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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Neue Analysen Wie hoch ist das Corona-Risiko auf öffentlichen Toiletten?
Toiletten sind ein Sammelplatz für Viren und Bakterien – und damit ein potenzieller Ansteckungsort für Krankheiten. Doch wie hoch ist die Infektionsgefahr mit dem Coronavirus dort? Wissenschaftler haben Antworten gefunden.
Wenn es um Risikoorte für eine Corona-Ansteckung geht, könnten Toiletten eine Rolle spielen. Das legen neue Untersuchungen nahe. Bereits 2020 gab es erste Hinweise darauf von chinesischen Wissenschaftlern. Doch jetzt wird deutlich: Insbesondere auf öffentlichen Toiletten ist das Risiko für eine Corona-Infektionen offenbar erhöht.
Neue US-Studie: Infektionsquelle Toilette?
Forscher der Florida Atlantic University haben in Experimenten herausgefunden, dass beim Spülen sowohl von Toiletten als auch von Urinalen die Aerosolwerte in der Umgebung drastisch ansteigen. Das ist insofern problematisch, als dass sich in stehendem Wasser sowie in Urin, Fäkalien oder Erbrochenem üblicherweise eine Vielzahl von Krankheitserregern finden.
Werden diese Tröpfchen in die Luft geschleudert, können sich beispielsweise Noroviren oder das Coronavirus SARS-CoV-2 verbreiten. In ihren Versuchen konnten die Forscher Tröpfchen in Höhen von bis zu 1,5 Metern für 20 Sekunden oder länger nach dem Auslösen der Spülung nachweisen. Toilettenspülungen stellen demnach ein erhebliches Corona-Infektionsrisiko dar, so ihr Fazit.
Aerosole sind ein Gemisch aus festen oder flüssigen Schwebeteilchen. Ihre Größe reicht dabei von wenigen Nanometern bis zu mehreren Mikrometern. Sie können Viruspartikel enthalten und längere Zeit in der Luft schweben, bevor sie zu Boden sinken.
Denn obwohl gerade bei Covid-19 der Infektionsweg über die Atemwege am häufigsten vorkommt, habe man auch eine geringe Zahl lebensfähiger Viren in Urin- und Stuhlproben gefunden. Es könnten also auch alternative Übertragungswege existieren, heißt es in der Studie. Die Ergebnisse wurden im englischsprachigen Fachmagazin "Physics of Fluids" veröffentlicht.
Forscher warnen: hohe Aerosolbelastung in öffentlichen Toiletten
Das Problem bei öffentlichen Toiletten: Sie sind meist recht eng, stark besucht und oft nicht ausreichend belüftet. Doch wie die Studie außerdem ermittelt hat, konnte auch ein Belüftungssystem das Anhäufen von Aerosolen nicht verhindern. Langfristig könnten die Tröpfchen also durch Aufwinde in die Höhe geschleudert werden – sei es, weil die Lüftungsanlage oder vorbeigehende Menschen solche Luftströmungen erzeugen.
Ein geschlossener Toilettendeckel beim Spülen hilft übrigens nur bedingt, die Tröpfchen aufzuhalten. Die Forscher entdeckten zumindest eine geringere Anzahl von Aerosolen in der Luft, wenn die Toilette mit geschlossenem Deckel gespült wurde. Sie nehmen jedoch an, dass die Aerosole auch durch die Lücken zwischen Deckel und Klobrille austreten können. Zudem hätten viele Toiletten im öffentlichen Raum vor allem in den USA gar keinen Deckel.
Schutz vor Aerosolen: Maske aufbehalten
Um sich vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus auf öffentlichen Toiletten zu schützen, sollten Sie sich nicht direkt auf die Toilettenbrillen setzen und die gängigen Hygieneempfehlungen beachten.
Dazu zählt nicht zuletzt: Maske in der Toilettenkabine aufbehalten.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Physics of Fluids: "Aerosol generation in public restrooms"
- Pressemitteilung der Florida Atlantic University
- Ärzteblatt
- Eigene Recherche