat der Beckenboden?

Der Beckenboden besteht aus Muskeln und Bändern und schließt den Bauchraum und die Beckenorgane von unten ab. Man kann sich die Beckenbodenmuskulatur mit ihren Bändern wie eine Art Stütznetz vorstellen. Die Muskeln erstrecken sich vom Schambeinknochen bis nach hinten zum Kreuz- und Steißbein, seitlich setzen die Muskeln an beiden Sitzbeinhöckern an. Im Beckenboden befinden sich Durchgänge für den Enddarm, die Harnröhre – bei Frauen zusätzlich noch für die Scheide. Beim Wasserlassen, beim Stuhlgang und bei Frauen beim Geschlechtsverkehr und der Geburt entspannen sich die Beckenbodenmuskeln.

Sind das Bindegewebe, die Muskulatur und die Bänder geschwächt oder die Nerven geschädigt, kommt es zu Störungen. Es kann unter anderem passieren, dass der Schließmuskel der Blase nicht mehr richtig arbeitet. Da Frauen drei Durchgänge haben statt zwei, ihr Bindegewebe dehnbarer ist und ihr Beckenboden durch Schwangerschaften und Geburten geschwächt wird, leiden sie häufiger unter einer Harninkontinenz als Männer.

Was ist Harninkontinenz?

Bei Harninkontinenz kommt es zum plötzlichen Verlust von Harn. Mediziner unterscheiden verschiedene Harninkontinenz-Formen. Die drei häufigsten sind:

Belastungsinkontinenz: Der Harnverlust ist die Folge von Druck auf den Bauchraum, wie er beim Lachen, Husten, Niesen oder schweren Heben entsteht. Der Urinverlust kann sehr gering sein. Doch es können auch größere Mengen abgehen. Betroffene spüren meist keinen Harndrang, bevor sie Urin verlieren. Ursache ist oft ein geschwächter Beckenboden oder verletzte Bänder im Beckenboden.

Dranginkontinenz: Die Betroffenen verspüren einen plötzlich einsetzenden, sehr starken Harndrang – auch wenn die Blase noch nicht gefüllt ist. Der Drang kann so intensiv sein, dass sie es nicht mehr rechtzeitig zur Toilette schaffen. Der Urin geht schwallartig ab. Ursache ist eine Reizung und Überreaktion der Nerven in der Blase.

Mischinkontinenz: Bei der Mischinkontinenz handelt es sich um eine Mischform aus Belastungs- und Dranginkontinenz.

Bei Frauen ist die Belastungsinkontinenz die häufigste Form der Inkontinenz. Rund die Hälfte aller Frauen mit Harninkontinenz hat eine Belastungsinkontinenz. Männer sind eher von Dranginkontinenz betroffen.

Beckenbodenübungen stabilisieren Blase und Harnröhre

Regelmäßiges Beckenbodentraining kann in vielen Fällen sowohl Betroffenen mit einer Belastungsinkontinenz als auch mit einer Dranginkontinenz helfen, die Harninkontinenz zu lindern oder zu stoppen. Beim Beckenbodentraining lernen die Teilnehmenden unter anderem das willkürliche An- und Entspannen der Beckenbodenmuskeln. Durch regelmäßiges Training wird der Beckenboden in seiner Stützfunktion gestärkt.

"Beckenbodentraining ist bei einer Harninkontinenz immer ein Versuch wert – sowohl bei der Belastungsinkontinenz als auch bei der Dranginkontinenz", sagt Prof. Ursula Peschers, Frauenärztin und Koordinatorin des Bayerischen Beckenbodenzentrums im Isarklinikum München sowie Mitglied im Expertenrat der Deutschen Kontinenz Gesellschaft e. V. "Ein gekräftigter Beckenboden kann ein schwaches Bindegewebe oder gedehnte Bänder in vielen Fällen so gut kompensieren und die Muskulatur des Blasenschließmuskels so trainieren, dass sich die Inkontinenz oft deutlich verbessert."

(Quelle: Privat)


Prof. Dr. Ursula Peschers ist Frauenärztin und Koordinatorin des Bayerischen Beckenbodenzentrums im Isarklinikum München sowie Mitglied im Expertenrat der Deutschen Kontinenz Gesellschaft e. V.

Beckenbodentraining ist nicht nur An- und Entspannen

Die Expertin rät, Beckenbodentraining unter professioneller Anleitung zu erlernen. "So ist das Training nicht nur auf die individuellen Bedürfnisse angepasst. Die Betroffenen haben zudem die direkte Rückmeldung, ob sie die Übungen richtig ausführen. Man kann einiges falsch machen – was sich ungünstig auf die Harninkontinenz auswirken kann", sagt Peschers. "Aus meiner Erfahrung profitiert etwa die Hälfte der Frauen mit Inkontinenz von regelmäßigem Training."

Bei der speziellen Physiotherapie für den Beckenboden lernen Betroffene weit mehr als gezieltes An- und Entspannen des Beckenbodens. Sie lernen auch, wie sie den Beckenboden im Alltag möglichst entlasten können. Das umfasst die richtige Haltung ebenso wie richtiges Heben, richtiges Aufstehen und druckarmes Niesen und Husten. Auch mit einer entsprechenden Atemtechnik kann der Beckenboden gesteuert werden, da Zwerchfell und Beckenboden eng miteinander zusammenhängen. Beim Einatmen senkt sich das Zwerchfell, damit sich die Bauchorgane nach unten bewegen können. Dabei dehnt sich auch der Beckenboden nach unten aus. Beim Ausatmen hebt sich das Zwerchfell wieder und die Beckenbodenmuskulatur zieht sich wieder zusammen. Der Beckenboden hebt sich nach oben.

Wie einen Physiotherapeuten für Beckenbodentraining finden?

Beckenbodentraining wird vom behandelnden Arzt verschrieben. Die Krankenkassen übernehmen die Kosten für die spezielle Physiotherapie für den Beckenboden. "Frauen, aber auch Männer, die unwillkürlichen Harnverlust bemerken, sollten sich nicht scheuen, Kontakt zu einem Arzt aufzunehmen. Bei Frauen ist es in der Regel zuerst der Gynäkologe, bei Männern der Urologe", sagt Peschers. "Über die Suche der Deutschen Kontinenz Gesellschaft können Betroffene zudem spezielle Ärztliche Beratungsstellen, Kontinenz- und Beckenboden-Zentren in der Nähe finden. Auf der Internetseite der AG-GGUP – Gynäkologie Geburtshilfe Urologie Proktologie finden Betroffene eine Therapeutenliste Beckenboden."

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Harn-Inkontinenz. Online-Information der Deutschen Kontinenz Gesellschaft e. V. (Stand: Aufgerufen am 18. Januar 2022)
  • Ärztliche Beratungsstellen sowie Kontinenz- und Beckenboden-Zentren. Online-Suche der Deutschen Kontinenz Gesellschaft e. V. (Stand: Aufgerufen am 18. Januar 2022)
  • Therapeutenliste Beckenboden. Online-Angebot der AG GGUP – Gynäkologie Geburtshilfe Urologie Proktologie im Deutschen Verband für Physiotherapie ZVK e.V.(Stand: Aufgerufen am 18. Januar 2022)
  • Was ist Harninkontinenz? Online-Information der Stiftung Gesundheitswissen. (Stand: 28. November 2019)
  • Harninkontinenz. Online-Information der Deutschen Gesellschaft für Urologie e. V. (Stand: 31. August 2021)
  • Häufiger als angenommen: Inkontinenz in der Schwangerschaft. Online-Information der Deutschen Gesellschaft für Urologie e. V. (Stand: 8. Dezember 2021)
  • Wie funktioniert ein Beckenbodentraining? Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). (Stand: 29. Dezember 2016)
  • Beckenbodentipps für den Alltag. Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). (Stand: 29. Dezember 2016)
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