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Corona-Variante aus Indien in Europa angekommen: Wie gefährlich ist die Mutation?


Vereinzelte Fälle in Deutschland
Wie gefährlich ist die Corona-Variante aus Indien?

Von afp
Aktualisiert am 27.04.2021Lesedauer: 3 Min.
Corona-Lage: Das Gesundheitssystem droht in Indien zu kollabieren.Vergrößern des Bildes
Corona-Lage: Das Gesundheitssystem droht in Indien zu kollabieren. (Quelle: Hindustan Times/imago-images-bilder)
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Höchststände an Neuinfektionen und knappe Ressourcen: Die Corona-Lage in Indien spitzt sich zu. Welche Rolle spielt die Ausbreitung der indischen Mutante? Und wirken die Impfstoffe gegen sie?

Indiens Gesundheitssystem droht unter der Corona-Last zusammenzubrechen. Der rasante Anstieg der täglichen Neuinfektionen hat in Indien zu einer Knappheit an Medikamenten und medizinischem Sauerstoff geführt, vor den Krankenhäusern stehen die Patienten Schlange. Mitverantwortlich für die dramatische Lage ist vermutlich die neue Virus-Mutante B.1.617. Deutschland hat deshalb wie andere Länder ab Montag einen weitgehenden Einreisestopp für Indien verhängt. Was über die indische Mutation bislang bekannt ist:

Woher kommt die Mutante?

Viren sind ständig im Wandel. Das Virus, das die weltweite Corona-Pandemie ausgelöst hat, hat bereits Tausende Mutationen durchlaufen, einige davon sind bedenklicher als andere. Indien meldete der Sequenzdatenbank der Global Initiative for Sharing All Influenza Data (Gisaid) erstmals im Oktober 2020 das Auftreten des Genoms B.1.617.

Das indische Gesundheitsministerium wies Ende März 2021 auf die Variante hin. Zu diesem Zeitpunkt wurde sie demnach bei 15 bis 20 Prozent der analysierten Proben in dem am stärksten von der Pandemie betroffenen Bundesstaat Maharashtra nachgewiesen. Jüngsten Angaben zufolge macht B.1.617 in Indien mittlerweile rund 60 Prozent der Corona-Neuinfektionen aus. Auch in 18 weiteren Ländern wurde die Variante bereits festgestellt, darunter Großbritannien.

Besteht Grund zur Sorge?

Die Mutante B.1.617 wurde von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bislang als "von Interesse" eingestuft. Anders als die Varianten, die zuerst in Brasilien, Südafrika und Großbritannien entdeckt wurden, gilt B.1.617 bislang nicht als "besorgniserregend".

Als besorgniserregend gilt eine Variante nach WHO-Angaben, wenn bekannt ist, dass sie sich leichter ausbreitet, schwerere Krankheiten verursacht, dem Immunsystem entgeht, das klinische Erscheinungsbild verändert oder die Wirksamkeit der bekannten Instrumente verringert.

Die Variante weist mehrere Mutationen auf, darunter E484Q und L452R. Mit diesen Abkürzungen wird die genaue Position der jeweiligen Erbgutveränderung im Virusgenom angegeben. Die beiden Mutationen sind der Grund, warum B.1.617 auch als "Doppelmutante" bezeichnet wird.

E484Q ähnelt einer Mutation, die auch bei den südafrikanischen, brasilianischen und britischen Mutanten festgestellt wurde: der Mutation E484K. Diese wird von Experten als "Escape-Mutation" bezeichnet, da sie dem Virus hilft, dem Immunsystem des menschlichen Körpers zu entkommen. Dann wären Genesene nicht mehr vor einer neuen Infektion geschützt. Die zweite Mutation, L452R, ist einer kalifornischen Studie zufolge ein "effizienter Verbreiter" für das Virus.

Ob die beiden Mutationen die Variante tatsächlich gefährlicher machen, ist noch nicht abschließend geklärt. Wissenschaftlern zufolge sind weitere Daten nötig, um B.1.617 als gefährliche Variante einzustufen.

Ist die Mutante verantwortlich für den rasanten Anstieg der Fälle in Indien?

Nach Angaben des Direktors des Zentrums für Zell- und Molekularbiologie in Hyderabad, Rakesh Mishra, hat sich die indische Mutante bislang erfolgreicher verbreitet als andere Virusvarianten. "Langsam wird sie sich durchsetzen und die anderen Varianten verdrängen", sagt er.

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Das muss jedoch nicht heißen, dass die dramatische Corona-Lage in Indien allein auf die Mutante zurückzuführen ist. Schuld daran könnten ebenso die Unbekümmertheit sein, mit der Indiens Zentralregierung und die Behörden der Bundesstaaten der Pandemie in den vergangenen Monaten begegneten.

Als die Fälle im Oktober und November 2020 zu sinken begannen, lockerte die Regierung ihre Maßnahmen deutlich, es gab zahlreiche Großveranstaltungen, bei der sich die Menschen ohne Schutzmasken drängten. Zudem verbreitet sich nach WHO-Angaben die indische Corona-Variante neben anderen ansteckenderen Varianten wie der zuerst in Großbritannien nachgewiesenen Variante B.1.1.7.

Ob die indische Variante mehr schwere Krankheitsverläufe auslöse und damit zu höheren Todeszahlen beitrage, sei bislang ebenfalls nicht klar, teilt eine WHO-Sprecherin in Genf mit. Die höheren Todeszahlen könnten auch daran liegen, dass Kliniken ihre Kapazitätsgrenzen erreicht haben.

Wirken Impfstoffe gegen die Mutante?

Die indische Mutation E484Q ist verwandt mit der britischen, südafrikanischen und brasilianischen Mutation E484K. Diese steht im Verdacht, den Schutz durch die Antikörper zu verringern, die ein Mensch nach einer vorangegangenen Erkrankung oder Impfung gegen das Coronavirus aufgebaut hat, wie der Evolutionsvirologe Stephen Goldstein von der Universität Utah erklärt.

Nach Angaben des indischen Experten Mishra wird die Wirksamkeit von Impfstoffen gegen die indische Mutante derzeit getestet. Experten sind der Meinung, dass eine Impfung in jedem Fall einen gewissen Schutz bietet, insbesondere vor einem schweren Verlauf der Krankheit.

Wie lässt sich die Krise bewältigen?

Wenn es mehr Wirte für das Virus gibt – also mehr Menschen mit einer Corona-Infektion – kann das Virus schneller mutieren. Nach Angaben des Experten Mishra ist es daher dringend erforderlich, dass Indien den Ausbruch in den Griff bekommt. Kürzlich sorgte eine weitere neue Variante mit der Bezeichnung B.1.618 für Aufsehen. Sie hat sich in Indien offenbar bereits als drittgrößte Mutante verbreitet.

Evolutionsvirologe Goldstein verweist auf den Erfolg Großbritanniens bei der Eindämmung der britischen Variante: "Es kann ziemlich mühsam sein, aber es ist machbar." Die rasche Ausweitung der Impfkampagne habe den Briten dabei sicherlich in die Hände gespielt. "Aber es ist der Lockdown, der es ihnen ermöglicht hat, den Anstieg der Fälle zu bremsen und das Ruder herumzureißen."

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur AFP
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